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Der weibliche Genitaltrakt

Die Vorgänge um die Befruchtung spielen sich im weiblichen Genitaltrakt ab.

Abb. 5 - Weiblicher Genitaltrakt
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  1. Ovar
  2. Tubentrichter
  3. Fimbrien
  4. Tube
  5. ampullärer Teil der Tube
  6. Uterusmuskulatur
  7. Uterusschleimhaut
  8. Cervix
  9. Portio
  10. Vagina
  11. Lig. ovarii proprium
  12. Lig. suspensorium ovarii
  13. Ovar aufgeschnitten (Follikel in verschiedenen Stadien)

 

Legende
Abb. 5

Schematische Darstellung der weiblichen Geschlechtsorgane, Ansicht von frontal. Vagina, Uterus, rechte Tube und rechtes Ovar sind aufgeschnitten.

Das Ovar und der dominante Follikel

Etwa eine Woche vor der Zyklusmitte entwickelt sich in einem der beiden Ovarien der dominante Follikel. Dieser wächst schneller als die übrigen Tertiärfollikel und bereitet sich auf den Ovulation vor. Er erreicht einen Durchmesser von bis zu 25mm und wird auch als Graafscher Follikel bezeichnet.

Abb. 6 - Graafscher Follikel
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  1. Tertiärfollikel
  2. Rinde des Ovars (Cortex)
  3. Mark des Ovars
  4. Theka mit Kapillarnetz des Graafschen Follikels
  5. Oozyte im Cumulus Oophorus
  6. Stratum granulosum (Granulosa)
  7. Antrum folliculi mit Follikelflüssigkeit
  8. Peritonealhöhle

Legende
Abb. 6

Schematische Zeichnung eines Graafschen Follikels im ovarialen Umfeld

Die Ultraschall-Aufnahme in Abb.7 zeigt die Follikelflüssigkeit als schwarze Fläche. Die Aufnahme wurde kurz vor der Ovulation gemacht. Da sich zu diesem Zeitpunkt der Cumulus oophorus von der Granulosa gelöst hat, "schwimmt" die Eizelle umgeben von ihren Kumuluszellen (sog Corona radiata) in der Follikelflüssigkeit. Dies ist allerdings in der Abbildung nicht erkennbar.
Der Graafsche Follikel wölbt sich an der Oberfläche des Ovars vor. Er ist sprungbereit, d.h. seine Wand wird bald rupturieren und sein viskoser und klebrigerwässrige Inhalt wird sich mitsamt der Eizelle in den Tubentrichter ergiessen. Der Durchmesser des sprungbereiter Follikels misst hier 22mm (entspricht 5ml Follikelflüssigkeit).

Abb. 7 - Ultraschallaufnahme eines Graafschen Follikels
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  1. ovarielles Gewebe
  2. sprungbereiter Follikel
  3. Reste des Cumulus Oophorus.
  4. Mass von 22mm

Legende
Abb. 7

Standbild aus einer Videosequenz, welche einen sprungbereiten Follikel zeigt.

© Dr. L. Rayo, Inselspital Bern

 
Video

Ultraschallaufnahme.

Für die Follikelreifung ist eine ausgeklügelte hormonelle Steuerung verantwortlich. Die Selektionskriterien für die Auswahl des dominanten Follikels sind allerdings nicht bekannt. Das folgende Schema gibt den Konzentrationsverlauf der beteiligten Hormone während eines Zyklus wieder.

Abb. 8 - Hormonverlauf eines Zyklus
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E2
Östradiol
Pr
Progesteron
LH
Luteinisierendes Hormon
FSH
Follikel stimulierendes Hormon

Legende
Abb. 8

Die Kurven zeigen die Konzentrationsverläufe im Blut der Hormone FSH, LH, Östradiol und Progesteron. Sie sind während der durchschnittlich 28 Tage eines Zyklus aufgetragen. Etwa 38h vor dem Eisprung findet ein LH-Gipfel statt.

Etwa eineinhalb Tage vor der Zyklusmitte steigt die Konzentration des Luteinisierenden Hormons (LH) stark an. Der darauffolgende LH-Gipfel ist für eine ganze Reihe von Vorgängen verantwortlich. Diese haben zum Ziel, die Ovulation auszulösen, ein optimales Milieu für eine erfolgreiche Befruchtung zu schaffen und die zeitliche Abfolge der Vorgänge aufeinander abzustimmen.

Kommentar
Wie kommt es zum LH-Gipfel?
Wie sehen die hormonellen Verhältnisse aus, die zum LH-Peak führen? Wie beeinflussen sie den Follikel in seinem Reifeprozess?
Mehr dazu in einem: interaktiven Popup

Der LH-Gipfel löst folgende Vorgänge in der Eizelle aus:

  • Beendigung der ersten Reifeteilung und Beginn der zweiten RT

Der LH-Gipfel löst folgende Vorgänge im Follikel aus:

  • Auflockerung der Granulosazellen im Bereich des Cumulus oophorus
  • Erhöhung der Progesteronkonzentration in der Follikelflüssigkeit
  • Auflockerung des perifollikulären Gewebes und zunehmende Vaskularisation

Als Folge dieser Vorgänge ergibt sich:

  • Die korrekte Plazierung des Tubentrichters an der Ovaroberfläche
  • Die Ruptur der Wand des Follikels und Übertritt der Follikelflüssigkeit mit der Eizelle in den Tubentrichter
  • Die Hemmung der Reifung weiterer Follikel

Diese Punkte werden auf den nächsten Seiten näher erläutert.