Modul
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Qualitätskontrolle

Eine einzelne Samendosis muss auf der einen Seite genügend vitale Spermien enthalten und auf der anderen Seite frei sein von infektiösen Keimen und schädlich wirkenden Zusatzstoffen.
Diese Ansprüche erfordern eine Reihe von Massnahmen und Kontrollen. In der Schweiz werden die Kontrollen auf 3 Ebenen durchgeführt, und bei jeder Ebene wird von neuem über die Weiterverarbeitung entschieden.

Die erste Kontrolle findet auf der Ebene „Stier“ statt: Der Stier selbst und seine Spermien werden anhand verschiedener Gesichtspunkte aufwändig untersucht und beurteilt (siehe Spermabeurteilung). Eine Kontrolle auf zweiter Ebene findet nach der Gewinnung des Ejakulats statt, hier werden vor allem die Motilität und die Morphologie mikroskopisch beurteilt. Die Kontrolle auf dritter Ebene ist die Auftaukontrolle, die pro Batch bei zwei bis drei Dosen tiefgefrorenem und wiederaufgetautem Sperma vorgenommen wird. Selbst mit der modernsten Gefriertechnik muss mit Einfrier- und Auftauschäden gerechnet werden, die um die 30% der Spermien betreffen. Nach dem Auftauen sollten noch mindestens 50% der Spermien beweglich sein.

Da viele Tierseuchen auch über die Samenflüssigkeit verbreitet weren können, müssen die frischproduzierten Samendosen am Ort der Produktion für 4 Wochen in einem separaten Quarantänegefäss gelagert werden. Erst nach Aufhebung der Quarantäne gelangen die Dosen in den Verkauf.

Transfer

In der Schweiz wird die Übertragung in den technischen Weisungen des Bundesamtes für Veterinärwesen geregelt, gestützt auf die Tierseuchenverordnung. Befähigt zur Samenübertragung sind Tierärzte und diplomierte Besamungstechiker. Eigenbestandsbesamungen (der Betriebsleiter nimmt Besamungen bei den Tieren auf seinem Betrieb selber vor) sind beim Schwein und unter bestimmten Voraussetzungen auch beim Rind möglich.

Die Übertragung des Spermas erfolgt mit einem speziellen Besamungskatheter. Dieser besteht aus einem ungefähr 50 cm langen, rostfreien Stahlrohr.

Abb. 19 - Besamungskatheter Rind
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Legende
Abb. 19

Besamungskatheter für das Rind.

Die Paillette wird in den vorderen Abschnitt des aufgewärmten Katheters verbracht und durch Abschneiden des vorstehenden Endes mit einer Schere eröffnet. Danach wird eine Plastikhülle über den Katheter geschoben und durch Ring- oder Drehverschluss fixiert. Das besamungsbereite Tier wird fixiert, nach Möglichkeit wird der Schwanz durch eine Hilfsperson seitlich der Kuh gehalten.
Der Katheter wird sauber in die Vagina eingeführt und unter rektaler Kontrolle durch die Cervix bis in den Uteruskörper vorgeschoben. Der Mandrin im Katheter schiebt den Baumwollstopfen in der Paillette vor und das Sperma fliesst aus. Der Katheter kann nun sorgfältig aus der Vagina entfernt und auf allfällige Blut- oder Eiterspuren untersucht werden.

Abb. 20 - Besamung Rind
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  1. Uterus
  2. Ovar
  3. Zervix
  4. Blase
  5. Katheter

Legende
Abb. 20

Die in den Enddarm eingeführte Hand umgreift die Cervix uteri während mit der anderen Hand der Katheter bis in das Corpus uteri vorgeschoben wird.

Das Sperma wird im Bereich des Corpus uteri deponiert. Da die Cervixbarriere umgangen wird, reicht eine Spermienzahl von zehn bis zwanzig Millionen Spermien pro Dose aus, dies im Gegensatz zum Natursprung, bei welchem etwa 1-5 Milliarden Spermien caudal der Cervix abgegeben werden.
Zeigt das Tier (meist 3 Wochen) nach einer ersten Besamung Brunstanzeichen, findet eine Nachbesamung statt. Der Katheter wird für den Fall einer Trächtigkeit aber nur bis zum cranialen Ende der Cervix eingeführt und das Sperma dort abgegeben.

Die Befruchtung erfolgt im Eileiter am Übergang vom Isthmus zur Ampulle. Nach einer Besamung braucht es ungefähr acht Stunden, bis genügend Spermien diesen Ort erreicht haben. Da die Eizelle weniger lange befruchtungsfähig ist als die Spermien, sollten die Spermien die Eizelle im Eileiter erwarten. Der ideale Besamungszeitpunkt liegt also vor der Ovulation, in der zweiten Brunsthälfte. In der Praxis wird meist die Morgen/Abend Regel angewandt: Befindet sich eine Kuh am Morgen in der Brunst, wird sie am Nachmittag besamt, ist sie am Morgen darauf noch immer brünstig, wird sie erneut besamt. Wird die Kuh am Nachmittag oder am Abend brünstig, erfolgt die Besamung am nächsten Morgen.