Die drei Zottentypen

Einführung

Während sich der Embryo in der ersten Woche durch einfache Diffusion ernährt, braucht er später wegen seines schnellen Wachstums ein leistungsfähigeres Austauschsystem. Dies wird durch die Entwicklung des uteroplazentären Kreislaufs realisiert: Dabei nähern sich die Blutkreisläufe von Mutter und Embryo in der Plazenta, was den Austausch von Gasen und Metaboliten durch Diffusion erlaubt.
Es ist jedoch immer zu bedenken, dass mütterliches und fetales Blut nie in direktem Kontakt stehen.

Dieses System bildet sich ab dem neunten Tag im lakunären Stadium. Es handelt sich hierbei um Vakuolen oder Trophoblastlakunen (Abb. 18), die im Synzyziotrophoblasten entstehen.

Durch die lytische Aktivität des Synzytiotrophoblasten (Abb. 19) werden die mütterlichen Kapillaren erodiert und anastomosieren mit den Trophoblastlakunen. So werden die mütterlichen Sinusoide gebildet. Am Ende der Schwangerschaft kommunizieren die Lakunen untereinander und bilden ein einziges zusammenhängendes System, das durch den Synzytiotrophoblasten begrenzt und intervillöser Raum genannt wird. Studien weisen darauf hin, dass diese intervillösen Räume bis zur zehnten Woche nicht mit Blut, sondern lediglich mit einer klaren Flüssigkeit, die aus einer Mischung von filtriertem Plasma und Uterussekreten besteht, gefüllt sind.

Abb. 18 - 9-10. Tag
Lakunäres Stadium
media/module10/f3a_vilos9j.gif

  1. Zytotrophoblast
  2. Synzytiotrophoblast
  3. Vakuolen des Synzytiotrophoblasten (Lakunen)
  4. mütterliche Gefässe

Abb. 19 - 9-10. Tag
Primärzotten
media/module10/f3b_vilos10j.gif

5
durch den ST erodierte mütterliche Gefässe, welche durch Kommunikation mit den Lakunen die mütterlichen Sinusoiden bilden
A
siehe Zoom in Abb. 20

Legende
Abb. 18

Lakunäres Stadium:
Im Trophoblasten bilden sich die Vakuolen.

Abb. 19

Primärzotten:
Anschliessend dringt das Blut aufgrund der Erosion der mütterlichen Kapillaren in die Vakuolen ein. So entstehen die mütterlichen Sinusoiden.

Zwischen dem 11. und dem 13. Tag dringen Zytotrophoblastzellen in die Fortsätze des Synzytiotrophoblasten ein, wodurch die primären Trophoblastzotten entstehen.

Abb. 20 - 11-13 Tag
media/module10/f3c_vilosprim.gif

  1. Zytotrophoblast
  2. Synzytiotrophoblast

Abb. 20b - 11-13 Tag
media/module10/f3c_mivilloprim.jpg

Legende
Abb. 20, 20b

Primärzotten mit dem Zytotrophoblasten, welcher in die Fortsätze des Synzytiotrophoblasten eindringt und so die primären Trophoblastzotten bildet.

Abb. 20b

Ab dem 16. Tag wächst auch EEM in diese primären Trophoblastenzotten ein. Sie heissen nun Sekundärzotten und dehnen sich bis in die Lakunen aus, die mit mütterlichem Blut gefüllt sind. Wie bereits erwähnt, bildet das ST bei jeder Zotte die äusserste Schicht.

Abb. 21 - 16 Tag
media/module10/f3d_vilossecond.gif

  1. Extra-embryonales Mesoblast
  2. Zytotrophoblast
  3. Synzytiotrophoblast

Abb. 21b - 16 Tag
media/module10/f3d_second.jpg

Legende
Abb. 21, 21b

Sekundärzotten mit extra-embryonalen Mesoblast im Zentrum, umgeben von Zytotrophoblasten und Synzytiotrophoblasten.

Abb. 21b

Am Ende der 3. Woche differenziert sich das Zottenmesoblast zu Bindegewebe und Blutgefässen. Sie verbinden sich mit den embryonalen Blutgefässen. Zotten, die differenzierte Blutgefässe enthalten, werden Tertiärzotten genannt.

Abb. 22 - 21. Tag
media/module10/f3e_vilostert.gif

  1. Extra-embryonales Mesoblast (EEM)
  2. Zytotrophoblast
  3. Synzytiotrophoblast
  4. fetale Kapillaren

Abb. 22b - 21. Tag
media/module10/f3e_tertiaire.jpg

Legende
Abb. 22, 22b

Tertiärzotten mit Extra-embryonalen Mesoblast im Zentrum und zusätzlich embryonalen Blutgefässen. Das EEM bleibt in diesem Stadium noch vom Zytotrophoblasten umgeben. Dieser wird von ST umschlossen.

Abb. 22b

Von diesem Moment an müssen Gase, ernährende Substanzen und Abfallstoffe, die durch das mütterliche und fetale Blut diffundieren, insgesamt vier Schichten durchqueren:

  • Kapillarendothelium der Zotten
  • lockeres Bindegewebe
  • Zytotrophoblast
  • Synzytiotrophoblast

Diese vier Elemente bilden zusammen die Plazentaschranke.

Achtung! Das Endothel, das die mütterlichen Blutgefässe umgibt, dringt nie in die Trophoblastlakunen ein, sondern reicht nur bis zum Rand der Lakunen.
Aus den (tertiären) Zotten entstehen zahlreiche "Tochterzotten". Diese Zotten bleiben entweder frei und ragen in den intervillösen Raum hinein (freie Zotten), oder sie verankern sich auf der Basalplatte (Haftzotten). (Interaktives Schema)

Nach dem 4. Monat verschwindet der Zytotrophoblast in den Tertiärzotten langsam, wodurch der Abstand zwischen dem intervillösen Raum, mit mütterlichem Blut und den fetalen Gefässen, verringert wird. Die so entstehenden Zotten werden Terminalzotten genannt.

Abb. 23 - ab Ende des 4. Monats
media/module10/f3f_vilosterme.gif

  1. Extra-embryonales Mesoblast (EEM)
  2. Reste vom Zytotrophoblasten
  3. Synzytiotrophoblast
  4. fetale Kapillaren

Abb. 23b - Plazenta am Ende der Schwangerschaft
media/module10/f3f_placentaterme.jpg

Legende
Abb. 23, 23b

Terminalzotten mit Extra-embryonalen Mesoblast und fetalen Blutgefässen im Zentrum. Im EEM hat es nur noch einige wenige isolierte Zytotrophoblastinseln.

Abb. 23b