Modul
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Histogenese des Rückenmarks

Wie bereits dargelegt, geht die Vermehrung und Differenzierung der neuroepithelialen Zellen von drei konzentrischen Zelllagen aus. Von innen nach aussen sind dies:

  1. Die Ventrikulärzone, aus welcher die Neuroblasten, die Glioblasten und – nach Abschluss von deren Bildung – die Ependymzellen als Auskleidung des Hohlraumsystems hervorgehen.

  2. Die Intermediärzone oder Mantelzone, aus welcher sich die graue Substanz entwickelt. Sie enthält die Zellkörper der Nervenzellen, welche aus der Ventrikulärzone ausgewandert sind.

  3. Die Marginalzone, aus welchem die weisse Substanz entsteht. Darin verlaufen die Axonen der Neuronen. Verbindungen vom Rückenmark zum Gehirn werden als aufsteigende Verbindungen bezeichnet, jene in umgekehrter Richtung vom Gehirn zum Rückenmark als absteigende Bahnen.
    In jeder Hälfte des Rückenmarks werden drei Stränge unterschieden: der Hinterstrang, der Seitenstrang und der Vorderstrang. Darin verlaufen Faserbündel, welche in der Regel durch Ursprung und Ziel ihres Verlaufs benannt werden (Tractus corticospinalis, vestibulospinalis, spinothalamicus usw.).
Abb. 36 - Histogenese des Rückenmarks
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1
Membrana limitans interna
2
Membrana limitans externa
3
 Auswandernder Neuroblast
4
Radiärfaserglia

Legende
Abb. 36

Die Neuroblasten gehen aus der Ventrikulärzone hervor. Nach deren Auswanderung bilden die Neuroblasten die Intermediärzone (Mantelzone), die sich zur grauen Substanz entwickelt. Die Axonen der Neuronen verlaufen in der Marginalzone, wodurch die weisse Substanz entsteht. Dieser legt sich von aussen die Pia mater an.

Cave: Die Ependymzellen differenzieren sich erst, nachdem die Bildung von Neuroblasten in der Ventrikulärzone im Stadium 19 (46. Tag) zum Abschluss gekommen ist.

NB: Die graue Substanz von Rückenmark und Stammhirn liegt zentral (umgibt also das zentrale Hohlraumsystem). Im Pallium des Telencephalons und im Kleinhirn ist die graue Substanz jedoch auch an der Oberfläche (peripher) in Form von Rinde anzutreffen!

 

Aufgrund der kontinuierlichen Ansammlung von Neuroblasten in der Intermediärzone entstehen:

  • Die ventralen Verdickungen oder Grundplatten, welche die Motoneuronen enthalten. Deren Axonen verlassen das Rückenmark über die Ventralwurzeln der Spinalnerven. Es sind die ersten Axonen, die vom Rückenmark ausgehen.

  • Die dorsalen Verdickungen oder Flügelplatten, welche die Interneuronen oder Assoziationszellen enthalten. Diese stellen die Verbindung zwischen den zentralen Fortsätzen der Spinalganglienzellen (die den Neuralleisten entstammen) und den Motoneuronen her.

  • Der Sulcus limitans, auf dessen Höhe sich im Thorakolumbalmark (Sympathicus) sowie im Sakralmark (Parasympathicus) die viscerosensiblen und visceromotorischen Seitenhörner entwickeln. 
Mehr dazu

Die Interneuronen.

Abb. 37 - Thorakolumbales Rückenmark
um die 10. Woche
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  1. Hinterhorn
  2. viscerosensibler Teil des Seitenhorns
  3. visceromotorischer Teil des Seitenhorns
  4. Vorderhorn
  5. Vorderstrang
  6. Seitenstrang
  7. Hinterstrang

Legende
Abb. 37

In den thorakolumbalen und den sakralen Rückenmarkssegmenten entwickelt sich zwischen Dorsalhorn und Ventralhorn eine Ansammlung grauer Substanz, die als Seitenhorn bezeichnet wird. Dieses enthält die Perikaryen des vegetativen Nervensystems. Die weisse Substanz wird in drei Stränge gegliedert (Hinterstrang, Seitenstrang, Vorderstrang), welche die schmetterlingsförmige graue Substanz in sich umfassen.

Abb. 38 - Funktionelle Organisation des Rückenmarks
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1
Somatosensibles Neuron
2
viscerosensibles Neuron
3
visceromotorisches Neuron
4
somatomotorisches Neuron
5
Hinterhorn
6
Seitenhorn
7
Vorderhorn
8
sensible Dorsalwurzel des Spinalnerven
9
Spinalganglion
10
Gemischter Spinalnerv
11
motorische Ventralwurzel des Spinalnervenpseudounipolare
12
Spinalganglienzelle (pseudo-unipolare Zelle)
A
zone somato-sensitive (interneurones)
B
zone viscéro-sensitive (interneurones)
C
zone viscéro-motrice (neurones moteurs)
D
zone somato-motrice (neurones moteurs)

Legende
Abb. 38

Rechts
Aus funktioneller Sicht lässt sich das Rückenmark in einen afferenten (dorsalen) und einen efferenten (ventralen) Teil gliedern. Die Interneuronen empfangen die Informationen von den sensiblen Spinalganglienzellen und geben die Informationen in integrierter Form an die Motoneuronen weiter. Alle Neuronen, deren Perikaryen in der grauen Substanz des Rückenmarks liegen, sind multipolare Neuronen.

Links
Ein Querschnitt durch das Rückenmark offenbart das schmetterlingsförmige Profil der grauen Substanz. Die dorsalen Ausläufer bilden die Hinterhörner, die ventralen Ausläufer die Vorderhörner. In den thorakolumbalen und sakralen Segementen kommen die Seitenhörner hinzu.