Umstellung bei Geburt

Mit der Geburt erfolgt nach und nach eine Umstellung von parallelem Fluss zu einem seriellen Fluss durch das Herz. Folgende Veränderungen müssen stattfinden:

  1. Der Gasaustausch findet in den Lungen des Kindes statt.
  2. Durch die Abnabelung erfolgt die Elimination des plazentaren Kreislaufes.
  3. Die fetalen Shunts werden geschlossen.

Mit der Einsetzung der Atmung wird der Druck in den Lungen drastisch reduziert und ein Durchstrom des Lungenkapillarnetzes kann erfolgen. Dadurch sinkt der Druck im rechten Atrium verglichen mit demjenigen im linken. Durch diese Druckumkehr in den Atrien wird das Septum primum gegen das Septum secundum gepresst und das Foramen secundum funktionell geschlossen. Gegen Ende des ersten Lebensjahrs ist es bei 99% der Kinder normalerweise auch verwachsen
==> Der Shunt zwischen linkem und rechtem Atrium ist geschlossen.

Andererseits fällt durch das Abnabeln nach Geburt auch das Niederdruckgebiet der Plazenta weg und der periphere Widerstand im grossen Kreislauf steigt an, was auch hier zu einer Druckumkehr zwischen Aorta und Trunkus pulmonalis führt. Der vorgeburtliche Rechts-Links-Shunt über den Ductus arteriosus wird zu einem Links-Rechts-Shunt umgedreht. Der pO2-Druck in der Aorta nimmt durch die Lungenatmung zu, denn das Blut wird nun direkt in den Lungen des Kindes oxygeniert. Folglich kommt es in der Wand des Ductus arteriosus zur Kontraktion der glatten Muskulatur und damit zum funktionellen Verschluss.
Nach wenigen Wochen oder Monaten führt dieser funktionelle Verschluss zu einem strukturellen Verschluss. Der Shunt über den Ductus arteriosus ist geschlossen und bleibt als Ligamentum arteriosus bestehen.

Die Abnabelung des Kindes führt dazu, dass die Vasa umbilicales hauptsächlich durch aktive Konstriktion ihrer Tunica muscularis funktionell obliterieren. Der strukturelle Verschluss dauert jedoch mehrere Wochen, wobei der proximale Teil der Aa. umbilicales offen bleibt und sich daraus die Aa. Iliacae internae bilden. Der distale Teil obliteriert und bildet das Ligamentum umbilicale mediale beidseits in der vorderen Bauchwand. Die V. umbilicalis obliteriert auch vollständig und bildet das Ligamentum teres hepatis.

Abb. KreislaufvorA - Kreislaufsituation vor Geburt
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Abb. KreislaufnachA - Kreislaufsituation nach Geburt
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