Kanalikuläre Phase

Folgt man der klassischen Phasenbeschreibung der Lunge, sprossen in der kanalikulären Phase aus den Bronchioli terminales die Canaliculi aus, die den eigentlichen respiratorischen Teil der Lungen, das Lungenparenchym ausmachen. Alle Lufträume, die von einem Bronchiolus terminalis ausgehen, bilden einen Azinus. Jeder umfasst Bronchioli respiratorii und die Ductus alveolares und später die Sacculi alveolares. Unter der Annahme, dass schon in der pseudoglandulären Phase viele Lungenendstücke das Stadium des Ductus alveolaris erreicht haben, ist das Hauptmerkmal dieser kanalikuären Phase die Veränderung des Epithels und des umgebenden Mesenchyms. Entlang des Azinus, der vom Bonchiolus terminalis ausgeht, findet im Mesenchym eine Invasion von Kapillaren statt, die die Azini umgeben und so die Grundlage zum späteren Gasaustausch bilden. Das Lumen der Tubuli wird grösser und ein Teil der Epithelzellen flacher. Aus den kubischen Pneumozyten Typ II entwickeln sich die abgeflachten Pneumozyten Typ I.

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Histologisches Bild der kanalikulären Phase der Lungenentwicklung.

Eine ausreichende Differenzierung der Pneumozyten Typ II in die Pneumozyten Typ I und die Vermehrung der Kapillaren im Mesenchym markiert einen wichtigen Schritt zur Lebensfähigkeit des Feten außerhalb des Uterus ab ca. 24. Schwangerschaftswoche.

Abb. 6 - Lungengewebe in der kanalikuläre Phase
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  1. Pneumozyten Typ I
  2. Pneumozyten Typ II
  3. Kapillaren

Legende
Abb. 6

Von den Typ II Pneumozyten differenzieren sich die Typ I Pneumozyten. Die Kapillaren nähern sich der Wand der Canaliculi.

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Die ersten Atembewegungen können schon am Ende der Embryonalzeit registriert werden. Sie sind vom Atemzentrum im Hirnstamm gesteuert. Jedoch sind diese Atembewegungen paradox, das heisst, wenn sich das Zwerchfell kontrahiert, bewegt sich der Thorax nach innen und umgekehrt.

Am Ende dieser kanalikulären Phase bzw. zu Beginn der sakkulären Phase (ca. 25 Wochen) wird ein guter Teil der Amnionflüssigkeit durch das Lungenepithel produziert. Die Lungenreife kann ab diesem Zeitpunkt klinisch anhand der Aktivität der Typ II Pneumozyten, die den Surfactant zu produzieren beginnen, gemessen werden. Bestimmt wird das Verhältnis zwischen Lezithin und Sphingomyelin in der Amnionflüssigkeit, das sich mit zunehmendem Alter des Feten zu Gunsten des Lezithins verschiebt.
In diesem Stadium betreffen Entwicklungsschäden bereits die Gasaustauschkomponenten und resultieren in Strukturveränderungen des späteren Lungenparenchyms.

 
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Der Surfactant (Abkürzung für surface active agent) besteht aus Glycerophospholipiden, spezifischen Proteinen, Neutralfetten und Cholesterol.
Er bedeckt die alveoläre Oberfläche und reduziert die Oberflächenspannung, damit die Alveolen nach Geburt bei der Exspiration nicht kollabieren.