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Die Passage der Cervix

Nach der Ejakulation sind die Spermien vom leicht alkalisch puffernden Seminalplasma umhüllt, das sie vor dem sauren Scheidenmilieu schützt. Trotzdem geht ein grosser Teil der Spermien dort zugrunde. Die Überlebenden werden durch das alkalische, spermienfreundliche Milieu der Cervix angezogen.

Um den Zeitpunkt der Ovulation ändern sich die Eigenschaften der Cervix und des Cervixschleims. So verändert sich die Cervix von einer «spermienfeindlichen» zu einer sehr «spermienfreundlichen» Umgebung.

Vor der Ovulation (Abb.26) ist der Cervixkanal eng und der Cervixschleim stark vernetzt (er bildet den sogenannten Cervixpfropf) was eine Spermienpassage verhindert.

Mit der Ovulation (Abb.27) wird die Cervix locker und der Kanal weit. Die Schleimhautfalten (Abb.28) nehmen zu und lassen tiefere und verzweigte Krypten entstehen, es gibt mehr Cervixdrüsen.
Unter dem Einfluss des kurz vor der Ovulation ansteigenden Östradiols wird der Cervixschleim umstrukturiert. Der Schleimpfropf wird dadurch für Spermien durchgängig.

Abb. 26 - Cervixkanal
vor Ovulation
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  1. Spermien
  2. Schleimfäden (stark vernetzt)
  3. Krypte einer Cervixdrüse

Abb. 27 - Cervixkanal
während Ovulation
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Schleimfäden (weitmaschig)
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Portioeingang

Legende
Abb. 26

Vor der Ovulation ist der Cervixkanal eng, mit wenigen und kleinen Cervixdrüsen und der Schleim ist stark vernetzt). Die Spermein "stauen" sich am Portioiengang.

Abb. 27

Bei der Ovulation wird der Cervixkanal weit, mit vielen weitverzweigten Cervixdrüsen und der Schleim wird weitmaschig, es bilden sich Kanäle darin aus. Die Spermien können passieren.
Ähnliche Zeichnungen entstanden schon 1953 durch Hempel, der die Strukturveränderungen im cervikalen Schleim um den Ovulationszeitpunkt darstellen konnte.

Beim Umbau des Cervixpfropfs wird der Schleim dünnflüssiger. Darin sollen sich regelrechte, von spezifischen chemotaktischen Molekülen ausgekleidete Kanäle bilden, in denen die Spermien die Cervix bevorzugt passieren können.
Zusätzlich weist der Schleim zum Ovulationszeitpunkt einen alkalischen pH-Wert auf, den die Spermien gegenüber dem sauren Vaginalsekret bevorzugen.

Die aktive Passage der Cervix ist für die Selektion der Spermien von Bedeutung. Der zervikale Schleimpfropf wirkt als Filter in dem atypische Spermien hängen bleiben. Sie werden durch einen hydrodynamischen Effekt an der Aszension gehindert. Durch diesen einfachen Mechanismus wird sichergestellt, dass nur normal geformte und gut motile Spermien die Mukus-Barriere der Cervix überwinden können.

Kommentar
Bei der assistierten Befruchtung wird der Vorgang der Spermienfiltration und -selektion durch die Zentrifugation durch ein Dichtegradienten-Gel erreicht.
Abb. 28 - Histologisches Schnittbild des Cervixkanals
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  1. Epithel (Schleimproduzierend)
  2. Cervixkanal
  3. Schleimhautfalte
  4. Krypte (eigentliche Cervixdrüse)

Legende
Abb. 28

Die Epithelzellen, die den Cervixkanal auskleiden, produzieren Mucus. Durch Schleimhautfalten entstehen tief verzweigte Krypten, in denen sich der Schleim ansammelt. Man nennt diese deshalb auch Cervixdrüsen. Zum Zeitpunkt der Ovulation erweitern und vertiefen sie sich und können Spermien für mehrere Tage ruhigstellen.