8.3 Abfaltung der Keimscheibe und Entstehung der Leibeswand (4. Woche)



Einführung

Quiz

Quiz 04


Ab der dritten Woche beginnen die drei Keimblätter sich zu differenzieren und verwandeln so die einstmals flache Embryonalscheibe in eine zylindrische Struktur, die einem "C" ähnelt. Die Abfaltung und Entstehung der Leibeswand erlaubt eine Abgrenzung des Embryos. Er kann nun klar von den Anhangsorganen unterschieden werden. Bis zu diesem Stadium 9 ging nämlich das extraembryonale ohne Grenze in das intraembryonale Gewebe über. Die Abfaltung und die daraus resultierende Entstehung der Leibeswand führen zu einem Einschluss des Mesoderms und des Endoderms. Sie werden vom Ektoderm umfasst, welche die Haut bildet.

Zwei Mechanismen führen gleichzeitig zur Entstehung der Leibeswand:

  • Die cephalo-kaudale Flexion (in longitudinaler Richtung)
  • Die laterale Abfaltung (in transversaler Richtung, Einrollung)

Zur Erinnerung

Dieses Zeichen weist auf ein Carnegie-Stadium hin.
Carnegie: 12. Beim Klicken öffnet sich ein Popup-
Fenster eines Embryos im Stadium 12. Alle weiteren Stadien können im Fenster ebenfalls gesehen werden.


Die cephalo-kaudale Abfaltung
(in longitudinaler Richtung)

Quiz

Quiz 01


Das cephale Ende wird von der Rachenmembran, das kaudale von der Kloakenmembran begegrenzt. Durch das Längenwachstum der Axialstrukturen (Neuralrohr) überragen sie bald dieses obere und untere Ende des jungen Embroys. Die Körperenden rollen sich nach ventral ein und der Embryo erhält eine C-Form. Die Strukturen in der cephalen Region vollziehen im Verlaufe dieser Abfaltung eine Drehung um 180°.

Um zu verstehen, wie sich diese Drehung vollzieht, müssen zuerst die Strukturen beschrieben werden, welche sich vor der Abfaltung am cephalen Ende befinden: In der cephalen Region, rostral von der Prächordalplatte und der Rachenmembran, bilden die Mesenchymzellen die Herzplatte (Perikard) und die Anlage des Septum transversum (welches später zu einem Teil des Diaphragmas wird und das Zölom in eine Thorakal- und Abdominalhöhle unterteilt).
Bei der Abfaltung entstandene Drehung um 180° geschieht folgendes: Die Rachenmembran gelangt nach vorne unten (Mundbereich) , die Herzplatte in die Thoraxregion und die Anlage des Septum transversum (welches zu Beginn am weitesten kranial lag) zwischen die Herzanlage und das Nabelbläschen.
Nach Abschluss dieser Bewegung steht das Gehirn (Encephalon) am weitesten kranial, gefolgt von Mund, Herz und Diaphragma (Septum transversum).
Während dieser Abfaltung wird das Endoderm unterhalb der Rachenmembran ventral durch die Herzanlage von der Vesicula umbilicalis abgetrennt. Aus diesem Bereich entsteht der Vorderdarm (Pharynx). Die Rachenmembran, welche vorübergehend den Mund (Ektoderm) vom Vorderdarm (Endoderm) abtrennt, wird sich später auflösen 13.

Was ?
Wie ? Wo ?

- Cephalo-
kaudale
Flexion gemäss Ebene A
-
Laterale Abfaltung gemäss Ebene C



Um den Vorgang der Abfaltung (ab Stadium 9) besser zu verstehen, wurden auch die vorangehenden Stadien abgebildet.



1
2
3
4a
4b


4c

5
6a
6b
7
8
9
10a
10b
11a
11b
12
13
14a

14b

14c
15
16
17
18
19
20
21
22

23
24
25
26
27

28
Amnionhöhle
Ektoblast
Nabelbläschen
Endoblast
Endoblast, das sich unter der
Chorda dorsalis wieder
zusammenfügt
Vollständig zusammengefügtes
Endoblast
Haftstiel
Allantois
Verlängerte Allantois
Extraembryonaler Mesoblast
Kloakenmembran
Chordafortsatz
Primitivstreifen
Schrumpfender Primitivstreifen
Neuralplatte
Neuralfalten
Zentraler Axialkanal
Primitivknoten
Ventral verschmolzene Chorda
dorsalis
Ventral resorbierte Chorda
dorsalis
Freie Chorda dorsalis
Prächordalplatte
Canalis neurentericus
Rachenmembran
Herzplatte
Perikardhöhle
Fusioniertes Neuralrohr
Septum transversum
Geschlossener Neuroporus
cranialis
Kaudaler Rezessus
Schilddrüsenknospe
Lungenknospe
Leberknospe
Geschlossener Neuroporus
caudalis
Dorsale Aorta
Longitudinale Abfaltung
Carnegie-Stadien 6 - 12
Navigation


Die grauen Elemente von 29 bis 37 sind nur auf dem Transversalschnitt erkennbar. Dieser ist auf der folgenden Seite abgebildet.
29
30
31
32
33
34
35
36
37
Aorten
Umbilikalvenen
Intraembryonales Mesoderm
Paraxiales Mesoderm
Intermediäres Mesoderm
Seitenplattenmesoderm
Canalis centralis
Somit
Nephrogener Strang
ohne Definition
mit Definition


Stadium 6
(17 Tage)

Stadium 7
(19 Tage)

Stadium 7
(21 Tage)

Stadium 8
(23 Tage)

Stadium 8
(24 Tage)

Stadium 9
(25 Tage)

Stadium 9
(27 Tage)

Stadium 10a
(28 Tage)

Stadium 10b
(28 Tage)

Stadium 10c
(28 Tage)

Stadium 11
(29 Tage)

Stadium 12
(30 Tage)

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 





Animation der oben abgebildeten Schemata



Abb. 6 - Abfaltung am cephalen Ende
S9 (ca. 27 Tage)
Abb. 7 - Abfaltung am cephalen Ende
S12 (ca. 30 Tage)
 Legende

1
2
3
4
5
6
Zukünftiges Prosencephalon
Chorda dorsalis
Neuralrohr
Perikardhöhle
Herzschlauch
Rachenmembran


7
8
9
Extraembryonales Mesoderm
Vorderdarm
Septum transversum

Abb. 6, 7
Schematisches Detail der cephalen Extremität, Sagittalschnitt



Die Abfaltung am kaudalen Ende findet nach der cephalen Abfaltung statt und führt dazu, dass der Haftstiel sich der Vesicula umbilicalis nähert.
Aufgrund des grossen Axialwachstums kommt das kaudale Ende der Embryonalscheibe (mit der Kloakenmembran) unter die ursprüngliche Embryonalscheibe zu liegen und verschiebt so auch die Allantois und den Haftstiel in ventrale Richtung, bis hin zur Vesicula umbilicalis und verschmilzt mit seinem Stiel.
Zu bemerken ist, dass nun auch das Ende des Primitivstreifens, welches zuerst dorsal gelegen ist, nach der Flexion des Embryos ventral zu liegen kommt.



Abb. 8 - Abfaltung am kaudalen Ende
S9 (ca. 27 Tage)
Abb. 9 - Abfaltung des kaudalen Ende
S12 (ca. 30 Tage)
 Legende

1
2
3
4
5
6
7
8
Chorda dorsalis
Neuralfalte
Amnionhöhle
Primitivstreifen
Embryonales Endoderm
Kloakenmembran
Allantois
Haftstiel


1
2
3
5
6
7
8
9
Chorda dorsalis
Neuralrohr
Amnionhöhle
Endoderm
Kloakenmembran
Allantois
Haftstiel
Hinterdarm

Abb. 8, 9
Schematisches Detail der Abfaltung am kaudalen Ende.



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