Zyklische hormonelle Veränderungen des Endometriums
Das Endometrium ist während der ganzen geschlechtlich aktiven Zeit (von der Pubertät bis zur Menopause) zyklischen hormonellen Veränderungen, bedingt durch die Ovulation, unterworfen. Die hormonale Regulierung der Ovulation findet auf drei Ebenen statt: Hypothalamus-Hypophyse-Ovar. Dies erfolgt über längere und kürzere Rückkoppelungsmechanismen.
Die Menstruationsphase
Die Menstruationsphase (1. bis 4. Tag) zeichnet den Beginn jedes Menstruationszyklus aus. Wenn eine Implantation ausbleibt, senkt die Rückbildung des Gelbkörpers die Werte der zirkulierenden Hormone Oestradiol und Progesteron, was die Abstossung der funktionellen Zone des Endometriums zur Folge hat.

- A
- Funktionelle Schicht
- B
- Basalschicht
- C
- Myometrium
- 1
- Cavum uteri mit Epithelzellen, Blutkörperchen und Reste der
abgestossenen Schleimhaut - 2
- Intakte und teilweise abgestossene Uterusdrüsen

- 3
- Intakte Basalzellschicht
- 4
- Basalmembran
- 5
- Uterusstroma
- 6
- Blutkörperchen
- 7
- Freie Zellen des Bindegewebes
Abstossung der funktionelle Zone des Endometriums (spongiosa und compacta) vermischt mit Blut, endometrialen Überresten und Lymphozyten.
Abb. 5
Vaskuläre Mechanismen als Grundlage für die Menstruation
Wir haben gesehen, dass die vaskulären Mechanismen, die die Menstruationsphase (1.-4. Tag) regeln, Folge des Abfalls der Oestrogen- und Progesteronwerte sind. Letztere resultieren aus der Rückbildung des Gelbkörpers, welche bei ausbleibender Implantation erfolgt.
Nur die funktionelle Zone des Endometriums ist von diesen zyklischen Veränderungen betroffen, die basale Schicht bleibt intakt.
Die krampfartige Kontraktion der Tunica media der Spiralarterien ist für eine Unterbrechung der Durchblutung (Ischämie) verantwortlich, die das Absterben der funktionellen Zone des Endometriums zur Folge hat. Das nekrotische Gewebe wird zusammen mit Blut, welches durch einen lokalen fibrinolytischen Faktor nicht gerinnt ausgeschieden (Menstruation).
Das uterine Gefässnetz (schema) zeigt eine selektive Sensibilität in Bezug auf die zyklischen hormonellen Veränderungen. Die radialen und basalen Arteriolen reagieren nicht auf die hormonellen Schwankungen, wohingegen die Spiralarterien hormonempfindlich sind.
Diese selektive Sensibilität lässt sich anhand der Entwicklung der anatomischen Struktur des Gefässnetzes erklären. Das Endometrium wird von der Tiefe bis zu seiner Oberfläche von Arteriolen durchdrungen. Die Wand dieser Arteriolen ist nicht überall gleich. Die Elastizität, der Gefässe, welche in Kontakt mit dem Myometrium stehen, nimmt ab, je weiter sie in das Uteruslumen eindringen, wobei gleichzeitig die kontraktilen Fähigkeiten reduziert werden. Die feine fibröse Wand, die übrig bleibt, reagiert ihrerseits auf hormonelle Einflüsse. Während der lutealen Phase verändern sich diese Gefässe unter der Wirkung des Progesterons und werden zu Spiralarterien mit dicker Gefässwand und grossem kontraktilem Potential.
Die follikuläre oder proliferative Phase
Während der proliferativen oder follikulären Phase (4. bis 14. Tag) ist die Sekretion von Oestrogenen durch die wachsenden Ovarialfollikel verantwortlich für die Proliferation des Endometriums (intensive Mitosen im glandulären Epithelium).
Das desquamierte Uterusepithel kleidet die Oberfläche wieder aus. In diesem Stadium sind eine gewisse Anzahl mit Zilien versehener epithelialer Zellen erkennbar. Die Drüsen verlängern sich und die Spiralarterien im Stroma werden leicht gewunden. Am Ende der proliferativen Phase löst der Oestradiolgipfel (durch den wachsenden Follikel sezerniert) einen positiven Rückkoppelungsmechanismus auf Ebene der Hypophyse aus und die Ovulation tritt 35 bis 44 Stunden nach dem initialen LH-Anstieg ein (zyklische hormonelle Veränderungen).
(schwache Vergrösserung)

- Drüsenepithel
- wenig entwickeltes Endometrium
- Uterusdrüsen
- Myometrium
(starke Vergrösserung)

- 5
- Stroma vom Endometrium
- 6
- Epitheliale Zellen der Uterusdrüsen
Frühe proliferative Phase, charakterisiert durch ein feines, relativ homogenes Endometrium.
Abb. 7Histologie in schwacher und starker Vergrösserung
(schwache Vergrösserung)

- Drüsenepithel
- Endometrium während der Proliferation
- Uterusdrüsen
- Myometrium
(starke Vergrösserung)

- 5
- Stroma des Endometriums (Mitose)
- 6
- Epitheliale Uterusdrüsenzellen mit Mitosen
Späte proliferative Phase:
Verdicktes Endometrium (Entwicklung der Zona spongiosa) mit vermehrten Drüsen und Mitosen, sichtbar im Drüsenepithel.
Die Luteinphase oder sekretorische Phase
Während der Luteinphase oder sekretorischen Phase (14. bis 28. Tag) differenziert sich das Endometrium unter der Wirkung des Progesterons (Gelbkörper) und erreicht seine volle Reife. Die Schleimhautdrüsen und Arterien beginnen sich zu schlängeln. Das Bindegewebs-Stroma wird zum Ort ödematöser Veränderungen. Der Zeitraum der maximalen Aufnahmefähigkeit liegt zwischen dem 20. und dem 23. Tag. Diese Phase des Endometriums dauert 4 Tage und wird gewöhnlich als «Implantationsfenster» bezeichnet.
(schwache Vergrösserung)

- Drüsenepithel
- Verdicktes Endometrium
- Uterusdrüsen, gewunden
- Myometrium
(starke Vergrösserung)

- 5
- Stroma de l'endomètre
- 6
- Cellules épithéliales des glandes utérines avec amas de glycogène au pôle basa
Frühe sekretorische Phase:
Das Endometrium erreicht nach und nach seine volle Reife. Die Kerne der Epithelzellen sind rund und liegen, wegen der Produktion und Lagerung von Glykogen am Basalpol, nahe beim Lumen (Apikalpol).
Histologie schwache und starke Vergrösserung.
(schwache Vergrösserung)

- 1
- Drüsenepithel
- 2a
- Stratum compactum
- 2b
- Stratum spongiosum
- 2c
- Stratum basale
- 3
- Gewundene Uterusdrüsen
- 4
- Myometrium
(starke Vergrösserung)

- 5
- Stroma des Endometriums
- 6
- Epithelzellen der Uterusdrüsen mit Glykogenansammlung am apikalen Pol
Mittlere sekretorische Phase:
Das Endometrium erreicht seine Reife, das Glykogen wandert vom basalen zum apikalen Pol, wobei die Kerne der Epithelzellen zum basalen Pol verschoben werden. Die Glykogenhaltigen Sekretansammlungen werden in das Drüsenlumen abgegeben.
NB: 2a + 2b = Stratum functionale
Abb. 13