Modul
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Deszensus der Testes

Zwischen dem 3. Schwangerschaftsmonat und dem Ende der Schwangerschaft werden die Testes von der Lumbalgegend (ventro-medial des Mesonephros) in das künftige Skrotum verlagert. Diese Verlagerung wird auf eine Kombination von Wachstumsprozessen und hormonellen Einflüssen zurückgeführt.

Dabei spielt auch das Gubernaculum testis eine entscheidende Rolle. Es entsteht im Laufe der 7. Woche aus dem unteren Gonadenband, nachdem sich der Mesonephros zurückgebildet hat. Kranial hat es seinen Ursprung am Testis und inseriert an der Region des Genitalwulstes (künftiges Skrotum).
Zur selben Zeit entsteht beim Inguinalkanal entlang des unteren Gonadenbandes eine Ausstülpung des Peritoneums, der Prozessus vaginalis, an welchem die Testes durch den Inguinalkanal vorbeigleiten werden.

Abb. 20 - Deszensus des Testis
ca. 2 Monate
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Abb. 21 - Deszensus des Testis
ca. 3 Monate
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Legende
Abb. 20

Der gelbe Pfeil bezeichnet den Ort der Ausstülpung des Peritoneums und Beginn des Deszensus testis in den Inguinalkanal.

Abb. 21

Auf diesem Bild ist der Beginn der Bildung des Prozessus vaginalis sichtbar. Er tritt mit dem Testis in den Inguinalkanal ein. In blauer Farbe ist das Gubernaculum dargestellt, welches sich nach und nach verkürzen wird.

 

Abb. 22 - Deszensus des Testis
ca. 7 Monate
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  1. Gubernaculum testis
  2. Penis
  3. Inguinalkanal

Abb. 23 - Deszensus des Testis
ca. 9 Monate
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4
Testis
5
 Peritonealhöhle
6
Ductus deferens

Legende
Abb. 22

Die Testes verbleiben zwischen dem 3. und 7. Schwangerschaftsmonat in der Nähe des Inguinalkanals, um ihn darauf zu passieren. Der Prozessus vaginalis verlängert sich, während sich das Gubernaculum verkürzt und somit den Testis, den Ductus deferens und die dazugehörigen Gefässe beidseits mit sich nach unten zieht.

Abb. 23

Im 9. Schwangerschaftsmonat aber manchmal auch erst nach Geburt erreichen die Testes das Skrotum. Der Prozessus vaginalis bildet nun eine seröse Doppelblattstruktur auf der Vorderseite des Testis.

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Abbildung B

Indem sich der Prozessus vaginalis nach unten verlängert, nimmt er Muskelfasern des M. obliquus internus und des M. transversus mit. Er steht aber nur mit der Fascia spermatica interna in Kontakt, die superfizialen Schichten haben nur indirekten Kontakt.

Die innerste Schicht stellt die Muskelfaszie des M. transversus internus dar. Sie entspricht im Bauchbereich der Fascia transversalis und bildet im Bereich des Skrotums die Fascia spermatica interna des Funiculus spermaticus und des Skrotums.

Es folgt die Muskelschicht des M. cremasters, der im Bereich des Funiculus spermaticus und Skrotums zu finden ist und sich aus Fasern der M. obliquus internus und M. transversus bildet.

Aussen schliesst die Facia spermatica externa an, die sich von der oberflächlichen Aponeurose des M. obliquus externus abdominis bildet.

Abb. 24 - Schnitt durch das Skrotum zur Zeit der Geburt gemäss A
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  1. Epidermis
  2. Dermis (Tunica Dartos)
  3. Fascia spermatica externa
  4. M. cremaster
  5. Fascia spermatica interna
  6. Lamina parietalis der Tunica vaginalis
  7. Virtuelle Höhle zwischen den beiden Blättern der Tunica vaginalis
  8. Lamina visceralis der Tunica vaginalis
  9. Tunica albuginea
  10. Septum interlobulare des Testis

Legende
Abb. 24

Detail der verschiedenen Schichten, die sich im Laufe der Entwicklung beim Feten am Ende der Schwangerschaft gebildet haben.

Die Region, wo die Testes durch die Abdominalwand treten, heisst Inguinalkanal.

Zwischen der 7. und der 12. Woche verkürzt sich das Gubernaculum und zieht die Testes, die Ductus deferentes und ihre Gefässe nach unten.
Zwischen 3. und 7. Monat verweilen die Testes in der Gegend des Inguinalkanals um dann durch den Inguinalkanal zu treten. Sie erreichen das Skrotum ungefähr zur Zeit der Geburt unter dem Einfluss der androgenen Hormone.

Während des ersten Lebensjahres obliteriert der obere Teil des Prozessus vaginalis, zurück bleibt nur das Ligamentum peritoneo-vaginale. Im unteren Bereich bleibt ein kleiner Sack ventral der Testes. Es handelt sich dabei um die seröse Doppelblattstruktur der Tunica vaginalis, eines Relikts der Aussackung der Peritonealhöhle.

Die Wanderungsanomalien der Testes werden im Kapitel Pathologie behandelt.