Schwein

Wie bei allen multiparen Spezies müssen die Embryonen vor der Implantation im Uterus regelmässig verteilt werden (siehe Kapitel Spacing). Beim Schwein verteilen sich die Embryonen nur in den Hörnern, nicht im Corpus uteri.

Abb. 40 - Spacing
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  1. Blastozysten, gleichmässig verteilt
  2. Corpus uteri
  3. Zervix
  4. Ovarien

Legende
Abb. 40

Regelmässige Verteilung der Blastocysten in den Uterushörnern einer Sau. Das Corpus uteri wird nicht besetzt.

Die Implantation erfolgt um den 16. Tag und an der Grenzschicht von fetalen und maternalen Epithelien bilden sich bereits erste feine Mikrovilli aus. Im Zeitraum der Implantation entstehen auch die Amnionblase und die Allantois. Das Amnion schliesst sich bereits am 17. Tag um den Embryo. Im zentralen Bereich über dem Rücken des Fetus wächst die Allantois nur bis zur Hälfte der Amnionblase aus, in der oberen Hälfte trifft also Amnion auf Chorion, was zur Bildung eines Amniochorion führt. Dieses wird durch einwachsende Allantoisgefässe vaskularisiert. Daneben entstehen wie gewohnt ein Allantochorion und ein Allantoamnion. Ähnlich wie im zentralen Bereich füllt die Allantois auch in den Zipfeln der Blastocyste nicht das ganze extraembryonale Cölom aus. Deshalb bleibt an diesen Stellen das Chorion avaskulär, also sekundär (Placenta incompleta).

Abb. 41 - Fruchthüllen Schwein Übersicht
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  1. Chorion
  2. Amnion
  3. Dottersack
  4. Allantois
  5. Uteruswand

Legende
Abb. 41

Beim Schwein umwächst die Allantois das Amnion nur teilweise, so dass sich das Amnion über dem Rücken des Embryos mit dem Chorion zum Amniochorion verbindet. Zudem erreicht die Allantois die Zipfel der Blastocyste nicht, so dass an diesen Stellen Bezirke sekundären Chorions bestehen bleibt.

Die Verbindung von Pars materna und Pars fetalis der Placenta erfolgt über ein Faltenrelief. Nach dem Einwachsen des Mesenchyms in der vierten Woche senken sich die Chorionfalten in der 5. Woche in die Uterusschleimhaut ein. Diese Verankerung wird noch verstärkt durch starke Querfalten im Endometrium, die die Resorptionsfläche zusätzlich vergrössern. Die Falten erster und zweiter Ordnung sind gleichmässig über das ganze Chorion verteilt ausser in den Zipfeln des Fruchtsackes die mit der Zeit atrophieren (siehe oben).

Abb. 42 - Querfalten
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Legende
Abb. 42

Das Relief der Schweineplacenta ist von Falten erster und zweiter Ordnung geprägt.

Die maternalen Schichten bleiben erhalten, so dass sich Uterusepithel und Trophoblast aneinander legen (Placenta epitheliochorialis). Dabei greifen fetale und maternale Mikrovilli an den apicalen Zelloberflächen ineinander. Seitlich und an der Spitze der Chorionfalten lagern sich die fenestrierten Kapillaren eng an die kubischen Trophoblastzellen des Chorionepithels an. Dadurch fehlt das Mesenchym im Bereiche der Interhämalschranke weitestgehend und die Diffusionsstrecke wird entsprechend verkürzt. Dadurch eignen sich diese Stellen bestens für den Austausch von Gasen (Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid) mittels einfacher Diffusion. An der Faltenbasis hingegen ist das Epithel hochprismatisch und der Transport von Nährstoffen verläuft über ein aktives transzelluläres System.

Die histiotrophe Ernährung findet in den Areolae statt. Sie bilden sich in der 8. Woche durch die Sekretabgabe der Uterindrüsen zwischen Chorion und Uterusepithel und sind als weissliche Verdickung am Chorion erkennbar.
Das Chorionepithel liegt dem Uterusepithel im Areolae-Bereich nicht an, sondern überbrückt die Stelle der Drüseneinmündung kuppelförmig. Das Drüsensekret wird von den Chorionzotten resorbiert. Die Uterinmilch enthält auch ein purpurrotes Glykoprotein, das Uteroferrin, welches wahrscheinlich für die Eisenversorgung des Feten wichtig ist. Uteroferrin wird durch das Allantochorion transportiert und vorübergehend in der Allantoisflüssigkeit gelagert, von wo es schnell verfügbar ist.

Abb. 43 - Areolae makroskopisch
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  1. Chorion
  2. Amnion
  3. Dottersack
  4. Allantois
  5. Uteruswand
  6. Areolae
  7. Uterindrüsen

Legende
Abb. 43

Die enge Verbindung zwischen Pars fetalis und Pars materna fehlt an jenen Stellen, an denen Uterindrüsen ihr Sekret in das Uteruslumen abgeben. In diesen Areolae wird die Histiotrophe resorbiert.

Abb. 44 - Areolae mikroskopisch
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  1. Pars fetalis
  2. Pars materna
  3. Areola
  4. Histiotrophe
  5. Uterindrüsen

Legende
Abb. 44

Im Bereiche der Areolae weichen Pars fetalis und Pars materna auseinander. Die Areolae entstehen im Bereiche der Einmündungen der Uterindrüsen. Die von den Drüsen sezernierte Histiotrophe wird vom Trophoblasten resorbiert.

Neben den oben erwähnten „regulären“ Areolae gibt es beim Schwein auch irreguläre Areolae. Diese sind grösser, unregelmässiger begrenzt und besitzen keine Drüseneinmündungen. Ihre Funktion wird im Transport von Stoffwechselendprodukten hin zum maternalen Blutkreislauf vermutet.

Bei jedem geborenen Ferkel löst sich die je eigene Placenta fetalis unblutig von der Placenta maternalis (Semiplacenta), die einzelnen fetalen Plazenten können jedoch an den Zipfeln zusammenkleben. Echte Verwachsungen kommen hingegen nur bei eineiigen Zwillingen vor.
Der Nabelstrang beim Schwein ist ungefähr 25 Zentimeter lang und wird nur von einer Amnionscheide bedeckt. Er enthält zwei Umbilikalarterien, den Urachus, den Dottersackstiel und die linke Umbilikalvene, die sich am distalen Ende in zwei Hauptäste trennt, um je einen davon in ein Fruchtsackende zu entlassen.

Plazentadiagnose:
Semiplazenta epitheliochorialis diffusa incompleta (s. areolata).