Zusammenfassung

Dieses Modul beschreibt die Struktur und die Differenzierung der Gewebe, welche die fetalen Membranen und die Plazenta bilden, vom Zeitpunkt der Implantation der Blastozyste in die Uteruswand, bis zum Ende der intrauterinen Entwicklung.

Die Entwicklung (10.1) der extra-embryonalen Membranen beginnt im Moment der Differenzierung der Zellen der Blastozyste in einen Embryoblasten und einen Trophoblasten.

Die Bildung der Plazenta (10.2) wird durch die Blastozyste induziert, welche die Dezidualreaktion der Uteruswand auslöst. Diese Veränderung der Uterusschleimhaut hängt von der Stimulation der durch Ovar und Plazenta ausgeschütteten Hormone ab. Die Differenzierung der Plazenta beginnt mit der Bildung von Gefässlakunen, die mit mütterlichem Blut, das von den Spiralarterien stammt, gefüllt werden. Die Feto-plazentäre Zirkulation beginnt in der 3. Woche, wenn die fetalen Gefässe die Plazenta mit den Geweben des Embryonalkörpers verbinden. Die Plazenta passt sich im Laufe der Schwangerschaft an metabolische Bedürfnisse des wachsenden Embryos an (Entwicklung der Zotten).
Beim Menschen ist die Plazenta hämo-chorial, diskoid, pseudo-kotyledonisch, dezidual und chorio-allantoid.

Der plazentäre Kreislauf (10.3) besteht aus zwei verschiedenen Kreisläufen, einem fetalen und einem mütterlichen. Beide werden durch die Plazentabarriere voneinander getrennt sind. Die Schranke kontrolliert die metabolischen Austauschvorgänge zwischen Embryo und Mutter (10.4). Ausserdem erfüllt die Plazenta für einen normalen Schwangerschaftsablauf andere wichtige physiologische Aufgaben (z. B. endokrine).

Die Entwicklung der fetalen Membranen unterzieht sich bei Mehrlingsschwangerschaften gewissen Veränderungen (man unterscheidet zwischen dizygoten und monozygoten Zwillingen) (10.5.)

Die Nabelschnur (10.6) entwickelt sich mehrheitlich aus dem Haftstiel. Mit der Entwicklung der Amnionhöhle wird die Nabelschnur von Amniumepithel umhüllt und enthält gegen Ende der Schwangerschaft nur noch die Nabelarterien und eine Nabelvene. Umgeben werden diese Strukturen von Bindegewebe, das aus dem extra-embryonalen Mesoblast stammt. Die Nabelschnur des Embryos, der in der Amnionhöhle schwimmt, verlängert sich mit zunehmender Entwicklung des Embryos. Die Höhle ist mit Amnionflüssigkeit gefüllt (10.8). Sie nimmt verschiedene mechanische und metabolische Funktionen zwischen Mutter und Fetus wahr. Stränge in der Amionflüssigkeit können zu fetalen Missbildungen führen.

Von den verschiedenen Pathologien, welche die Entwicklung der Plazenta beeinflussen, werden hier nur einige genannt, da sie in direkter Beziehung zu den strukturellen oder funktionellen Anomalien stehen, die in diesem Modul beschrieben wurden (10.9). Es handelt sich um Komplikationen fetalen (fetale Erythroblastose, Chorionkarzinom, Blasenmole oder mütterlichen Ursprungs (Schwangerschaftstoxikose, Eklampsie, Diabetes). Es existieren ausserdem Anomalien die mit einem abnormalen Implantationsort verbunden sind (ektopische Schwangerschaft) sowie mit der Entwicklung der Plazenta (Plazenta praevia). Auch die Insertion der Nabelschnur auf der Plazenta kann variieren (marginale oder exzentrische Insertion). Alle diese Anomalien führen entweder zu einer abnormalen Entwicklung des Feten, Komplikationen bei der Geburt, oder aber zu einem Abort.