Einführung

Die zweiblätterige Keimscheibe differenziert sich weiter zur dreiblätterigen Keimscheibe, indem Zellen über den Primitivstreifen zwischen die beiden bereits bestehenden Keimblätter einströmen und so das dritten embryonalen Keimblatt (Mesoblast/derm) bilden. Dieses Phänomen wird auch als Gastrulation bezeichnet. In diesem Stadium erfährt der Embryo tiefgreifende Veränderungen. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom dorsal liegenden Ektoblasten/derm und nicht mehr vom Epiblasten/-derm, vom intermediären Mesoblasten/-derm, sowie vom ventral liegenden Endoblasten/-derm, welcher den Hypoblasten ersetzt. Um einen besseren Überblick zu erhalten, sollte die dritte Woche der Entwicklung in mehrere Phasen unterteilt werden. Man muss dabei in Erinnerung behalten, dass diese nicht immer aufeinander folgen, sondern ebenso gleichzeitig verlaufen können.

Bildung des Primitivstreifens

Ab der dritten Woche ist der Embryo oval und wird dorsal von Amnionflüssigkeit umgeben.

Die Embryonalscheibe ist von dorsal betrachtet oval, wobei das weite Ende die rostrale (vordere) Region darstellt. Das engere Ende bildet die kaudale Region. Zu diesem Zeitpunkt kann von einer rechten und linken Embryohälfte gesprochen werden, wenn eine longitudinale (rostro-kaudale) Achse durch den Embryo gelegt wird.

Abb. 2 - Primitivstreifen von dorsal
media/multuse/h2a2_ligneprim.gif

1
Primitivrinne
2
Primitivgrube
3
Primitivknoten
4
Membrana oropharyngea
5
kardiogene Platte
6
Schnittrand des Amnions
7
Mesoderm
8
Endoderm
9
künftige Membrana cloacalis
NB
1+2+3 = Primitivstreifen

Legende
Abb. 2

Embryonalscheibe von dorsal aus betrachtet (12-17 Tag).
Die roten Pfeile geben schematisch die Wanderungsrichtung der Epiblastzellen an ihren Bestimmunsort wieder.

Ab dem 17. Tag, kommt es zu einer Verdichtung der Embryonalscheibe im Bereich der medianen Linie entlang der rostro-kaudalen Achse. Diese mediane Struktur (Primitivstreifen) verlängert sich, bis sie etwa die Hälfte der Embryolänge besitzt. Der Primitivstreifen entsteht dank der Proliferation und Wanderung von Epiblastzellen in Richtung der Medianlinie der Embryonalscheibe. Ab dem 19. Tag wächst der Primitivstreifen durch Anfügen von Zellen an seinem kaudalen Ende. Am vorderen Ende bildet sich eine Rinne im Ektoblasten (Primitivrinne). Die kraniale Region wird durch Epiblastzellen verstärkt und bildet so die Primitivgrube mit dem Primitivknoten (Hensenknoten bei Vögeln) an seinem kranialen Ende. Der Kopf des Embryos wird sich an der Extremität der Embryonalscheibe nahe der Primitivgrube bilden.

 
Auffrischung der Nomenklatur

Im zweiblättrigen Stadium:

  • Dorsales Keimblatt = Epiblast
  • Ventrales Keimblatt = Hypoblast

Im dreiblättrigen Stadium, verändert sich die Natur der Keimblätter, sobald der Mesoblast seine Lage eingenommen hat.

  • Das dorsale Keimblatt wird zum Ektoblast/-derm.
  • Das mittlere Keimblatt (3. Keimblatt) wird zum Mesoblast/-derm.
  • Das ventrale Keimblatt erhält den Namen Endoblast/-derm.

Zusammenfassung

  • Die Zellen des Epiblast bilden das Ektoblast, Mesoblast (oder Chorda-Mesoblast) und intraembryonale Endoblast
  • Aus den Zellen des Hypoblast stammt der extraembryonale Endoblast (des Nabelbläschens und der Allantois).