Weibliches Geschlecht: Differenzierung des Gangsystems der Genitalorgane
Während der 7. Woche differenziert sich das Gangsystem der weiblichen Geschlechtsorgane. Wenn das AMH fehlt, bildet sich der Ductus mesonephricus mit seinen Tubuli zurück und aus dem Ductus paramesonephricus (Müller) entsteht die künftige Tuba uterina, der Uterus und der obere Teil der Vagina.
Der Ductus mesonephricus (Wolff) mit seinen Tubuli bildet sich normalerweise zurück. Manchmal bleiben einige embryonale Relikte zurück in Form des Epoophorons, des Paroophoron auf Höhe des Mesovars und kleiner aneinandergereihter Zysten des Ductus epoophorii longitudinalis.
Aus dem Ductus paramesonephricus (Müller) entsteht im oberen, nicht fusionierten Teil die Tuba uterina und die Ampulla tubae uterinae. Der untere Abschnitt fusioniert nachdem er beidseits das Gubernaculum ovarii inferius nach medial überkreuzt hat und bildet den utero-vaginalen Kanal. Die mediale Zwischenwand verschwindet am Ende des 3. Monats.

- Epoophoron
- Paroophoron
- Ligamentum ovarii proprium
- Ductus mesonephricus (Wolff) zurückgebildet
- Zyste des Ductus epoophori (Gartner)
- Hymen
- Ligamentum suspensorium ovarii
- Tuba uterina (Ampulle)
- Appendix vesiculosa (Morgani)
- Uterus
- Ligamentum teres uteri
- Vagina
- Ansatz des Ligamentum teres uteri am Genitalwulst
Abgebildet ist der zurückgebildete Ductus mesonephricus, der aber gewisse embryonale Residuen zurücklässt.
Aus dem Ductus paramesonephricus entsteht beidseits die Tuba uterina und durch Fusion beider Seiten der Uterus und der obere Teil der Vagina (blau).
Der untere Teil der Vagina (gelb) stammt vom Sinus urogenitalis (Endoderm).
Zu beachten sind auch die Entwicklung der Ligamente und des Hymens, das sich meist um die Geburt im mittleren Teil auflöst.
Vergleichende Tabelle der Differenzierung der inneren Geschlechtsorgane bei beiden Geschlechtern.
Zu beachten ist die Entwicklung der Ligamente. Das Gubernaculum ovarii wird an dem sich entwickelnden uterovaginalen Kanal dort befestigt, wo dieser in die Tubae uterinae übergeht. Oberhalb bildet es das Ligamentum ovarii proprium und unterhalb das Ligamentum teres uteri, welches über den Leistenkanal in die weiblichen Genitalwülste (Labia majora) zieht.
Wird die Zwischenwand ab der Fusionsstelle der beiden Ductus paramesonephrici nicht resorbiert, ist dies Grund für verschiedene utero-vaginale Missbildungen.
7-8 Wochen

- 1a
- Ductus paramesonephricus (Müller)
- 2a
- Ductus mesonephricus (Wolff)
- 3a
- unteres Gubernaculum
- 4a
- Utero-vaginaler Kanal
- 5a
- Sinus urogenitalis
Bis zur 7. Woche bestehen bei beiden Geschlechtern zwei Gangsysteme auf jeder Seite.
In der 8. Woche fusionieren die Ductus paramesonephrici im unteren Teil, nachdem sie beidseits den Ductus mesonephricus (Wolff) nach medial überkreuzt haben.
nach 8 Wochen

- 1a
- Ductus paramesonephricus (Müller)
- 2a
- Ductus mesonephricus (Wolff)
- 3a
- unteres Gubernaculum
- 4a
- Utero-vaginaler Kanal
- 5a
- Sinus urogenitalis
ca. 3. Monat

- 1b
- Tuba uterina
- 2b
- Ductus mesonephricus (Wolff) zurückgebildet
- 3b
- Ligamentum ovarii proprium
- 3c
- Ligamentum teres uteri
- 4b
- Uterus
- 5b
- Vagina
Bildung des utero-vaginalen Kanals durch Fusion des unteren Abschnittes der beiden Ductus paramesonephrici (Müller). Aus dem oberen Abschnitt entsteht beidseits die Tuba uterina mit der Ampulle.
Abb. 45Am Ende des 3. Monats löst sich die Zwischenwand im Uterus und der Vagina auf. Der Uterus verlängert sich nach unten, indem sich das solide untere Ende der Ductus paramesonephrici nach unten verlängert und nachträglich kanalisiert wird. Aus dem untersten Abschnitt entsteht der obere Teil der Vagina. Sie vereinigt sich mit der Vaginalplatte, die aus dem Sinus urogenitalis entsteht und den unteren Teil der Vagina bildet.
Das blinde Ende des utero-vaginalen Kanals bildet den sinu-vaginalen Höcker (Stadium 22) und endet an der Hinterwand des Sinus urogenitalis (SUG).
Die sinu-vaginalen Höcker wird durch epitheliale Proliferation dicker und zieht sich zurück, während sich die Wand des SUG dort ebenfalls verdickt. Diese epitheliale Platte, die sich am unteren Ende des utero-vaginalen Kanals bildet, nennt man Vaginalplatte. Sie bildet an ihrem kranialen Ende eine zirkuläre Ausstülpung, die Stelle der künftigen Fornix vaginae.

- 1
- Tuberculum genitale
- 2
- Vestibulum
- 2a
- SUG: Pars phallica
- 2b
- SUG: Pars pelvica
- 3
- Vaginalplatte

- 4
- Perineum
- 5
- Rectum
- 6
- Utero-vaginaler Kanal
- 7
- Harnblase
- 8
- Urethra
Der utero-vaginale Kanal stösst auf den Sinus urogenitalis und bildet die sinu-vaginalen Höcker.
Abb. 47Diese sinu-vaginale Höcker werden durch epitheliale Proliferation dicker. Dies führt auch im Epithel des SUG zu einer epithelialen Proliferation. Zusammen bilden sie die Vaginalplatte.
Durch Kanalisierung der Vaginalplatte öffnet sich der utero-vaginale Kanal nach aussen. Die oberen 3/4 der Vagina stammen vom Mesoderm und das untere Viertel vom Endoderm.
Die fibromuskuläre Wandung bildet sich aus dem benachbarten Mesenchym. Die Vagina ist vom SUG durch das Hymen abgetrennt. Sein Ursprung ist nicht ganz geklärt. Diskutiert wird eine passive Invagination der hinteren Wand des SUG.

Die Kanalisierung der vaginalen Platte beginnt im 3. Monat.


- 2
- Vestibulum vaginae
- 3a
- Cavum uteri
- 3b
- Collum uteri
- 6a
- Vagina: unteres Viertel aus Endoderm
- 6b
- Vagina: obere 3/4 aus Mesoderm
- 9
- Hymen
Im 5. Monat ist der Vaginalkanal vollständig kanalisiert, aber das Lumen ist vom SUG durch das Hymen getrennt.
Abb. 50Das Hymen reisst normalerweise zur Zeit der Geburt ein. Der Uterus und die Vagina haben sodann eine Verbindung zum Vestibulum vaginae.