8.7 Embryopathien



Nichtvirale Erreger


  • Die Toxoplasmose:
    Der Erreger der Toxoplasmose ist ein intrazellulärer Parasit (Toxoplasma gondii), welcher durch die Plazenta gelangt, und den Embryo ansteckt. Schwangere Frauen sollten Haustiere meiden und kein rohes Fleisch oder nicht pasteurisierte Milch zu sich nehmen.
    Im Falle einer Erstinfektion ist die Ansteckungsgefahr zu Beginn der Schwangerschaft gering, wird aber gegen Ende der Schwangerschaft erhöht.
    Je früher die Infektion stattgefunden hat, desto schlimmer ist sie. Der Parasit lebt im Blut, in den Geweben, in den Retikuloendothelzellen, in den Epithelzellen und in den Leukozyten. Die Folgen einer Infektion sind im Verlaufe der Embryonalperiode sehr gravierend: Hirnmissbildungen (Kalzifikation) und Augenmissbildungen (Chorioretinitis), Mikrozephalie, Mikrophtalmie und Hydrozephalus. Die Infektion ist zu diesem Zeitpunkt oft letal.

  • Die angeborene Syphilis:
    Die angeborene Syphilis ist in Europa selten vorzufinden. In Amerika hingegen stellt die Krankheit ein grösser werdendes Problem dar (Häufigkeit auf 0.1% geschätzt durch die Organisation US Preventive Services Task Force, 1989).
    Der Erreger ist das Treponema pallidum, welcher durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Eine infizierte Mutter überträgt die Krankheit auf ihr Kind. Das Treponema pallidum ist zu jedem Zeitpunkt imstande, die Plazentarbarriere zu durchqueren. Dennoch scheint der Fetus erst ab dem 4. Monat von einer Infektion bedroht zu sein. Es ist die Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft, die beim Kind eine angeboren Syphilis verursacht. Diese wird schlimmer, je länger die Infektion dauert. Eine Behandlung mit Antibiotika (Penicillin) tötet den Mikroorganismus. Die vorzeitigen Symptome einer nicht behandelten angeborenen Syphilis sind Schwachsinn, Hydrozephalus, Taubheit, Blindheit, Knochenmissbildungen und pathognomische Missbildungen der Zähne (Hutchinson-Zähne).
    Zu den späten Symptomen zählt die Triade von Hutchinson: Keratitis, Taubheit, Schraubenzähne.



Medikamente, Hormone und chemische Produkte


  • Thalidomid:
    Thalidomid ist ein Beispiel für die katastrophale, teratogene Wirkung eines Medikamentes, die trotz Tierversuchen nicht erkannt wurde. Diese Substanz wurde im Jahr 1959 eingeführt und weit verbreitet und in Medikamenten gegen Übelkeit und zur Beruhigung auch Schwangeren verschrieben. Die entstandenen Missbildungen beim Kind betrafen die Gliedmassen (Meromelie und Amelie) das Herz, die Nieren, den Darm und das äussere Ohr.

Mehr dazu

Interessante Site (französisch)

Chronologische Tafel der durch Thalidomid verursachten Missbildungen

  • Das Vitamin A und die Retinsäure:
    Besondere Aufmerksamkeit muss auch dem Vitamin A und dessen Derivaten geschenkt werden. Das Retinol ist beim Tier stark teratogen, zeigt aber beim Menschen keine Wirkung. Dennoch sollte die tägliche Einahme an Retinol 6'000 UI nicht überschreiten.
    Die Retinsäure hingegen, welche häufig in der Dermatologie verwendet wird um Akne zu behandeln, (Roaccutane ® Isotretinoin) ist in 20% der Fälle für ein polymalformatives Syndrom verantwortlich, welches kranio-faziale Missbildungen und solche des ZNS und des Herz-Kreislaufsystems umfasst. Die kritische Periode für eine Auswirkung auf den Embryo reicht von der 3. bis zur 5. Woche. Die Anwendung von Retinsäure während der Schwangerschaft ist untersagt.

  • Diethylstilboestrol:
    Das Diethylstilböstrol ist ein teratogener Stoff, welcher bei weiblichen Embryonen zu Anomalien der Vagina und des Uterus führt. Es wurden drei Arten von Missbildungen beobachtet: Eine vaginale Adenose, Erosionen der Cervix und transversale Spalten in der Vagina. Eine etwas seltenere aber charakteristische Störung tritt erst viele Jahre nach der "in utero" Exposition, im Alter von 16-22 Jahren auf. Es handelt sich dabei um die Entwicklung eines vaginalen Adenokarzinoms mit hellen Zellen.

  • Antibiotika:
    Während der Schwangerschaft müssen Antibiotika mit Vorsicht eingenommen werden.
    Die Tetracycline beispielsweise führen zu Verfärbungen der Zähne.
    Die Derivate der Streptomycine führen zu Verletzungen des 8. Hirnnerven, was zu Hörproblemen führt.
    Das Penicillin hingegen kann im Falle einer Schwangerschaft eingenommen werden.

  • Drogen:
    Eine wichtige Rolle unter den Drogen spielt das Kokain, welches von einer wachsenden Anzahl schwangerer Frauen konsumiert wird. Diese Droge hat im Jahre 1990, 300'000 bis 400'000 Neugeborenen geschädigt. Das Kokain, welches die Plazentarbarierre durchquert, kann beim Kind eine Sucht hervorrufen. Der Konsum an Kokain führt zu einem Wachstumsrückstand, zu Herz-Kreizlaufmalformationen und zu einer erhöhten Sterblichkeit und Morbidität (Krankeitshäufigkeit) des Feten.

Die Liste der teratogenen Medikamente und Substanzen ist noch sehr lang. Für eine detailliertere Liste, und besonders was Alkohol und Tabak betrifft, verweisen wir Sie auf das Modul Fetalperiode (Mehr dazu: Details zu teratogenen Substanzen).



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