Bildung der sekundären Hirnbläschen und der Hirnflexuren
Im Laufe der fünften Woche kommt es zu einer Unterteilung des Prosencephalons in Telencephalon und Diencephalon. Parallel dazu gehen aus dem Rhombencephalon das Metencephalon und das Myelencephalon hervor.
Da das Mesencephalon keine weitere Gliederung erfährt, besteht das Gehirn nun aus 5 sekundären Hirnbläschen.
Die Abknickungen im Bereiche von Scheitelbeuge (Flexura mesencephalica) und Nackenbeuge (Flexura cervicalis) nehmen zu, und zwischen Metencephalon und Myelencephalon kommt es zu einer entgegengesetzten Krümmung des Neuralrohrs, der Brückenbeuge (Flexura pontina).
Ab der sechsten Woche kommt es zu einem deutlichen Wachstum der beidseitigen Hirnbläschen des Telencephalons, und das Auftreten weiterer Krümmungen führt zu einer verstärkten Ausdehnung der Derivate der Flügelplatten (dorsale Ansammlung viscero- und somatosensibler Areale) gegenüber den Derivaten der Grundplatten (ventrale Ansammlung viscero- und somatomotorischer Areale). Gleichzeitig erfolgen massive Zellbewegungen, welche zur Ansammlung von grauer Substanz in der Peripherie führen, so dass zentral letztlich weisse Substanz vorherrscht. Dies stellt einen der wesentlichen Unterschiede zwischen Gehirn und Rückenmark dar, wie sich im Kontext ihrer jeweiligen Entwicklung noch zeigen wird. Die mächtige Entwicklung der Hemisphärenbläschen des Telencephalons ab der 6. und 7. Woche unterscheidet den Menschen von den anderen höheren Säugern.
Man beachte, dass die Grundplatte um die achte Woche (Stadium 23) nicht über das dritte Hirnbläschen hinausgeht. Somit fehlen motorische Kerngebiete rostral des Mesencephalons. Demgegenüber erreicht die Flügelplatte das Diencephalon.
Um den 38. Tag (Stadium 16) erfolgt eine ventral gerichtete Einrollung des Neuralrohrs um das Kranialende des Chordafortsatzes. Dabei kommt das dritte Bläschen (Metencephalon) allmählich am höchsten zu liegen, während die fortschreidende Abknickung im Bereiche der Scheitelbeuge dazu führt, dass die vordersten zwei Hirnbläschen vor den Chordafortsatz verlagert werden.