Aufgrund des Oberflächenreliefs des Trophoblasten

Das Chorion frondosum (= plazentare Stellen, an denen eine Verzahnung von maternalem und fetalem Gewebe stattfindet, siehe Einteilung aufgrund der Ausdehnung der materno-fetalen Verzahnung) besitzt bei den verschiedenen Tierarten ein unterschiedliches Relief. Die Faltenplazenta entsteht bei der Katze und beim Schwein durch die Ausbildung von ausgedehnten Leisten, beim Hund durch Ausbildung von Trabekeln. Bei Pferden, Wiederkäuern und Menschen wird die Austauschoberfläche des Chorions durch Zotten vergrössert (Zottenplazenta). Die Labyrinthplazenta ist bei Nagern, Hasenartigen und Halbaffen anzutreffen.

 

Aufgrund der Ausdehnung der materno-fetalen Verzahnung

Die Bezirke, in denen eine enge Verzahnung zwischen maternalem und fetalem Gewebe vorliegt, bilden das Chorion frondosum. Die Ausdehnung des Chorion frondosum ist tierartlich verschieden ausgebildet und bestimmt weitgehend das äussere Erscheinungsbild der Plazenta. In diesen Gebieten wird der Fetus hämotroph ernährt. Zwischen den Bereichen des Chorion frondosum können Bezirke bestehen bleiben, in denen mütterliches und fetales Epithel im präimplantiven Stadium bleiben und ohne Verzahnung parallel zueinander verlaufen. Hier spricht man vom Chorion leve (Interplazenta). In diesen Bereichen findet eine histiotrophe Ernährung über das Sekret der Uterindrüsen statt.

Abb. 23 - Materno-Fetale Verzahnung Übersicht
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  1. Pars fetalis
  2. Pars materna

Legende
Abb. 23

Beim Schwein beruht das Relief des Chorion frondosum auf einer reissverschlussartigen Verzahnung von Leisten der Pars fetalis (1) und der Pars materna (2).

Abb. 24 - Materno-Fetale Verzahnung
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  1. Embryonale Kapillare
  2. Embryonales Mesenchym
  3. Trophoblast
  4. Uterusepithel
  5. maternales BG (Lamina propria des Endometriums)
  6. maternale Kapillare

Legende
Abb. 24

Bei stärkerer Vergrösserung lassen sich die 6 Schichten der Interhämalschranke bei der epitheliochorialen Plazenta unterscheiden. Die Pars fetalis besteht aus den Schichten 1 - 3, die Pars materna aus den Schichten 4 - 6.

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Placenta diffusa:

Die Zotten bzw. Falten sind über das gesamte Chorion gleichmässig verteilt. Ein echtes, makroskopisch erkennbares Chorion leve kommt in der Placenta diffusa naturgemäss nicht vor (ausser dort, wo die Pars fetalis den Einmündungen der Eileiter bzw. dem Ostium uteri internum gegenüberliegt). Bei mikroskopischer Betrachtung lassen sich jedoch Bezirke zwischen den Mikrokotyledonen erkennen, an denen auch histiotrophe Ernährung stattfindet.
Eine Placenta diffusa kommt beim Pferd als Placenta diffusa completa und beim Schwein als Placenta diffusa incompleta vor. Letztere Bezeichnung gilt, weil beim Schwein die Allantois nicht ganz bis in die äusserste Trophoblastenspitzen reicht und das dortige Chorion avaskulär bleibt (sekundäres Chorion).

Placenta cotyledonaria oder multiplex:

Diese Art der Plazenta zeichnet sich durch die Ausbildung von Plazentomen aus. Ein Plazentom besteht aus einem maternalen Anteil, der Karunkel, und aus einem fetalen Anteil, der Kotyledo. Die Karunkeln des Uterus sind bereits bei neugeborenen Kuhkälbern erkennbar. Sie stellen damit die zukünftigen Plazentationsstellen dar. Die Karunkeln sind regelmässig in vier längs verlaufenden Reihen angeordnet. Den fetalen Anteil bilden die Kotyledonen (Zottenfelder des Chorion frondosum), die sich mit den maternalen Uteruskarunkeln vereinigen. Zwischen den so entstandenen Plazentomen liegt die Pars fetalis als Chorion leve dem Uterusepithel an. Diese auch als Placenta multiplex seu cotyledonaria bezeichnete Plazentaform kommt bei den Wiederkäuern vor.

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Placenta zonaria:

Ein gürtelförmiges Chorion frondosum mit seitlicher Interplazenta findet man bei den Fleischfressern.

Placenta discoidalis:

Eine Plazenta mit scheibenförmigem (uni- oder bidiscoidalis) Chorion frondosum und peripher dazu angeordnetem Chorion leve wird von Primaten und Nagern ausgebildet.

 

Verhalten nach der Geburt

Bei der Geburt platzen die Amnion- und die Allantoisblase auf und die Nabelschnur reisst ab. Bei der Nachgeburt löst sich die Pars fetalis von der Pars materna und erstere wird ausgestossen. Wenn dieser Prozess ohne maternalen Gewebeverlust vonstatten geht, spricht man von einer Semiplazenta (Halbplazenta, adeziduate Plazenta). Diese kommt bei den Spezies mit nicht-invasiver Blastocyste vor (Wiederkäuer, Pferd, Schwein).

Wird mit der Nachgeburt ein Teil des Endometriums abgestossen, entstehen Wundflächen und Blutungen. Die maternalen Gewebeanteile werden als Dezidua bezeichnet. Fleischfresser, Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Primaten einschliesslich des Menschen besitzen eine solche Placenta vera (Vollplazenta, deziduate Plazenta).