Entwicklung der Plazenta

Nach dem 4. Monat verschwindet der Zytotrophoblast langsam aus den Wänden der Tertiärzotten (interaktives Schema), wodurch die Distanz zwischen mütterlichen und fetalen Gefässen verringert wird. Der Zytotrophoblast verschwindet auch aus der Chorionplatte. In der Basalplatte bleibt er hauptsächlich auf der Ebene der Zytotrophoblastschale bestehen.
Er bildet zusammen mit der Dezidua und Fibrinanhäufungen Vorwölbungen (interkodyledone Septen), die in den intervillösen Raum hineinragen und diesen unvollständig in sogenannte Kotyledonen unterteilten.
Der Bildungsmechanismus dieser interkotyledonen Septen bleibt spekulativ und hängt wahrscheinlich mit der Faltung der Basalplatte zusammen, die ihrerseits aus der Proliferation der Stammzotten resultiert. Sie stossen die Basasplatte zurück. Zusätzlich scheint auch die Ausbreitung der Plazenta in der Uterushöhle zur Entstehung der Septen beizutragen.

Abb. 29 - Entwicklung der Plazenta (> 4. Mt)
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  1. Dezidualgewebe
  2. Synzytiotrophoblast
  3. Zytotrophoblastinseln
  4. Septum

Legende
Abb. 29

Die Zytotrophoblastinseln verlagern sich in die Peripherie der Kotyledonen und beteiligen sich mit dem Dezidualgewebe an der Bildung der plazentären Interkotyledonsepten.

 

Diese Septen begrenzen Kotyledonen, verschmelzen aber nicht mit der Chorionplatte. Das mütterliche Blut kann demnach frei von der einen Kotyledone zur anderen zirkulieren (interaktives Schema).

Die Zottenstämme der Plazenta verlängern sich beachtlich bis zum Ende der Schwangerschaft und die Fibrinoidansammlungen (extrazelluläre Substanz bestehend aus Fibrin, plazentären Sekreten und abgestorbenen Trophoblastzellen), häufen sich in der Plazenta an. Dies geschieht vor allem unter der Chorionplatte, wo sie die subchoriale Langhans-Schicht bilden, sowie auf Höhe der Basalplatte unterhalb der Stammzotten und der Zytotrophoblastenschale, wo die Fibrinablagerungen die Rohr-Schicht bilden. Noch tiefer in der Dezidua basalis bilden diese Ablagerungen die Nitabuch-Schicht. An dieser Stelle löst sich die Plazenta bei der Geburt vom Uterus ab. (interaktives Schema)

Abb. 30 - Definitive Plazenta
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A
Subchoriale Langhans-Schicht
B
Rohr-Schicht
C
Nitabuch-Schicht

Legende
Abb. 30

Die Fibrinoidansammlungen bilden die subchoriale Langhans-Schicht A. Auf der Ebene der Basalplatte befindet sich die Rohr-Schicht B unterhalb der Stammzotten und noch tiefer in der Dezidua basalis gelegen bilden sie die Nitabuch-Schicht C. Letztere befindet sich dort wo Zona spongiosa und Zona compacta aufeinander stossen (wo sich die Ablösung der Plazenta vollziehen wird).

 

Mehr dazu

Die Fibrinoidansammlungen sind strukturell und chemisch nahe mit dem Fibrin, das aus der Aktivierung vom Fibrinogen in den Blutgefässen gebildet wird, verwandt. Forschungsergebnisse heben die Existenz von zwei Fibrinoidtypen hervor.
Die Fibrinoidansammlungen sind in allen normalen Plazenten vorhanden und werden im Laufe der Schwangerschaft dicker und können maximal 30 % des Plazentavolumens einnehmen, ohne deren Funktion zu verändern. Normalerweise machen sie am Ende der Schwangerschaft im Durchschnitt nicht mehr als 10 bis 20 % des Plazentavolumens aus.
Ihre Entstehung scheint mit Mikroläsionen des Synzytiotrophoblasten in Zusammenhang zu stehen. Durch diese Verletzungen kommt das Mesenchym mit dem mütterlichen Blut in Kontakt . Dies provoziert die Aktivierung von lokalen Koagulationsmechanismen. Der Mechanismus ist demjenigen der Fibrinablagerungen, welche durch endotheliale Läsionen in den Blutgefässen hervorgerufen werden ähnlich.
Fibrinoidablagerungen «umhüllen» ebenfalls alles nekrotische Material, das mit der plazentären Degeneration verbunden ist. Wenn diese Ansammlungen massiv sind und eine oder mehrere Zotten blockieren, bilden sie die weissen Infarkte, die makroskopisch auf der Plazenta zu erkennen sind.
Die funktionelle Bedeutung des Fibrinoids scheint komplex zu sein. Neben seinem abdichtenden Effekt, spielt es auch eine Rolle bei der immunologischen "Schranke" zwischen feto-maternellen Geweben sowie bei der Verankerung der Plazenta.