Funktionen (Barrier and Carrier)
Zusammengefasst dient die Plazenta dem Stoffaustausch, dem Schutz des Feten und der Sekretion von Hormonen. Durch den Stoffaustausch wird der Fetus von der Mutter mit allen notwendigen Stoffen versorgt und kann umgekehrt Abfallprodukte an das mütterliche Blut abgeben.
Voraussetzung für die passiven Austauschvorgänge ist der Konzentrationsgradient zwischen dem Blut in der Umbilikalvene und jenem in der Umbilikalarterie. Die Möglichkeiten des Stoffaustausches sind Diffusion (einfache, vermittelte, eingeschränkte Diffusion), aktiver Transport und Pinozytose. Während die Diffusionsprozesse passiv erfolgen, verbrauchen die anderen Transportvorgänge Energie.
Einfach diffundierende Substanzen sind fettlösliche Vitamine (z.B. Retinol), Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid und Narkotika. Ihre Diffusion ist nicht spezifisch, einzig abhängig vom Konzentrationsgradienten und limitiert durch die Austauschoberfläche, den Blutfluss und die Verfügbarkeit und Affinität von bindenden Proteinen. Bei der eingeschränkten Diffusion werden hydrophile Substanzen wie Harnstoff und Elektrolyte (Natrium und Chlorid) entlang eines Konzentrationsgradienten durch parazelluläre Poren transportiert. Die vermittelte Diffusion funktioniert spezifisch (oder sogar stereospezifisch), passiv und mit möglicher Sättigung, wobei die Anzahl Carrier die Transportkapazität begrenzt. Auf diese Weise transportiert werden Milchsäure und Glukose.
Der aktive Transport verbraucht Energie, verläuft spezifisch und ermöglicht die Anreicherung von Substanzen auch gegen einen Konzentrationsgradienten. Aminosäuren, Elektrolyte und wasserlösliche Vitamine werden so transportiert.
Durch Pinozytose transportierte Substanzen sind Immunglobulin G und Eisen. IgG kann die Interhämalschranke nur in endotheliochorialen und hämochorialen Plazenten passieren. Bei Schaf, Hund und Katze können Erythrozyten in spezialisierten Gebieten der Plazenta phagozytiert und damit als Eisenquelle genutzt werden.
Die Schutzfunktion setzt sich zusammen aus dem mechanischen Schutz und dem Schutz vor Krankheitserregern und toxischen Substanzen. Letztere können bei Passage durch die Plazenta zu Missbildungen oder zum Absterben von Feten führen.
Die Plazenta ist auch zur Hormonsekretion befähigt. Die gebildeten Hormone gelangen sowohl in den fetalen wie auch in den mütterlichen Kreislauf. Choriongonadotropine werden in der Plazenta von Schafen, Ratten, Meerschweinen, Pferden und Menschen gebildet. Beim Mensch als Human-Chorion-Gonadotropin (hCG) bekannt, erhält es die Trächtigkeit durch seine Wirkungen auf das Endometrium und den Gelbkörper aufrecht. Das equine Choriongonadotropin (eCG), auch Pregnant mare Serum Gonadotropin (PMSG), wird ab dem 40. Tag durch die Endometrial Cups in der Plazenta gebildet. Dieses FSH-Analog führt zur Bildung neuer, sprungreifer Follikel, die sich anovulatorisch zu akzessorischen Gelbkörpern entwickeln (siehe Kapitel Pferd).
Gestagene sind für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit essentiell und werden neben dem Gelbkörper bei den meisten Tierarten etwa ab Mitte der Trächtigkeit auch von der Plazenta gebildet (siehe Modul Implantation Maternale Erkennung der Trächtigkeit). Die Östrogenbildung erfolgt tierartlich unterschiedlich schon in der Blastocyste und später durch die Plazenta.