11.4 Klinik und vorgeburtliche Untersuchungen


Klinik


Mit den heutigen Möglichkeiten der Technik können verschiedene Chromosomenaberrationen schon pränatal festgestellt werden.



Vorgeburtliche Untersuchung

Quiz

Quiz 04


Um das Risiko der Geburt eines schwerbehinderten Kindes zu reduzieren, kann die Frau in der Frühschwangerschaft durch Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie den Chromosomensatz des Embryos auf Chromosomenabberationen untersuchen lassen.



Abb. 22 - Verschiedene Zugangswege für diagnostische pränatale Untersuchungen
 Legende

1
2
3
4
5
A
B
C
D
Embryo
Amnionhöhle
Chorionhöhle
Uterushöhle
Chorion frondosum
Amniozentese durch Bauchwand
Chorionzottenbiopsie durch Bauchwand
Nabelschnurpunktion (V. umbilicalis)
Chorionzottenbiopsie transvaginal

Abb. 22
Die Entnahme von embryonalem Gewebe oder Flüssigkeit (Chorionzotten-
biopsie bzw. Amniozentese) wird in der frühen Schwangerschaft meist transvaginal gemacht. Man kann aber je nach Lage des Uterus auch transabdominal vorgehen.





Video

Chorionzotten-
biopsie
(2.5 MB)

Amniozentese

(2.7 MB)

© PD Dr. med. Sevgi Tercanli, Basel



Auch können Chromosomenaberrationen manchmal in der 1. Ultraschalluntersuchung aufgrund eines Nackenödems vermutet werden.


Abb. 23 - Normaler US Abb. 24 - Nackenödem eines Kindes (12. Schwangerschaftswoche)  Legende


Abb. 23,24
Das Nackenödem (roter Pfeil) entspricht einer Flüssigkeits-
ansammlung, die vorübergehend zwischen 11. und 14. Schwangerschafts-
woche vorhanden ist und auf eine Chromosomen-
aberration hinweisen kann.


Bestehen in der Anamnese Hinweise für vermehrtes Auftreten angeborener Missbildungen, monogener Erbkrankheiten oder habitueller Aborte, sollte unbedingt eine genetische Beratung angeboten werden.


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Neueste Untersuchungen von Ultraschallbildern zwischen der 11.-14. Gestationswoche haben ergeben, dass bei 99.5% der Feten ohne chromosomale Aberrationen das Nasenbein im Profil sichtbar ist, während es bei 73% der Feten mit Trisomie 21 fehlt. (12)



Klinisches Bild

Quiz

Quiz 08


Kinder mit abweichender Chromosomenzahl oder -struktur haben meistens multiple Missbildungen oft mit mentaler Retardierung oder sind überhaupt nicht lebensfähig. In der Klinik ist eine Chromosomenanalyse indiziert, wenn folgende Kriterien bei einem Patienten vorliegen und andere pathogene Ursachen ausgeschlossen sind:

  1. Prä- und postnatale Wachstumsstörungen
  2. Geistige Retardierung
  3. Fehlbildungen
  4. Dysmorphiezeichen

Mehr dazu

Die in der Tabelle
aufgeführten
Dysmorphiezeichen kommen einzeln durchaus in der Normalbevölkerung
vor, dürfen also nur, wenn sie mehrfach und in Kombination mit Entwicklungs-
rückstand auftreten, als Hinweiszeichen für eine
Chromosomen-
aberration gewertet werden



Mehr dazu

Beispiele solcher Krankheiten sind:

  • Down-Syndrom oder Trisomie 21 (ein zusätzliches Chromosom 21). Diese Kinder sind geistig retardiert, haben typische körperliche Merkmale und häufig einen Herzfehler.
  • Trisomie 13 bzw. 18. Diese Kinder haben multiple Missbildungen, welche meist letal sind.



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