Achte Woche (Stadium 21-23; ca. 51-56 Tage)

Die achte Woche bildet die letzte Phase der Embryonalperiode. Die Finger und Zehen sind noch durch Schwimmhäute verbunden. Durch die auftretenden Apoptosen (physiologischer, programmierter Zelltod) im Ektoderm sowie im darunter liegenden Mesoderm, verschwinden diese (interdigitale Nekrosezone (INZ)). Dadurch werden sie voneinander getrennt und können sich verlängern.

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Embryo ca. 51 Tage
(Stadium 21)

Der Kopf hat sich aufgerichtet und ist über den Hals mit dem Rest des Rumpfes verbunden. Die Länge des Kopf ist so gross wie die Hälfte des ganzen Embryos. Das Gesicht ist gut entwickelt. Man erkennt bereits Lippen und Nase, was dem Embryo sein menschliches Aussehen verleiht

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Embryo ca. 53 Tage
(Stadium 22)

Augen und Ohren haben sich fast bis zu ihrer definitiven Form entwickelt

Ein Teil des Darms befindet sich noch immer im proximalen Abschnitt der Nabelschur (Physiologischer Nabelbruch).

Die äusseren Geschlechtsorgane haben sich noch nicht soweit differenziert als dass das Geschlecht bestimmt werden kann.

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Embryo ca. 56 Tage
(Stadium 23)

Um den 56. Tag kann man sowohl an der oberen wie auch an der unteren Extremität die verschiedenen Abschnitte (Ellenbogen, Finger, Zehen) gut unterscheiden. Die ersten Bewegungen der Extremitäten finden zu diesem Zeitpunkt statt.
Die Schwanzknospe hat sich am Ende der achten Woche vollkommen zurückgebildet.

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Die Entstehung der Extremitäten

Im Verlaufe der vierten Woche entwickeln sich die Knospen der oberen Gliedmasse. Die Knospe wird etwa am 30. Tag in der tiefen zervikalen Region sichtbar. Die Knospe der unteren Extremität entwickelt sich in der tiefen, lumbalen Region und erscheint im Verlaufe des 32. Tag .
Die Extremitätenknospen benötigen zum Wachstum zahlreiche Interaktionen. Im Innern der Knospe befindet sich Mesoblast der Somatopleura. Die äussere Schicht bildet das Ektoderm (Randleiste oder "apical extodermal ridge").

Die Entstehung dieser Randleiste wird durch das FGF10 induziert. Nach erfolgter Induktion sezerniert er das FGF8, welches auf den unter dem Ektoderm liegende Mesoderm wirkt und dort die Zellteilung stimuliert. Auf diese Weise kommt es zum Wachstum der Extremitäten. Diese Proteine gehören zur Familie der « Fibroblast growth factors » und werden von Genen codiert (FGF 10), deren Expressionsstärke variieren kann. Die Zellen des paraxialen, intermediären und lateralen Mesoderms sezernieren das FGF10. Im Verlaufe der Entwicklung, verlagert sich die Expression dieses Gens in die Region der zukünftigen Gliedmassen. Das Ausschalten des FGF 10-Gens (wird nicht mehr abgelesen und Protein wird nicht mehr gebildet) führt zu einer ausbleibenden Differenzierung dieser Randleiste.

Die Retinsäure (ein Derivat des Vitamins A) wird von einigen embryonalen Zellen synthetisiert. Zu diesen Zellen gehören auch die Zellen des Primitivknotens während der Mesoblast-Einwanderung und die polarisierend wirkenden Aktivierungszone ( zone of polarizing activation (ZPA)) der Arm- und Beinknospen. Die Resultate der experimentellen Embryologie zeigen, dass die anterio-posteriore Organisation der Extremitäten (die auch die Reihenfolge des Erscheinens der Finger festlegt) von einer mesenchymalen Region abhängt, die ZPA genannt wird. In dieser Region werden grosse Mengen an Retinsäure produziert, die diffundieren und weitere Gene in benachbarten Zellen aktivieren. Obwohl die Retinsäure absolut notwendig ist für die Entwicklung des Embryos, kann es in grossen Mengen ebenfalls teratogen wirken.

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Einige Definitionen, welche die  Missbildungen der Extremitäten betreffen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass am Ende der Embryonalperiode die Organogenese fast vollständig abgeschlossen ist. Der Embryo, welcher ursprünglich aus einer einzigen, 0.14 mm grossen Zelle entstand, besteht nun aus Millionen von Zellen und misst 30 mm. Die äusseren Geschlechtsorgane sind noch nicht soweit differenziert, als das das Geschlecht festgelegt werden könnte.

Während der Fetalperiode steht besonders das Wachstum im Vordergrund und nicht mehr die Differenzierung der Organe, die sich dennoch in einigen Geweben sogar bis nach der Geburt fortsetzt (ZNS). Im Verlaufe der Fetalperiode wird aus dem 30 mm grossen Embryo ein 500 mm grosser Fetus.