Einleitung

Die Bandbreite der Anzahl Jungtiere pro Trächtigkeit ist beträchtlich. Während unipare Spezies im Normalfall nur ein Jungtier zur Welt bringen, können bei multiparen Haussäugetieren durchaus um die 15 Jungtiere gemeinsam ausgetragen werden.

In der Tierwelt spricht man von Zwillingen, wenn ein Muttertier einer uniparen Spezies 2 Jungtiere zur Welt bringt. Hat das Zwillingspaar nicht dasselbe Geschlecht, besteht die Gefahr des Chimärismus (Zwicken, Freemartinismus).

Die physiologische Mehrlingsträchtigkeit bei multiparen Spezies beruht auf der Befruchtung mehrerer Eizellen. Die Blastozysten müssem sich vor der Implantation im Uterus regelmässig verteilen, diesen Prozess nennt man Spacing. Dabei beeinflussen sich die Embryonen gegenseitig, und die intrauterine Position eines Keims wirkt sich auf seine Entwicklung aus.

Abb. 55 - Röntgen Hundefeten
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Legende
Abb. 55

Röntgenaufnahme einer trächtigen Hündin im dorsoventralen Strahlengang.

Abb. 56 - Röntgen Hundefeten
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Legende
Abb. 56

Röntgenaufnahme einer trächtigen Hündin im laterolateralen Strahlengang.

Anzahl Nachkommen pro Trächtigkeit

Vertreter der uniparen Spezies bei den Heim- und den Nutztieren sind Rind und Pferd. Pro Trächtigkeit gebären sie im Normalfall ein einziges Kalb oder ein Fohlen. Während Schafe ein bis zwei Jungtiere zur Welt bringen, sind es bei den Ziegen meistens zwei bis drei.

Wenn bei Rind und Schaf nur eine Blastocyste heranreift, nistet sich diese im cranialen oder mittleren Drittel desjenigen Uterushornes ein, welches sich dem passierten Eileiter anschliesst.

Fleischfresser und Schweine sind multipar: Sie können viele Nachkommen pro Trächtigkeit austragen. Die Embryonen verhalten sich genetisch wie „normale“ Geschwister, da beim Östrus mehrere Follikel ovulieren und mehr als eine Eizelle pro Follikel möglich ist, die je eine separate Zona pellucida besitzen und je von einem Spermium befruchtet werden können.

Seltenere Befruchtungsformen im Zusammenhang mit Mehrlingsträchtigkeit sind die Superfetatio (trotz bereits bestehender Gravidität kommt es zu einer weiteren Ovulation mit anschliessender Befruchtung) oder die Superfecundatio (Ovulation mehrerer Eizellen, die von Spermien verschiedener männlicher Partner befruchtet werden).

Als Parthenogenese bezeichnet man eine Aktivierung der Oozyte mit Zellteilung ohne das Eindringen von Spermien. Diese Vermehrungsart kommt physiologischerweise vor bei Insekten (Drohnen der Honigbienen), Fischen, Amphibien und Reptilien.