Amnion

Das Amnion ist die innerste Fruchthülle, die den ganzen Embryo umgibt und sich aus Ektoderm und Mesoderm zusammensetzt. Es entwickelt sich bei den Haussäugetieren als Faltamnion, im Gegensatz zu den Menschen, bei dem es als Spaltamnion aus der Embryozyste entsteht. Bei der Abfaltung des Trophoblasten peripher der Grenzfurche (zwischen Keimscheibe und Keimblasenwand) wird der Embryo bei Wiederkäuer und Schwein sofort ganz umfasst, bei Pferd und Fleischfresser stufenweise (Kopffalte, Seitenfalte, Schwanzfalte).

Abb. 7 - Amnionbildung
media/vet/module9/Amnionbildung_01.jpg

  1. Grenzfalte
  2. Grenzfurche

Legende
Abb. 7

Die Keimscheibe wird durch die Grenzfurche von der Keimblasenwand abgegrenzt. Peripher dieser Rinne entstehen die zirkuläre Amnionfalte. An der Amnionfalte lassen sich ein inneres Blatt (prospektives Amnion) und ein äusseres Blatt (Chorion) unterscheiden.

Abb. 8 - Amnionbildung
media/vet/module9/Amnionbildung_02.jpg

  1. Grenzfalte
  2. Grenzfurche

Abb. 9 - Amnionbildung
media/vet/module9/Amnionbildung_03.jpg

3
Amnionblase

Legende
Abb. 8

Die Grenzfalte zieht sich über dem Rücken des Embryos allmählich zusammen.

Abb. 9

Die Grenzfalte zieht sich weiter zusammen unter allmählichem Verschluss der Verbindung zwischen entstehender Amnionhöhle und Uteruslumen, es entsteht der Amnionnabel.

Die Falten treffen sich oberhalb vom Embryo und bilden den Amnionnabel. Das innere Blatt der Falte (Area pellucida) wird zur Amnionwand, das äussere Blatt (Area opaca) wird ins Chorion integriert. Zwischen den beiden Blätter liegt Mesoderm. Der Amnionnabel reisst ein und die Höhle füllt sich mit Amnionflüssigkeit, welche vom ektodermalen Epithel abgesondert wird und sich mit zunehmender Trächtigkeit vermehrt. Der Embryo liegt darin wie in einem Wasserkissen, ist vor äusseren Einwirkungen geschützt und kann sich auf alle Seiten bewegen, was für die Entwicklung der Muskulatur und der Gelenke wichtig ist.

Abb. 10 - Amnionnabel
media/vet/module9/Amnionnabel.jpg

  1. Grenzfalte
  2. Grenzfurche
  3. Amnionnabel
  4. Entstehende Amnionhöhle

Legende
Abb. 10

Die Ränder der Grenzfalte verschmelzen vollständig. Dabei verbindet sich das innere Blatt zum Amnion und das äussere Blatt stellt die Kontinuität des Chorions her.

Ausserdem wird Amnionflüssigkeit vom Fetus abgeschluckt und verdaut. Dieser Vorgang leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Verdauungssystems. Aufgrund des viskösen Sekrets des Amnionepithels wird das Amnion als Schleimblase bezeichnet.

Bei der Spaltung des lateralen Mesoderms entsteht das Cölom. Dessen extraembryonaler Teil dehnt sich zwischen Nabelbläschen und Amnion einerseits sowie dem Chorion andererseits aus. Ausgehend vom Sinus urogenitalis dehnt sich die Allantois über den Nabel in das extraembryonale Cölom aus. Bei Pferd und Fleischfresser umschliesst die Allantois das Amnion vollständig (Allantochorion), beim Wiederkäuer und beim Schwein kommt es sekundär zu einer Verwachsung von dorsalem Amnion und Chorion (Amniochorion).

Abb. 11 - Extraembryonales Coelom
media/vet/module9/extraembryonales_co.jpg

  1. Extraembryonales Coelom
  2. Amnion
  3. Intraembryonales Coelom
  4. Dottersack
  5. Allantois
  6. Chorion

Legende
Abb. 11

Durch Spaltung des lateralen Mesoderms entsteht zwischen Somatopleura und Splanchnopleura das Cölom. In dieses dehnt sich die Allantois als Ausstülpung des Sinus urogenitalis allmählich aus. Dadurch wird das Cölom verdrängt.