Entstehung der abweichenden Chromosomenstruktur
Einführung
Stukturelle Aberrationen sind Folgen von Chromosomenbrüchen, die sich während der Meiose ereignen. Dabei führen die Deletion, die Duplikation und die Isochromosomiebildung zu einem abnormalen Phänotypen, während die Insertion, Inversion sowie Translokation balanciert sein können. Dies bedeutet, dass der Träger dieser strukturellen Chromosomenaberration phänotypisch unauffällig sein kann, weil das ganze Genmaterial vorhanden ist.
Deletion
Eine Deletion kann sich in jedem Chromosom ereignen und jede Grösse aufweisen. Welche Folgen eine Deletion hat, hängt davon ab, wie gross das fehlende Stück ist und welche Gene sich in diesem fehlenden Abschnitt befinden.
Eine partielle Deletion am kurzen Arm (p) des Chromosoms 5 ist für das Cri-du-chat-Syndrom verantwortlich.
Das Cri-du-chat Syndrom äussert sich durch katzenartiges Schreien des Neugeborenen. Diese Störung geht mit Mikrozephalie, schwerer psychosomatischer und geistiger Retardierung und Herzfehlern einher.
Auch Enden (Telomere) von Chromosomen brechen gelegentlich ab und gehen verloren. In diesem Fall kann es zu Ringbildungen der Chromosomen kommen, indem sich die beiden Enden verbinden. Geht dabei keine Erbinformation verloren, sind auch solche Strukturveränderungen balanciert und der Phänotyp unauffällig. Probleme entstehen nur bei der Gametenbildung..
- A
- normales Chromosomenpaar
- B
- Ringbildung
Durch einen Verlust der Chromosomenenden kann eine Ringbildung enstehen.
Duplikation
Eine Chromosomenduplikation ist die Verdoppelung eines Chromosomenstückes. Eine Duplikation wird manchmal als eine "partielle Trisomie" bezeichnet. Wenn also eine Duplikation vorliegt, verfügt die Person über 3 Kopien der Gene im betreffenden Chromosomenabschnitt.
Dies bedeutet, dass zusätzliche Anweisungen (Gene) vorhanden sind, was zu angeborenen Defekten oder Entwicklungsproblemen führt.
- A
- Paire de chromosomes normaux
- B
- Chromosome avec une duplication
Ein Chromosomenabschnitt verdoppelt sich und wird auf demselben Chromosom wieder eingebaut.
Das Fragile-X-Syndrom ist eine mehrmalige Duplikation eines CGG-Abschnittes in der 5' unübersetzten Region des FMR1-Gen auf dem X-Chromosom (Xq27). Es bestehen 4 bekannte Formen dieses Syndroms:
- 6-40 Wiederholungen = Schwache Form
- 41-60 Wiederholungen = Mittlere Form
- 61-200 Wiederholungen = starke Form
- >200 Wiederholungen = Vollmutation, die phänotypisch in Erscheinung tritt
Da dies eine X-gebundene Mutation ist, sind Männer stärker betroffen als Frauen. Das Fragile-X-Syndrom führt zu einer der häufigsten Form der vererbten, geistigen Behinderung. Das Sydrom äussert sich neben der geistigen Behinderung in einer Prognathie, das Gesicht ist lang und schmal und der Patient hat grosse Ohren.
Inversion
Werden Chromosomenstücke, die herausgebrochen sind, wieder verkehrt eingesetzt, handelt es sich um eine Inversion.
Der Phänotyp dieser Störung ist meistens unauffällig, da ja die ganze Information des Chromosoms vorliegt. Wenn der vertauschte Bereich das Zentromer mit einschliesst, nennt man dies eine perizentrische Inversion, andernfalls als parazentrische Inversion.
- A
- normales Chromosom
- B
- Chromosom mit parazentrischer Inversion
- A
- normales Chromosom
- B
- Chromosom mit perizentrischer Inversion
Das Bruchstück wurde verkehrt wieder eingefügt.
Insertion
Werden Bruchstücke von Chromosomen woanders wieder angesetzt, wird dies als Insertion bezeichnet. Träger solcher Insertionen können phänotypisch unauffällig sein, weil keine Information verloren gegangen ist.
- A
- 2 normale Chromosomenpaare
- B
- Insertion eines abgebrochenen Stückes auf ein anderes Chromosom
Ein Bruchstück, das aus einem Chromosom ausgebrochen ist, wird in die Bruchstellen eines anderen Chromosoms eingefügt.