Pseudoglanduläre Phase

Die Lunge ähnelt in diesem Stadium der Entwicklung einer tubulo-azinösen Drüse. Nach klassischer Ansicht wird in dieser Phase der gesamte luftleitende Bronchialbaum bis zu den Bronchioli terminales angelegt (16 Generationen). Morphometrische Studien haben ergeben, dass mit dem Ende der pseudoglandulären Phase in der Lunge teilweise 20 Generationen vorhanden sind, was bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt die Ductus respiratorii bereits gebildet sind.
Das primordiale Gangsystem, der luftleitende Bronchialbaum, wird vorerst von hochprismatischem Epithel ausgekleidet. Dies sind die Vorläuferzellen des Flimmerepithels und der sekretorischen Zellen. Erste Flimmerepithelzellen können beim Menschen in der 13. Schwangerschaftswoche gefunden werde.

Im Anschluss an die Bronchioli terminales im respiratorischen Teil erscheinen die ersten typischen lungenspezifischen Zellen: die Pneumozyten Typ II. Das sich entwickelnde bronchopulmonale Epithel beginnt, Amnionflüssigkeit zu produzieren, die bis zur Geburt auch in der Lunge zu finden ist.

Abb. 5 - Lungengewebe in der pseudoglanduläre Phase
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  1. Lungenmesenchym
  2. Pneumozyten Typ II
  3. Kapillaren

Legende
Abb. 5

In der pseudoglandulären Phase gleicht die Lunge einer Drüse. Die Vorläufer der Pneumozyten sind am Ende dieser Phase in den respiratorischen Abschnitten als kubisches Epithel auszumachen.

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Relativ früh in der Entwicklung der Lunge erscheinen endokrin aktive Zellen (Kultschitzky Zellen), die Bombesin und Serotonin produzieren. Sie sind im Unterschied zu den Vorläufern der Pneumozyten, welche endodermalen Ursprungs sind, ektodermalen (neurektodermalen) Ursprungs, denn sie stammen von der Neuralleiste ab. Wahrscheinlich spielt Bombesin über parakrine Mechanismen eine entscheidende Rolle für die Lungenentwicklung, indem sich vor allem die Typ II Pneumozyten vermehren.

In den zentralen, luftleitenden Anteilen der Lunge beginnt sich das Epithel in Zilien tragende Zellen und Becherzellen zu differenzieren. Ab der 10. Woche können bereits Knorpel und glatte Muskulatur sowie Bronchialdrüsen in den Wandungen der Bronchien gefunden werden. Die Differenzierung der Lunge verläuft in zentrifugaler Richtung. Dadurch behalten die peripheren Abschnitte teilweise ein noch wenig differenziertes, kubisches Epithel bis weit über die pseudoglanduläre Phase bei, was aber für ein weiteres Vordringen des Atemwegbaumes ins umgebende Bindegewebe wichtig ist.

 
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Geht man grob geschätzt von einer Anzahl von 15'000 Bronchioli terminales pro Lunge beim Erwachsenen und somit ca. 15'000 Azini aus, ergibt sich unter theoretischer Annahme einer dichotomen Aufteilung der Lungensprossen, dass dieses Stadium nach etwas weniger als 214 Generationen erreicht ist. Im späten pseudoglandulären Stadium findet man aber weit mehr als 15'000 Endstücke. Somit stellen die Lungenendstücke bereits respiratorische Anteile der Lunge dar.