Modul
19
Icon module 19

Entwicklung der Zähne

Das menschliche Gebiss teilt man in vier Kiefer-Quadranten ein. Es bilden sich darin je 5 Milchzähne (Dentes decidui) und später 8 bleibende Zähne (Dentes permanentes). Die Quadranten 1-4 werden im Uhrzeigersinn nummeriert (erste Zahl), die Zähne von mesial nach distal in jedem der vier Quadranten (zweite Zahl).

media/module19/tabelle_dent_DE.png

Die Entwicklung der Zähne beginnt in der späten Embryonalperiode (Stadium 18, ca. 44 Tage) mit der Ausbildung einer Epithellamelle parallel zum Lippenrand. Diese Leiste, Lamina labiogingivalis, bildet später eine Furche (Sulcus labiogingivalis), woraus das Vestibulum oris entsteht. Die Zahnentwicklung nimmt ihren Anfang durch eine ebenfalls leistenförmige Verdickung auf dieser Lamina labiogingivalis, die mundhöhlenwärts gerichtet ist. Es entsteht ein U-förmiges Band, die Lamina dentalis.

Durch Interaktionen zwischen Neuralleistenzellen und Ektoderm wachsen im Unter- und Oberkiefer bald 10 rundliche Zahnknospen auf der labialen Seite dieser Lamina dentalis aus (frühe Fetalzeit), welche die Anlage der Milchzähne darstellen. Etwas später bilden sich auf der oralen Seite ebenfalls kleine Aussprossungen (ca. 16 Wochen). Dies sind die frühen Anlagen der bleibenden Zähne.

Mehr dazu
Histologisches Bild einer Zahnleiste (Lamina dentalis).
Abb. zahnleiste01 - Zahnanlage: Ansicht von unten hinten; Stadium 18, ca. 44 Tage
media/module19/s1j1_Zahnleiste1a.gif

  1. Lippe
  2. Sulcus labiogingivalis
  3. Lamina dentalis
  4. Anlage der Milchzähne
  5. Anlagn der bleibenden Zähne

Abb. zahnleiste02 - Zahnanlage: Ansicht von unten hinten; Fetus, ca. 10 Woche
media/module19/s1j2_Zahnleiste2a.gif

  1. Lippe
  2. Sulcus labiogingivalis
  3. Lamina dentalis
  4. Anlage der Milchzähne
  5. Anlage der bleibenden Zähne

Abb. zahnleiste03 - Zahnanlage: Ansicht von unten hinten; Fetus, ca. 16 Woche
media/module19/s1j3_Zahnleiste3a.gif

  1. Lippe
  2. Sulcus labiogingivalis
  3. Lamina dentalis
  4. Anlage der Milchzähne
  5. Anlage der bleibenden Zähne

 

Jede Zahnknospe ist also ektodermaler Herkunft und wird auch als Schmelzorgan bezeichnet. Sie umgibt in ihrem Inneren ein verdichtetes Mesenchym neurektodermaler Herkunft, das die Zahnpulpa bildet. Die Ränder des Schmelzorgans wachsen stärker als der mittlere Teil, wodurch aus der Zahnknospe auf dem Weg über ein kappenförmiges Stadium die Zahnglocke entsteht. Das Mesenchym um die ganze Zahnknospe herum verdichtet sich auch und bildet das Zahnsäckchen. Daraus entsteht der Zahnhalteapparat und der Zement der Zahnwurzel

Abb. 12 - Entwicklung eines Zahnes vom Zahnknospe zur Zahnglocke
media/module19/s1k_Zahnglocke.gif

  1. Zahnknospe kappenförmig
  2. Zahnglocke

Legende
Abb. 12

Die Zahnknospe entsteht als Aussprossung aus der U-förmigen Lamina dentalis. Die Ränder wachsen schneller, sodass sich bald eine Glocke bildet.

Mehr dazu

Histologisches Bild einer Zahnglocke.

Beim Schmelzorgan unterscheidet man ein äusseres von einem inneren Schmelzepithel. Dazwischen befindet sich die Schmelzpulpa.
Das Schmelzepithel wird von aussen durch ein Kapillarnetz ernährt, aber die Schmelzpulpa bleibt immer gefässfrei.
Die Ameloblastenschicht (auch Adamantoblastenschicht), welche sich aus dem inneren Schmelzepithel bildet, produziert in Richtung Zahnpulpa, den Zahnschmelz (Enamelum) in Form von Schmelzprismen.
Unmittelbar angrenzend an das innere Schmelzepithel organisiert sich das darunterliegende Mesenchym zu einer epithelialen Schicht, der Odontoblastenschicht, welche gegen aussen das Prädentin absondern. Das Dentin entsteht durch Einlagerung von Kalksalzen in das Prädentin.

 
Abb. 13 - Anlage eines Milchzahnes mit
seinem bleibenden Zahn
media/module19/s1l_Zahnentwicklung.gif

  1. Mandibula
  2. Anlage des bleibenden Zahnes
  3. Schmelzorgan
  4. Schmelz
  5. Dentin
  6. Sulcus labiogingivalis

Abb. 14 - Aufbau des Schmelzorgans vor und nach dem Beginn der Schmelzablagerung
media/module19/s1m_zahnschmelz.jpg

  1. Äusseres Blatt des Schmelzorgans
  2. Schmelzpulpa
  3. Inneres Blatt des Schmelzorgans (Ameloblasten)
  4. Schmelz
  5. Dentin
  6. Odontoblasten

Legende
Abb. 13

Schnitt durch die Mandibula zur Zeit der Geburt. Man sieht den noch nicht durchgebrochenen Milchzahl sowie die Anlage des bleibenden Zahnes.

Abb. 14

Zellulärer Aufbau der Zahnanlage. Das innere Blatt des Schmelzorgans (Ameloblasten) bildet ein stratifiziertes Epithel, das den Zahnschmelz bildet.

Mehr dazu

Entwicklung der bleibenden Zähne aus der Lamina dentalis.

Die Wurzelbildung erfolgt erst, wenn die Bildung der Hartsubstanz, der Zahnkrone, weitgehend abgeschlossen ist.
Im Bereich der Umschlagfalte zwischen innerem und äusserem Schmelzepithel wird kein Schmelz produziert sondern die zwei Blätter liegen eng aneinander. Sie werden in diesem Bereich auch als Hertwig'sche Epithelscheide bezeichnet. Durch Proliferation wächst das Schmelzorgan in diesem Bereich weiter in die Tiefe und präformiert die Anlage der späteren Zahnwurzel, indem die Ränder teilweise auf einander zuwachsen und einen, zwei oder drei Wurzelkanäle freilassen.

Abb. 15 - Hertwig'sche Epithelscheide
media/module19/s1n_Hertwig.gif

  1. Äusseres Schmelzepithel
  2. Inneres Schmelzepithel
  3. Hertwig'sche Epithelscheide
  4. Schmelzpulpa
  5. Zahnpulpa

Legende
Abb. 15

Das Schmelzorgan wächst an seinen Rändern in die Tiefe und bildet die Hertwig'sche Epithelscheide, welche die Zahnkrone nach unten bis auf ein Wurzelloch (ev. zwei oder drei Würzellöcher) abschliessen wird.

Mehr dazu

Die Wurzelbildung erfolgt erst, nachdem die Kronenbildung abgeschlossen ist. Der Übergang vom äusseren zum inneren Blatt des Schmelzorgans verlängert sich und bildet einen, zwei oder drei Wurzelkanäle. (Illustration)

Entwicklung der Speicheldrüsen

Die Speicheldrüsen entstehen erst in der späteren Embryonalzeit (Stadium 18, ca. 44 Tage). Erstes Anzeichen ist eine Epithelverdickung seitlich der Zunge, ausserhalb der Anlage des Zahnbogens (Lamina dentalis).

Im Sulcus labiogingivalis, auf der Aussenseite der Lamina labiodentalis, entsteht die Anlage der ektodermalen Glandula parotis (seröse Drüse).

Im oralwärtsgelegenen Sulcus linguogingivalis entstehen die Glandulae sublinguales (muköse Drüse) und submandibulares (sero-muköse Drüse), welche endodermaler Herkunft sind. Sie entstehen im Bereich des Hyalbogens.

Mehr dazu
Histologisches Bild einer Glandula parotis.

Histologisches Bild einer Glandula sublingualis.

Histologisches Bild einer Glandula submandibularis.
Mehr dazu

Da die Glandula submandibularis nicht im Bereich des Mundbodens bleibt, sondern in der weiteren Entwicklung unter den Mandibularbogen und den M. mylohyoid wächst, überkreuzt ihr Ausgang den N. lingualis, der beidseits in die Zunge einwächst.