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Zeitlicher Verlauf der Keimzellenzahl / Follikelzahl

Die Keimzellenzahl im weiblichen Organismus unterliegt während der Fetalperiode starken Schwankungen.
Diese kommen dadurch zustande, dass in den unten aufgeführten Phasen Proliferation und Abbau von Eizellen zum Teil gestaffelt oder parallel ablaufen.

Phase A:
Urkeimzellen wachsen ein, proliferieren und werden vom Zölomepithel eingescheidet . Keimstränge (Rindenstränge) entstehen; 6.-8.Woche.

Phase B:
Wachstumsschub: Es bilden sich Zellklone von Oogonien, wobei die Zellen untereinander durch Zellbrücken verbunden bleiben. 9.-22.Woche.

Phase C:
Die Oogonien werden zu primären Oozyten, die in die Prophase der ersten Reifeteilung eintreten. 12.-25. Woche.

Phase D:
Die primäre Oozyten werden im Diktyotän der Prophase arretiert. Es entstehen die Primordialfollikel, 16.-29. Woche.

Phase E:
Es setzt etwa um die 14. Woche ein mengenmässig ansteigender Untergang von Keimzellen ein, sowie eine Atresie in allen Follikelstadien.

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Bis zur 22. SSW vermehren sich die Urkeimzellen und die daraus entstehenden Oogonien durch Mitose. Die maximale Anzahl (7 Mio.) an Keimzellen, die in einem Ovar gefunden wird, wird wegen des in der 14. Woche massiv einsetzenden Keimzelluntergangs schon in der 20. Woche erreicht. Zum Zeitpunkt der Geburt sind nur noch ca. 2 Mio. Keimzellen je Ovar vorhanden.
Die allerersten primären Oozyten treten in der 12. Woche in die Prophase ein. Das Durchlaufen der verschiedenen Stadien bis zur Arretierung dauert ca. 4 Wochen und ist begleitet von einer Umstrukturierung der epithelialen Hülle (Zölomepithel --> Follikelepithel), so dass die ersten Primordialfollikel mit im Diktyotän arretierter primärer Oozyte, ungefähr vier Wochen später in der 16. Woche auftreten. Es wird heute angenommen, dass die Entstehung der Primordialfollikel zum Zeitpunkt der Geburt abgeschlossen ist.

Wie sich die Summe dieser Abläufe auf die Keimzellenzahl auswirkt, ist in der folgenden Abbildung wiedergegeben.

Abb. 22 - Entwicklung der Keimzellenzahl
in Abhängigkeit verschiedener Phasen
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Legende
Abb. 22

Die obere Grafik zeigt die Zeiträume an, in denen an den Keimzellen spezifische Prozesse ablaufen.

Die untere Grafik zeigt die altersabhängige Veränderung der totalen Anzahl Oogonien respektive Oozyten und Follikel in einem einzigen Ovar.

Die Atresie - das übliche Schicksal eines Follikels

Das normale, gängige Schicksal eines Follikels oder weiblichen Keimzelle ist die Atresie. Die Ovulation dagegen stellt ein Ausnahme-Schicksal dar.

Obige Grafik belegt anschaulich, wie die Keimzellenzahl ab der 20. Woche abnimmt, um mit etwa 50 Jahren den Wert null zu erreichen. Obwohl die Abnahme an sich kontinuierlich verläuft, fallen doch drei Momente im Leben einer Frau auf, in denen diese rapider verläuft. Am stärksten ist die Abnahme nach Erreichen der maximalen Anzahl von 7 Mio. (pro Ovar) Keimzellen in der 20. Woche, also noch in der Fetalzeit. Unmittelbar nach der Geburt setzt eine weitere, kurze Periode erhöhten Untergangs ein. Die dritte, zeitlich längste aber dafür nicht mehr so starke Periode erhöhten Untergangs, findet während der Pubertät statt.

Als Follikelatresie (atretis: nicht öffnen) bezeichnet man den Untergang oder die Rückbildung von Follikeln jeden Stadiums zu jeder Zeit des weiblichen Lebens. Diese Follikel ovulieren nicht, und daraus leitet sich der Name ab. Follikelatresie tritt jedoch zu bestimmten Zeitpunkten (fetal, postnatal, Beginn der Menarche) verstärkt auf.

Erklärungen für den Einsatz einer verstärkten Atresie finden sich:

a) in der 14. Woche:
Schon während der Prophase der Meiose, vor allem im Pachytän-Stadium (dauert am längsten, ca. 3 Wochen), sind die Zellen besonders anfällig und gehen ein. Mit der Bildung der Primordialfollikel in der 16. Woche beginnt auch schon die Follikelatresie als weiterer Grund für den Keimzelluntergang. Beide Vorgänge kummuliert lassen die Keimzellenzahl auf einen Drittel (etwas über 2 Mio. / Ovar) schrumpfen.

Kommentar
Es wird angenommen, dass das Diktyotän-Stadium der Meiose für die Eizellen einen besonderen Zustand darstellt, der äusseren physikalischen und chemischen Einflüssen gegenüber eine grosse Stabilität zeigt. Demgegenüber sind die früheren Stadien, insbesondere das Pachytän, empfindlicher.

b) postnatal:
Während der Fetalzeit werden in der Plazenta Geschlechtshormone produziert. Es kommt zu hohen Östrogen-Spiegeln im Blut der Mutter und des Feten. Diese lösen im weiblichen Feten eine nennenswerte Reifung von Primordialfollikeln bis hin zu Tertiärfollikeln aus. Wenn nach der Geburt die Geschlechtshormon Spiegel im Feten sinken, werden alle vorgereiften Follikel atretisch. (Es kann sogar zu einer leichten Entzugsblutung beim Neugeborenen um den 5. bis 10. Tag kommen). Pro Ovar sind danach weniger als 2 Mio. Keimzellen vorhanden.

c) während der Pubertät:
Mit dem Einsetzen der Pubertät (mit etwa 12 Jahren), kommt es wieder zu einer erhöhten Östrogenproduktion, welche zu einer Reifung der inneren und äusseren Geschlechtsmerkmale bis zum Alter von 20 Jahren führt. Anschließend kommt es zu einer erhöhten Follikelatresie.

Nach Abschluss der Pubertät verbleiben noch ca. 250'000 Keimzellen pro Ovar. Mit dem Einsetzen eines regelmässigen Zyklus, setzt ein fast linearer Abfall der Gesamtfollikelzahl ein, der mit 40 Jahren noch zunimmt.

Mit der kontinuerlichen Abnahme der Follikelzahl nimmt auch die Produktion von Östrogenen ständig ab. Wenn mit etwa 50 Jahren keine Follikel mehr vorhanden sind, dann sistiert die Östrogenproduktion und es tritt die Menopause ein.