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10.5 Fetale Membranen, Plazenta und Zwillingsschwangerschaft
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Die am häufigsten vorkommende Mehrlingsgeburt ist die der Zwillinge. Bei den Zwillingen ist die Anordnung der fetalen Membranen vom Zwillingstyp abhängig. Bei den monozygoten Zwillingen ist zusätzlich der Zeitpunkt der Teilung der Zygote entscheidend.
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Die häufigste Form von Zwillingen besteht aus den dizygoten (7 bis 11 auf 1000 Geburten), auch "Geschwisterzwillinge" oder "Falsche Zwillinge" genannt. Diese Zwillinge stammen von zwei verschiedenen Oozyten, die während dem gleichen Menstruationszyklus gereift und durch zwei verschiedene Spermien befruchtet worden sind. Mit anderen Worten sind die beiden mit der Befruchtung entstandenen Zygoten genetisch so verschieden wie es auch zwei normale Geschwister sind. Die dizygoten Zwillinge können daher gleich- oder gegengeschlechtlich sein.
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Die dizygoten Zwillinge implantieren sich getrennt und entwickeln voneinander unabhängige Membranen. Jeder Zwilling hat seine eigene Plazenta, sein eigenes Chorion und seine eigene Amnionhöhle.
Es kommt manchmal vor, dass die beiden Plazenten so nahe beieinander liegen, dass sie fusionieren; dasselbe kann auch mit dem Chorion der beiden Zwillingen geschehen. So können dann Antigen-Antikörperreaktionen beim einen Zwilling beobachtet werden, da die Fusion der beiden Plazenten einen Austausch zwischen den beiden Kreisläufen und somit von Antigenen ermöglicht. |
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Abb. 38 - Dizygote Zwillinge |
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Abb. 38
Befruchtung durch zwei verschiedene Spermien.
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Die zweite Art von Zwillingen, die aus einer einzigen Oozyte stammen, nennt man monozygote Zwillinge oder "echte Zwillinge" (Häufigkeit beträgt 3 bis 4 auf 1000 Geburten). Sie resultieren aus der Teilung der Blastomere in verschiedenen Stadien der Entwicklung.
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A. Wenn die Teilung während der Furchungsteilung 2 erfolgt, z. B. im Stadium der 2-Zell-Blastomere, implantieren sich die monozygoten Zwillinge (nachdem die Membrana pellucida verschwunden ist), ähnlich wie bei dizygoten Zwillingen, getrennt.
Sie teilen ihre Membranen nicht: jeder Zwilling hat seine eigene Plazenta, sein eigenes Chorion und Amnion. |
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Abb. 39 - Monozygote Zwillinge |
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Abb. 39
Befruchtung durch ein einziges Spermium. Trennung im Stadium der Furchungsteilung.
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B. In der Mehrheit der Fälle erfolgt die Teilung im Stadium der Blastozyste
3-4. Die embryonale Knospe teilt sich im Innern der gleichen Blastozystenhöhle in zwei Zellmassen auf. Die beiden Embryonen besitzen dasselbe Chorion und dieselbe Plazenta, jeder besitzt jedoch sein eigenes Amnion. |
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Abb. 40 - Monozygotische Zwillinge |
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Abb. 40
Befruchtung durch ein einziges Spermium. Trennung erfolgt im Stadium der Blastozyste.
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C. Schliesslich, in seltenen Fällen, kann die Aufteilung auch im Stadium des zweischichtigen Embryos stattfinden, direkt vor dem Auftreten des Primitivstreifens 5. Diese Art der Trennung führt für die beiden Zwillinge zu einer gemeinsamen Plazenta, einem einzigen Chorion und einer gemeinsamen Amnionhöhle. Obwohl nur eine Plazenta vorhanden ist, ist die Blutversorgung der beiden Zwillinge in der Regel gut ausgeglichen. Trotzdem wird manchmal wegen grosser Anostomosen einer der Feten bevorzugt durchblutet, wodurch z.T. Grössenunterschiede erklärt werden können. |
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Abb. 41 - Monozygotische Zwillinge |
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Abb. 41
Befruchtung durch ein einziges Spermium. Trennung im Stadium des zweischichtigen Embryos.
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