Schutzfunktion

Die Plazenta bildet eigentlich eine "Schutzbarriere" gegen infektiöse Agentien. Trotzdem gibt es einige, die diese Schranke durchqueren können, nicht zuletzt wegen Läsionen in der Plazenta.

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Sexuell übertragbare Krankheiten:

  • Der Treponema pallidum, Syphillis - Erreger, kann ab dem 5. Monat die Plazentaschranke passieren. Die Infektion des Fetus kann zu einem Abort führen oder angeborene Missbildungen hinterlassen.

  • Die HIV-Übertragung von der Mutter auf den Fetus beträgt in den industrialisierten Ländern ungefähr 15-25% und ist dank Prophylaxemassnahmen stabil. Sie ist abhängig von der Höhe der Virämie bei der Mutter. Es gibt verschiedenen Übertragungsmöglichkeiten, aber die transplazentäre Infektion mit HIV während oder kurz vor der Geburt scheint am häufigsten zu sein. Wahrscheinlich findet die Infektion auch häufig während der Passage des Kindes durch den Geburtskanal der Mutter statt (HIV im Cervixschleim). Diese Infektionswege sollten womöglich verhindert werden.

    Folgende Vorsichtsmassnahmen können getroffen werden:
    • Anti-HIV Behandlung während der Schwangerschaft und der Geburt sowie Weiterbehandlung des Neugeborenen während der ersten paar Wochen.
    • Geburt durch Kaiserschnitt
    • Kein Stillen des Kindes

      Wenn alle diese Massnahmen getroffen werden, kann das Infektionsrisiko des Kindes auf unter 1% gesenkt werden.
  • Gonorrhoe (Neisseria gonorhoeae), wird durch Infektion mit Gonokokken hervorgerufen und kann für postnatale Eileiterentzündungen bei der Mutter verantwortlich sein. Die Kinder können durch vertikale Übertragung (während der Geburt) infiziert werden und eine Infektion der Augen (Blennorrhoea neonatorum) entwickeln.

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Fetotoxische Infektionen:

  • Das Röteln-Virus kann während der Schwangerschaft für einen Abort (vor dem ersten Monat) verantwortlich sein, für Embryopathien (wenn das Virus zwischen dem 1. und 3. Monat eindringt) oder für Fetopathien (nach dem 3. Monat).

  • Die Toxoplasmose (durch einen protozoischen Parasiten verursacht) ist für die Mutter harmlos, kann aber beim Fetus schwerwiegende Anomalien hervorufen.

  • Die Listeriose (geht auf gram-positive Listeria monozytogenes zurück) kann für Aborte, In-utero-Tode oder neonataler Sepsis aufgrund transplazentärer Ansteckung oder für sekundäre Spät- Meningitiden wegen kontaminierter Geburtswege verantwortlich sein.

  • Das Zytomegalovirus ist generell Verursacher von Infektionen, die subklinisch bleiben. Es kann auch für Aborte verantwortlich sein, ebenso für Mikrozephalie und Wachstumsretardierung. Die Infektion erfolgt transplazentär oder während der Geburt.

  • Bei Herpes simplex genitalis besteht durch Infektion im Geburtskanal ein ernstzunehmendes neonatales Kontaminationsrisiko.

  • Das Parvovirus B19 ist verantwortlich für aplastische Krisen in utero.

  • Das Myobacterium tuberculosis, Erreger der Tuberkulose, passiert die Plazentaschranke praktisch nicht.

Ausserdem stellt die Plazenta ebenfalls eine unvollständige Barriere gegen gewisse schädliche medikamentöse Effekte dar: Antibiotika und Kortikoide passieren die Plazentarschranke. Gewisse Steroidhormone durchqueren sie in Abhängigkeit ihrer Grösse.

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Dasselbe gilt für bestimmte Medikamente, deren teratogener Effekt heute gut dokumentiert ist.
Das Thalidomid verantwortlich vor allem für Phokomelie (in den 60er Jahren verschrieben worden) wie auch das Roaccutane® (Retininsäure, geläufiges Behandlungsmittel gegen Akne) sind hochgradig teratogen.
Die Einnahme von Barbituraten, Drogen und Alkohol sind zu vermeiden!