Einführung
Die Entwicklung der menschliche Plazenta kann besser verstanden werden, wenn man einen Eindruck von den verschiedenen Plazentaformen hat. Hier wollen wir uns auf die allanto-choriale Plazenta beschränken, eine Form, die beim Menschen und auch in der Tierwelt bei den meisten Säugern gefunden wird. Sie entsteht aus der Blastozystenwand unter Zuhilfenahme der Allantois, der Urharnblase, wobei der Embryo von einer geschlossenene Hülle, dem Chorion, umgeben wird. Dort, wo dieses Chorion mit der Mukosa des Uterus Kontakt aufnimmt, entsteht die Plazenta, die über die Nabelschnur mit dem Embryo in Verbindung steht. Die Nabelvene sowie die Nabelarterien entwickeln sich ursprünglich im Haftstiel, verlagern sich mit ihm nach ventral und bilden durch Vereinigung mit dem Ductus omphalomesentericus den Nabestrang. Man kann die allanto-choriale Plazenta nach verschiedenen Kriterien klassifizieren:
- Nach der äusseren Form
- Nach Art der Verbindung = Verzahnung zwischen mütterlichem und kindlichen Gewebe
- Nach Art und Zahl der Schichten, die das mütterliche Blut vom kindlichen trennen.
- Nach Geometrie des mütterlichen und kindlichen Blutstromes zueinander in der Plazenta. (Darauf wird in diesem Kapitel nicht eingegangen.)
Äussere Form
Die Kontaktfläche zwischen mütterlichem und kindlichem Gewebe ist unter anderem massgebend für das Ausmass des materno-fetalen bzw. feto-maternalen Transportes von Stoffen. Der einfache Kontakt zwischen Chorion und Mukosa reicht offensichtlich nicht aus für einen ausreichenden Stoffaustausch, deshalb findet man bei allen Säugern eine Kontaktvergrösserung durch irgendeine Art von Verzahnung.
Beim Menschen ist sie auf eine begrenzte meist runde Fläche beschränkt. Man spricht deshalb von Plazenta discoidalis.
In diesem Zusammenhang muss aber erwähnt werden, dass der Stoffaustausch nicht ausschliesslich über die Plazenta stattfindet, sondern auch über die Eihäute.
Feto-maternale Verzahnung
Die Verkleinerung der Kontaktfläche zwischen Mutter und Kind, wie sie bei der Plazenta discoidalis vorgefunden wird, kann durch eine intensivere Verzahnung kompensiert werden. Die einfachste Form ist die Falten-Plazenta. Bei der lamellären Plazenta sind die Falten schlanker, länger und verzweigt. Beim Menschen findet man die Zottenplazenta, die durch interdigitierende Faltensysteme (Septen) hochkomplex aufgebaut ist. Der Abschnitt zwischen zwei Septen wird als Kotyledon bezeichnet. Da bei der menschlichen Plazenta diese Septen die Plazenta nur unvollständig aufteilen, bezeichnet man die menschliche Plazenta auch pseudokotyledon
Feto-maternale Trennschichten
Die materno-fetalen bzw. feto-maternalen Austauschvorgänge wie Diffusion, Carrier-Transport, aktiver und vesikulärer Transport werden durch die Dicke der trennenden Gewebslagen beeinflusst. Diese Trennschicht wird reduziert je invasiver der Trophoblast (fetales Chorion) in die Uterusschleimhaut einwächst. Sie bildet die Plazentarschranke.
Man unterschiedet daher zwischen drei Plazentatypen:
- Epithelio-choriale Plazenta (Schwein, Pferd)
- Endothelio-choriale Plazenta (Hund, Katze)
- lHämo-choriale Plazenta (Mensch, Nagetiere, Primaten)
Auf der fetalen Seite ist also immer fetales Gefäss-Endothel, Zottenbindegewebe und Trophoblast vorhanden. Auf der mütterlichen Seite variiert dies. Entweder ist das ganze uterine Epithel oder nur noch das Endothel der mütterlichen Gefässe intakt oder aber, wie beim Menschen, fehlen beide.
Die menschliche Plazenta ist allanto-choriale (die choriale plazentäre Zirkulation ist mit der fetalen Allantois verbunden), diskoid, pseudo-kotyledon (die Zotten sind gruppiert, durch Zwischenwände unvollständig voneinander getrennt), hämo-chorial, dezidual*.
* einer Plazenta, welche mit der Abstossung einen Teil der Uterusschleimhaut mitnimmt, ist dezidual. (Dezidua)