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Ionisierende Strahlung und Hyperthermie

Ionisierende Strahlung kann Chromosomen aufbrechen und so die DNA-Struktur verändern. Deshalb wird von unnötigen Röntgenuntersuchungen während der SS dringend abgeraten, obwohl heutzutage das Risiko, durch eine Röntgenuntersuchung den Embryo/Feten zu schädigen, dank technischer Fortschritte als äusserst gering eingeschätzt wird.
Hyperthermie bei hohem Fieber soll möglicherweise teratogen wirken.

 

Infektionen

Ursache der Störung ist jeweils eine Infektion des Embryos/Feten bei einer Primärinfektion der Mutter. Art und Schwere der Störungen beim Kind werden durch die Schwere und vor allem vom Zeitpunkt der Infektion während der SS beeinflusst.

Es sind hauptsächlich Virusinfektionen, welche eine grosse teratogene Potenz zeigen. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Rötelnembryopathie. Eine Infektion mit dem Rötelnvirus im ersten SS-Monat führt bei ca. 50% der Embryonen zu Fehlbildungen. Die Morbidität sinkt im zweiten SS-Monat auf 25% und im dritten auf 15%. Nach Infektion im 3. und 4. SS-Monat wurden lediglich Innenohrschwerhörigkeit beobachtet. Hinsichtlich der Möglichkeit einer Rötelninfektion in der SS wird heute den jungen Frauen beim Schulabgang empfohlen, sich gegen Röteln zu impfen.

Prinzipiell kann eine Reihe von weiteren viralen Infektionen während der SS ähnliche Folgen für den Embryo bzw. Feten haben wie die Rötelninfektion. Die teratogene Potenz der meisten Viren scheint jedoch geringer zu sein, gesicherte Erkenntnisse gibt es aber nicht. Man kennt z. Bsp die teratogene Potenz von HIV-Infektion noch nicht genau, jedoch geht die Infektion auf das noch ungeborene Kind über.

Abb. 24 - Sensibilität gegenüber von infektiösen
und medikamentösen Teratogenen
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A
Embryonalperiode
B
Fetalperiode

Legende
Abb. 24

Während der Embryonalperiode (A) ist der Grad der Sensibilität gegenüber Teratogenen sehr viel höher als in der darauffolgenden Fetalperiode (B).
Die Balken oberhalb des Diagramms stellen die vulnerable Zeit für verschiedene Infektionskrankheiten und andere Teratogene dar. Thalidomid (orange), Röteln (grün), Zytomegalie (rosa) und HIV (violett).

Neben viralen Erkrankungen kennt man auch andere Erreger wie das Sporozoon Toxoplasma gondii, welches bei Erstinfektion während der SS die gefürchtete Erkrankung Toxoplasmose des Embryos/Feten hervorruft.
Andererseits weiss man, dass auch die Erkrankung an Syphilis, die durch das anaeroben Stäbchenbakterium Treponema pallidum hervorgerufen wird, teratogene Wirkung auf den Embryo/Feten haben kann.

Mütterliche Stoffwechselerkrankungen

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen schwangerschaftsspezifischen und schwangerschaftsunspezifischen Erkrankungen der Mutter. Schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen werden häufig unter dem Begriff Gestosen zusammengefasst. Dadurch wird hervorgehoben, dass die Ursache dieser Krankheiten die SS ist, ohne dass hierdurch die Pathogenese dieser Erkrankungen näher erklärt wird. Man unterscheidet zwischen Frühgestosen (in der Frühschwangerschaft) und Spätgestosen (in der Spätschwangerschaft).

Bei den schwangerschaftsunspezifischen Erkrankungen ist zu berücksichtigen, dass in der heutigen Zeit eine Koinzidenz von SS und Allgemeinerkrankungen wesentlich häufiger vorliegt als früher, da verbesserte therapeutische Möglichkeiten des Grundleidens nicht nur die Fertilität der erkrankten Frauen bessern (z.B. Diabetes mellitus), sondern in fast allen Fällen ein Austragen der SS erlauben.

Auch die Unterernährung bzw. Mangelernährung der Mutter kann zu Schäden des Embryos bzw. Feten führen.

Mehr dazu
Man weiss, dass ein Zusammenhang zwischen Folsäuremangel und der Häufigkeit von Neuralrohrdefekten besteht. Auch haben Statistiken gezeigt, dass Kinder mit Spaltlippen und/oder Gaumenspalten vermehrt in den Sommermonaten zur Welt kommen. Dies könnte wenigstens teilweise mit einem saisonsbedingten Unterschied in der mütterlichen Ernährung in Zusammenhang stehen.