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Pathologie des Mitteldarmes

Durch die grosse Formveränderung während der Embryonalzeit in diesem Bereich gibt es eine Vielfalt von Störungen, die isoliert oder kombiniert mit anderen Missbildungen vorkommen können. Eine abschliessende Liste aller möglichen Störungen ist in diesem Rahmen nicht möglich.

 

Meckel'sches Divertikel

Am häufigsten kommen Störungen vor, die im Zusammenhang mit dem Ductus omphalomesentericus stehen. Etwa 2-4% der Population weist ein Meckel'sches Divertikel auf.

Es ist meist ein blind endender Sack, der ca. 50 cm kranial der Iliozaekalklappe liegt und das Überbleibsel des Ductus omphalomesentericus darstellt. Meist sind es Zufallsbefunde aber ein Meckel'sches Divertikel kann sich auch entzünden oder ektopisches Gewebe aufweisen.

Abb. 46 - Meckel'sches Divertikel
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Abb. 46

Dieses Meckel'sche Divertikel musste operativ entfernt werden.

© Anatomical Institute of the University of Zürich, Prof. Stefan Kubik

Omphalozele

Bei einer Omphalozele bleiben Darmschleifen im Nabelzölom und kehren nicht wieder in den Bauchraum zurück. Typischerweise sind die Darmschleifen mit Amnion und Peritoneum überzogen.

Die Omphalozele ist nicht zu verwechseln mit einer Nabelhernie, welche vor allem bei Frühgeborenen vorkommt.
Der Grund für eine Nabelhernie ist eine schwache Bauchmuskulatur, die den intraperitonealen Inhalt des Bauchraumes nicht zurückzuhalten vermag. Im Unterschied zur Omphalozele ist die Nabelhernie immer mit Haut überdeckt.

Abb. 47 - Omphalozele
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Legende
Abb. 47

In der Omphalozele sind Darm schleifen sichtbar. Die Muskulatur fehlt.

© Kinderspital, Inselspital Bern

 

Malrotation und Caecumhochstand

Manchmal kommt es bei der Rückkehr der Darmschleifen aus dem physiologischen Nabelbruch zu einer ausbleibenden oder unvollständigen Rotation. Dies kann asymptomatisch bleiben oder gelegentlich zu einem Volvolus oder einer anderen Form der Strangulierung führen.

 

Atresien

Wie beim Oesophagus und dem Duodenum kann es auch im übrigen Bereich des Darmes zu unvollständiger Rekanalisierung des Darmlumens nach dem ersten Trimester der Schwangerschaft kommen.

 

Aganglionäres Megacolon (Morbus Hirschsprung)

Der Morbus Hirschsprung ist eine Erkrankung des Dickdarms. Sie wird vielfach auch als Megacolon congenitum bezeichnet. Er gehört zur Gruppe der Aganglionosen. Meistens sind Knaben betroffen. Die Krankheit tritt mit einer Häufigkeit von 1:5.000 auf.

Ursache des Morbus Hirschsprung ist ein angeborener Defekt. Dem Dickdarm fehlen in einem bestimmten Abschnitt Nervenzellen, die die Muskeln zur Kontraktion und damit zum Weitertransport des Kotes anregen. Sowohl der Auerbach'sche wie auch der Meissner'sche Plexus sind betroffen. In diesem Bereich ist der Darm dünner. Der Kot bleibt an dieser Stelle liegen. So entwickeln sich vor dieser Dickdarmregion oft riesige Erweiterungen. Von diesen Erweiterungen, die als Folge der eigentlichen Erkrankung entstehen, ist der Name Megakolon congenitum abgeleitet. Oft kommt es auch zu einer fehlenden Erschlaffung des Ringmuskels am After.

Im Neugeborenenalter äussert sie sich durch akute Beschwerden, wie sie auch bei einem Ileus charakteristisch sind. Der Bauch der Kinder ist dabei aufgetrieben und hart. Die Kinder leiden unter Erbrechen und Verstopfung. Es können aber auch Stühle vorkommen, die voluminös bis oft bleistiftartig dünn und stinkend sind. Bei älteren Kindern entwickelt sich oft ein chronisches Krankheitsbild der Darmlähmung mit Verstopfung und aufgeblähtem Bauch. Die Therapie besteht in einer operativen Entfernung des betroffenen Dickdarmabschnittes.