Morphogenese des Rückenmarks
Die Vermehrung und Differenzierung der neuroepithelialen Zellen des Neuralrohrs führt zu einer Verdickung der Seitenwände zulasten des Dachs, des Bodens und des zentralen Hohlraums. Von diesem bleibt im Bereiche des Rückenmarks nur der enge, kleinlumige Zentralkanal übrig.
Ab der 4. Woche entsteht durch lokale Auftreibungen der hinteren und vorderen Anteile der Seitenwand des Neuralrohrs eine auf halber Höhe längs verlaufende Rille, der Sulcus limitans.
Aus den dorsalen Verdickungen, den Flügelplatten, gehen die hinteren sensiblen Anteile des Rückenmarks hervor, aus den vorderen Verdickungen, den Grundplatten, die vorderen motorischen Anteile.
Überdies taucht in den thorakolumbalen Segmenten (T1 – L3) sowie den Sakralsegmenten (S1 – S3) zwischen Flügelplatten und Grundplatten eine seitliche Ausbuchtung der grauen Substanz auf, die als Seitenhorn bezeichnet wird. Sie enthält die Perikaryen des autonomen Nervensystems.
Die dorsalen und ventralen Anteile in der Symmetrieebene werden als Deckplatte und Bodenplatte bezeichnet. An diesen Stellen wechseln insbesondere Kommissurenfasern von einer Körperseite auf die andere. Wie bereits dargelegt spielt die Bodenplatte eine wesentliche Rolle bei der Festlegung der dorso-ventralen Polarität sowie bei der Induktion der motorischen Neuronen. Eine noch nicht abschliessend geklärte Frage betrifft die Herkunft der Zellen der Bodenplatte. Gewisse Wissenschafter gehen davon aus, dass diese Neuronen von der Chorda dorsalis (Kopffortsatz) und nicht vom Neuroektoderm abstammen könnten.