Einführung
Das Rückenmark entwickelt sich aus dem caudalen Teil des Neuralrohrs. Das Cranialende des Rückenmarks geht über in das Rhombencephalon, welches jederseits von 4 okzipitalen Somiten flankiert wird.
Ab der 6. Woche lassen sich in der Wand des Neuralrohrs drei Schichten oder Zonen unterscheiden (Ventrikulärzone, Intermediärzone, Marginalzone).
Von der 8. bis zur 10. Woche erreicht das Rückenmark seine definitive Gestalt. Es wird von den Hirn-Rückenmarks-Häuten (Meningen) umgeben und liegt im Wirbelkanal. Rückenmark und Wirbelkanal entwickeln sich bis zum 4. Monat parallel. Ab diesem Alter verlangsamt sich das Längenwachstum des Neuralrohrs während das Wachstum der Wirbelsäule unvermindert fortschreitet.
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- 4-7
- Somitomeren
- 1-5
- Somiten 1 bis 5
(in diesem Stadium sind die übrigen 30 Somiten ausgebildet) - I-IV
- Kiemenbögen
- P
- Prosencephalon
- M
- Mesencephalon
- R
- Rhombencephalon
- NT
- Rückenmark (neural tube)
- ABCD
- Neuromere
Der rostrale Teil des Rückenmarks weist Anzeichen einer vorübergehenden Segmentierung auf (Neuromere A B C D). Diese Neuromeren, die im Rhombencephalon auch als Rhombomeren bezeichnet werden, enthalten neuronale Elementen, die sich nicht mit jenen anderer Rhombomeren vermischen. Vielmehr sind sie bereits vor ihrer Migration hinsichtlich ihrer Zielorgane festgelegt.
In dieser Abbildung sind die Neuromeren durchscheinend dargestellt (beachte die acht Rhombomeren D). Die Chorda ist lediglich schematisch orange angedeutet.
Metamerie
Seine äusserlich erkennbare Gliederung weist das adulte Rückenmark als segmentiertes Organ aus. Jedem Segment entspringen paarig die Spinalnerven mit ihren dorsalen sensiblen und ventralen motorischen Wurzeln. Die Wurzeln werden von der Gesamtheit aller dazugehörigen Wurzelfäden gebildet, die dem Rückenmark über seine gesamte Länge entspringen. Jedes Segment steht in Verbindung mit einem rechten und einem linken Somiten, welche aus der metameren Gliederung des paraxialen Mesoderms hervorgegangen sind. Jeder Somit lässt sich weiter gliedern in ein Sklerotom, ein Myotom und ein Dermatom.
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- 1a
- Dermatome
- 1b
- Myotome
- 1c
- Sklerotome
- 2
- Zentralkanal des Neuralrohrs
- 3
- Neuralrohr
- 4
- Epimer
- 5
- Hypomer
Linkes Bild:
Menschlicher Embryo im Stadium 12, ca. 30 Tage alt.
Rechtes Bild:
Transversalschnitt durch den Embryo auf Höhe der links eingezeichneten Schnittebene A. Die Somiten sind voneinander getrennt und bilden Dermatom und Myotom. Das Myotom wird sich in dorsoventraler Richtung in die Länge ziehen wodurch Epimer und Hypomer entstehen (rechter Teil der Abbildung). Die Aorta ist in diesem Stadium bereits unpaarig.
Das Rückenmark unterhält somit enge Verbindungen zur umgebenden Wirbelsäule (Sklerotom), zur innervierten quergestreiften Muskulatur (Myotom), und zur Haut (Dermatom), von welcher es sensible Afferenzen erhält. Diese metamere Gliederung wird zwar durch die aufsteigenden und die absteigenden Bahnen des Rückenmarkes sowie durch die intersegmentalen Verknüpfungen funktionell überlagert, bleibt aber dennoch morphologisch deutlich erkennbar. Sie manifestiert sich insbesondere in der bleibenden Beziehung zwischen Rückenmarksegment, jederseitiger Dorsalwurzel der jeweiligen Spinalnerven und den Dermatomen (Hautfeld), welche sich aus dem zugehörigen Somiten entwickeln. Die Ausdehnung der Dermatome ist am Stamm einfach nachzuvollziehen, wird an den Gliedmassen jedoch durch Verzerrungen und Überlappungen schwerer durchschaubar.
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- Vorderwurzel (Radix anterior)
- Spinalganglion
- Neuralrohr (Medulla spinalis)
- Spinalnerv
- Dorsalast (Ramus posterior) zum Epimer des Myotoms
- Ventralast (Ramus ventralis) zum Hypomer des Myotoms
- Hinterwurzel (Radix posterior)
- Zentralkanal (Canalis centralis)
- Ektoderm
- Epimer
- Hypomer
- Ramus communicans albus
- Ganglion des Sympathicus Postganglionäre
- Fasern
- Ramus communicans griseus
Jedes Epimer wird durch den Ramus dorsalis eines Spinalnerven, das Hypomer durch den Ramus ventralis desselben Spinalnerven versorgt. Die vorliegende Abbildung zeigt auch die Verbindungen zu den sympathischen Ganglien (Ramus albus et griseus).