Lernziele

Am Ende dieses Moduls ist der Student/die Studentin in der Lage:

  • die fetalen Membranen und Höhlen samt ihrer Zusammensetzung und Funktion zu benennen
  • zwischen den mütterlichen und fetalen Plazentaanteilen zu unterscheiden
  • die makroskopische Morphologie der Plazenta zu beschreiben
  • die Entwicklung der Plazentastrukturen und deren Auswirkungen auf die physiologischen Funktionen der Plazenta zu erklären
  • die strukturellen und funktionellen Charakteristiken des fetalen Kreislaufes und die Eigenschaften der hämato-plazentären Schranke zu benennen
  • die Drüsenfunktionen der Plazenta aufzulisten
  • die Unterschiede zu beschreiben, die mit Zwillingsschwangerschaften verbunden sind
  • Pathologien der embryonalen Entwicklung (ektopische Schwangerschaft, Blasenmole, fetale Erythroblastose) im Zusammenhang mit den fetalen Membranen zu nennen

Vorausgesetzter Stoff

  • Vorimplantation
  • Implantation

Problemkreise

  • Wann beginnt die Differenzierung der embryonalen Anhangsgebilde?
  • Wie wird die 9 Monate dauernde Differenzierung der Uterusschleimhaut ausgelöst und beibehalten, um die Ausbildung der Plazenta zu erlauben?
  • Wie passt sich die Struktur der Plazenta an die Evolution der metabolischen Bedürfnisse eines Embryos an, der zuerst einige tausend Zellen gross ist und kurz vor der Geburt mehrere Kilos wiegt?
  • Wie geschieht die Selektion der auszutauschenden Stoffe zwischen dem mütterlichen und dem embryo-fetalen Kreislauf? (Konzept der Plazentaschranke)
  • Was geschieht mit den embryonalen Hüllen und der Plazenta im Falle einer Mehrlingsschwangerschaft?
  • Welche Gewebe können zur pränatalen Diagnostik benutzt werden und zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft wann kann man sie entnehmen?

Einführung

Die menschliche Plazenta ist ein Übergangsorgan, ein Vermittler für physiologische Austauschvorgänge zwischen Mutter und Fetus. Sie ist genetisch auf eine Lebensdauer von 9 Monaten programmiert. Da sie aus einem mütterlichen und einem fetalen Anteil besteht, haben ihre Zellen zwei verschiedenen Genotypen. Diese biologische Situation hat wichtige immunologische Folgen, da der feto-plazentale Komplex als ein natürliches, gegen Abstossung resistentes, allogenes Transplantat angesehen werden kann.

Um die Plazentastruktur zu verstehen ist es notwendig, die Struktur der extra-embryonalen Membranen und des Uterusendometriums zu kennen.
Auch wenn in der Plazenta der mütterliche und fetale Kreislauf in unmittelbarer Nähe stehen, bleiben diese dennoch durch Gewebeschichten getrennt. Diese Abgrenzung wird Plazentarschranke genannt. Der Sauerstoff und die Nährstoffe gehen vom mütterlichen ins fetale Blut über, dagegen wird Kohlendioxid und eine Vielfalt von metabolischen Abfällen ins mütterliche Blut abgegeben. Diese wichtige Austauschschnittstelle dient vorübergehend als fetale Lunge, Niere und Darm. Zudem übernimmt die Plazenta eine wichtige Rolle als endokrine Drüse, welche die Hormonsekretion vom Ovar, der vorderen Hypophyse und des Hypothalamus lenkt. Die Plazenta ist also funktionell autonom und übernimmt während der Schwangerschaft wichtige Regulationsfunktionen.

Mehr dazu
Autogenes Transplantat: Spender und Empfänger sind identisch.

Allogenes Transplantat: genetisch unterschiedliche Individuen als Spender und Empfänger, die jedoch zu derselben Spezies gehören.

Xenogenes Transplantat: Speziesverschiedene Spender bzw. Empfänger.