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Einleitung

Eine Spenderkuh wird nach den oben erwähnten Kriterien ausgewählt (siehe Voraussetzungen). Zusätzliche Kriterien sind leichte Abkalbung, nicht mehr als zwei Besamungen pro Konzeption, Geburt der ersten zwei Kälber innerhalb von zwei Kalenderjahren, gute individuelle Leistung und gute Nachzuchtprüfung. Nach der Abkalbung wird die Kuh sehr genau beobachtet und einige Tage nach der ersten Brunst durch eine allgemeine und eine rektale Untersuchung (evtl. durch Ultraschall) auf ihre ET-Eignung geprüft.

Die folgenden Daten, Zahlen und Abläufe sind die in der Schweiz üblicherweise verwendeten. Daneben existieren auch andere erfolgreiche Protokolle.

Superovulation

Mit dem Superovulations-Programm wird die Ovaraktivität der Spenderkuh stimuliert, um das Heranreifen einer höheren Anzahl ovulationsbereiter Follikel zu induzieren. Die Superovulation wird nach der 2. Brunst hormonell eingeleitet. Durch eine Ovarpalpation vor dem Beginn des Superovulations-Programms wird das Vorhandensein eines Gelbkörpers überprüft.

 

Protokolle

Der Zeitpunkt für den Start einer Behandlung wird zwischen den 8. und 13. Zyklustag, also in die Lutealphase, gelegt. Beim Rind werden verschiedene Hormone zur Superovulation eingesetzt.

Tabelle

Die meisten Protokolle verwenden die Hormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon), PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin = equines Chorion Gonadotropin eCG) oder seltener hMG (human menopausal Chorion Gonadotropin).

FSH

Aus Hypophysen von Schweinen oder Schafen gewonnenes FSH besitzt eine sehr kurze Halbwertszeit und muss über mehrere Tage alle 12 h injiziert werden. Ausserdem enthalten die FSH-Präparate immer auch eine gewisse Menge an LH (Luteinisierendes Hormon). Übersteigt die LH-Aktivität einen bestimmten Richtwert, kann dies zu vorzeitigen Ovulationen oder Luteinisierungen der Follikel führen, was die Embryonenausbeute verringert.

In der Schweiz ist zurzeit kein zugelassenes FSH erhältlich. Die Produkte müssen mit einer entsprechenden Bewilligung importiert werden.



PMSG

PMSG bindet an die FSH- und LH-Rezeptoren in den Ovarien. Gegenüber anderen Gonadotropinen ist die Halbwertszeit von PMSG durch seinen hohen Gehalt an Sialinsäure sehr lang (6 Tage), eine einmalige Applikation reicht deshalb aus. Durch seine lange Halbwertszeit führt PMSG allerdings auch zu einer unerwünschten Verlängerung der Brunst, das heisst eine einzelne Applikation kann mehrere asynchrone Follikelwachstumswellen auslösen. Diesem Effekt kann mit der intramuskulären Verabreichung von Antikörpern gegen PMSG entgegen gewirkt werden. Dadurch wird der Östrogenspiegel gesenkt, die Brunst beendet und die Ausbeute an transferierbaren Embryonen verbessert. Die Anwendung von Antikörpern birgt aber die Gefahr von allergischen Reaktionen und Anaphylaxien.

Was die LH-ähnliche Komponente des PMSG betrifft, kann diese zur vorzeitigen Ovulation eines einzelnen Follikels führen. In der Folge interferiert der steigende Progesteronspiegel mit weiteren Ovulationen und der Anteil an unbefruchteten Eizellen und degenerierten Embryonen ist relativ hoch. Mit PMSG induzierte Superovulationen führen deshalb oft zu variablen Ergebnissen, die den Einsatz für den Embryotransfer limitieren.



Prostaglandin

3 Tage nach Beginn der Superovulationsbehandlung (12. bis 17. Zyklustag) kann mittels einer Prostaglandin-F2α-Injektion die Luteolyse herbeigeführt werden. Innerhalb von zwei bis drei Tagen nach der Prostaglandin-F2α-Injektion wird der Gelbkörper rückgebildet und die Spenderkuh tritt in den Östrus ein. Dabei ist eine sorgfältige Brunstbeobachtung zur exakten Bestimmung des idealen Besamungszeitpunkts von zentraler Bedeutung.