Einführung

Das Immunsystem hat sich bei allen Wirbeltieren zum Schutz vor Infektionskrankheiten entwickelt. Die wirbelosen Tiere besitzen primitivere Abwehrsysteme und müssen sich auf phagozytierende Zellen (Makrophagen und Neutrophile Zellen) verlassen. Solche Zellen haben zwar auch eine wichtige Funktion beim Schutz der Wirbeltier-Organismen vor Infektionen, sie sind aber nur eine Komponente einer sehr viel komplexeren und ausgeklügelten Abwehrstrategie, des Immunsystems. Verantwortlich für seine Ausbildung sind das lymphassoziierten Geweben und die darin gereiften T- bzw. B-Lymphozytenpopulationen.

Man unterscheidet zwei Arten von Immunantwort:

  • eine zell-vermittelte Immunantwort, wofür die T- Lymphozyten verantwortlich sind.
  • eine humorale Immunantwort der B-Lymphozyten bzw. Plasmazellen, die durch Produktion von Antikörpern hervorgerufen wird.

Das Immunsystem hat, wie das Nervensystem, die Fähigkeit, "sich zu erinnern". Aus diesem Grund entwickeln wir zum Beispiel nach unserem ersten Kontakt mit den entsprechenden Viren eine "lebenslange" Immunität gegen die von diesen Viren hervorgerufenen Krankheiten.

Für die Abwehr und Erinnerung sind 2 Typen von differenzierten Zellen verantwortlich:

  • Gedächtniszellen
  • Effektorzellen
Abb. 17 - Primäre und sekundäre Immunantwort
media/module17/q3a_immunantwort.gif

1
primäre Immunantwort
2
sekundäre Immunantwort
A1
erster Kontakt mit Antigen A
A2
zweiter Kontakt mit Antigen A

Legende
Abb. 17

Die sekundäre Immunantwort nach zweitem Kontakt mit Antigen A ist schneller und stärker als die erste.
Auf dem unteren Schema wird gezeigt, dass immunkompetente B- oder T-Zellen proliferieren und entweder zu Gedächtnis- oder Effektorzellen differenzieren, wenn sie durch ein Antigen A stimuliert werden.
Beim zweiten Kontakt ist die Latenz zur Bildung von Effektor-/ Gedächtniszellen bedeutend kürzer und heftiger als beim ersten.

Die zwei Lymphozytenpopulationen, die B- und die T-Zellen, unterscheiden sich trotz vieler Gemeinsamkeiten in mehreren grundsätzlichen Aspekten

  1. Distanz der Wirkung
  2. Art der Antigenerkennung
Mehr dazu

Ruhende B- und T-Lymphozyten können rein optisch nicht voneinander unterschieden werden. Für diagnostische Zwecke kann man die zwei Populationen von Lymphozyten anhand ihrer Plasmamembran-Proteine unterscheiden. Man verwendet dafür einen Antikörper gegen das auf der T-Zelle vorkommende Thy-1-Glykoprotein. Auch kann mit derselben immunhistochemischen Technik der Reifezustand beurteilt werden, weil je nach Reife verschiedenen Oberflächenproteine produziert werden. (siehe Differenzierung der Rezeptoren auf T- Lymphozyten im Thymus (Interaktives Schema) bzw. Differenzierung der Rezeptoren auf B- Lymphozyten im Knochenmark (Interaktives Schema).

Bei stimulierten B- bzw. T-Zellen ist der Unterschied auch optisch sichtbar. Die B-Zelle, die sich durch Stimulation in eine Plasmazelle verwandelt hat, ist vollgestopft mit rER und erscheint grösser. Die T-Zelle bleibt gleich gross und verfügt über wenig rER hat aber viele freie Ribosomen.