Kommissuren des Telencephalons
In der weissen Substanz des Palliums lassen sich drei grundsätzliche Arten neuronaler Verbindungen unterscheiden:
- Assoziationsbahnen, welche verschiedene Rindenareale innerhalb derselben Hemisphäre miteinander verbinden
- Kommissurenbahnen, welche zwischen homotopen Feldern der beiden Hemisphären verkehren
- Projektionsbahnen, welche als auf- oder absteigende Fasern die Hirnrinde mit tieferliegenden (subcorticalen) Kerngebieten des gesamten ZNS verbinden.
Die Kommissuren des Telencephalons beinhalten somit Nervenfasern, welche homologe Rindenareale in linker und rechter Hemisphäre miteinander verbinden. Deren Entwicklung geht aus von der rostral liegenden Lamina terminalis, deren oberer Teil sich zur Kommissurenplatte verdickt.
Die Commissura anterior, welche den Palaeocortex der beiden Hirnhälften verbindet, entsteht zuerst (7. Woche). Sie verkehrt zwischen den Bulbi olfactorii und den Riechzentren der beiden Hemisphären. Die entsprechenden Fasern verlaufen im vorderen Teil der Lamina terminalis und bleiben am Ort ihrer Entstehung.
Der Fornix umfasst Fasern, welche vom Cortex des Hippocampus (Archicortex) zum Corpus mammillare ziehen. Durch das bogenförmige Wachstum der Hemisphäre kommt der Archicortex in den Temporallappen zu liegen, so dass auch der Fornix hufeisenförmige Gestalt annimmt. Die entsprechende Verbindung zwischen beiderseitigem Archicortex ist die Commissura fornicis (oder hippocampi). Sie wird um die 10. Woche gebildet.
Der Balken, Corpus callosum stellt die mächtigste Verbindung zwischen den Hemisphären dar. Er verbindet den beiderseitigen Neocortex. Die Fasern, welche Rindenareale der Lobi frontales verknüpfen bilden den Forceps minor (oder frontalis), jene, welche zwischen Rindenarealen der Lobi parietales und occipitales verkehren führen zum Forceps major (oder occipitalis). Jene Rindenareale, zwischen welchen keine Kommissurenfasern ausgebildet sind, werden als primäre Rindenareale bezeichnet. Folglich bilden die übrigen Rindenareale, welche mit ihren kontralateralen Gegenstücken in Verbindung stehen, die sekundären und tertiären Rindenareale (Assoziationscortex). Das Corpus callosum entwickelt sich vom 3. bis zum 6. Monat. Es liegt in der Tiefe der Fissura longitudinalis cerebri, oberhalb der Lamina terminalis. Mit seinem zugespitzen Rostrum geht es aus der Lamina terminalis hervor, zieht zunächst nach rostral und biegt dann im Genu corporis callosi nach hinten um. Das Corpus corporis callosi verläuft oberhalb des Dachs des Diencephalons okzipitalwärts und endet mit dem Splenium. Zwischen Corpus callosum und Fornix liegt das durchscheinende Septum pellucidum, welches die Vorderhörner der Seitenventrikel voneinander trennt und die mediale Begrenzung der Hemisphärenbläschen darstellt.
Zwischen dem Splenium corporis callosi und dem Dach des III. Ventrikels befindet sich eine querverlaufende Spalte, die Fissura transversa cerebri (Bichat' Spalte). Durch diesen Raum zieht die bedeutsame Vena magna cerebri, welche das Blut von den Vv. thalamostriatae und von den Plexus choroidei sammelt.
Die Kommissuren des Diencephalons verkehren zwischen dessen Kerngebieten. Die wichtigsten Verbindungen sind die Commissura habenularum und das Chiasma opticum.