22.9 Entwicklung von Diencephalon (2. Hirnbläschen) und Hypophyse


Entwicklung der Hypophyse


Die Hypophyse steht über den Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus in Verbindung. Es handelt sich dabei um eine unpaarige neuroendokrine Drüse, die - ähnlich wie andere endokrine Drüsen (Thyroidea, Epiphyse, Nebenniere) - aus zwei Anteilen mit je eigener embryonaler Herkunft besteht.
Die Hypophyse setzt sich aus einer Ausstülpung des Hypothalamus (Neurohypophyse) und aus der angelagerten Adenohypophyse zusammen. Im Laufe der embryonalen Entwicklung kommt die Adenohypophyse vor die Neurohypophyse zu liegen.

Mehr dazu

Hypophyse des erwachsenen Menschen (Elektronen-
mikroskopie)


Abb. 82 - Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 13 Abb. 83 - Sagittalschnitt durch einen
Embryo im Stadium 13 (ca. 32 Tage)
 Legende


1

2a

3a
4
Boden des Diencephalons
(Neuroepithel)
Ausstülpung des neuroepithelialen
Bodens
Rathke' Tasche
Mundbucht (Stomodaeum)

Abb. 82
Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 13, Übersichtsskizze.

Abb. 83
Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 13. Beachte die ektodermale Verdickung im Bereiche der Mundbucht (gelb) sowie die etwas später auftretende neuroepitheliale Ausstülpung des Bodens des Diencephalons (blau)


Abb. 84 - Sagittalschnitt im Stadium 16 (ca. 38 Tage) Abb. 85 - Sagittalschnitt im Stadium 20
(ca. 49 Tage)
 Legende

1

2b
3a
4
Boden des Diencephalons
(Neuroepithel)
Infundibulum
Rathke' Tasche
Ektodermales Epithel der Mundbucht (Stomodaeum)


2c
3b
5a
Anlage der Neurohypophyse
Abgetrennte Rathke' Tasche
Adenohypophysenstiel
(Canalis craniopharyngeus)

Abb. 84
Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 16.
Die zunehmende Invagination der ektodermalen Auskleidung der Mundbucht führt zur Ausbildung der Rathke' Tasche. Diese dringt in das Mesenchym vor, welches vor der Ausstülpung des Bodens des Diencephalons (Infundibulum) liegt. Die beiden Strukturen legen sich so allmählich aneinander.

Abb. 85
Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 20.
Der distale Teil des Infundibulums bildet ein Divertikel, das sich zum Hypophysen-
hinterlappen (HHL) verdickt. Die Rathke' Tasche streckt sich in die Länge und verliert ihre Verbindung zur Mundbucht (Adenohypophysen-
stiel, Canalis craniopharyngeus).
Dieser Gewebsstrang bildet sich normalerweise zurück (vgl. Abb. 87)


Abb. 86 - Sagittalschnitt im Stadium 21
(ca. 51 Tage)
Abb. 87 - Sagittalschnitt
gegen Ende der Fetalperiode
 Legende

2d

3c


3e


5b

6

Sich entwickelnde Neuro-
hypophyse
Adenohypophyse
(sich entwickelnder
Hypophysenvorderlappen)
Adenohypophyse
(Hypophysenzwischenlappen, nur vorübergehend beim Menschen)
Adenophypophysenstiel in Rückbildung
Knorpelige Anlage des künftigen
Os sphenoidale


2e
2f

3d

3f
5c
5d
5e
6

7
8
Hypophysenstiel
Neurohypohyse (Hypophysenhinterlappen)
Adenohypophyse
(Hypophysenvorderlappen)
Adenohypophyse (Pars tuberalis)
Juxtaglanduläre Parahypophyse
Sphenoidale Parahypophyse
Pharyngeale Parahypophyse
Knorpelige Anlage des künftigen Os sphenoidale
Mesenchym des Rachendachs
Chiasma opticum

Abb. 86
Sagittalschnitt durch einen Embryo im Stadium 21.Der distale Teil des Infundibulums bildet ein Divertikel, das sich zum Hypophysen-hinterlappen (HHL) verdickt. Die Rathke' Tasche streckt sich in die Länge und ihre Verbindung zur Mundbucht (Adenohypophysen-stiel, Canalis craniopharyngeus) geht verloren

Abb. 87
Sagittalschnitt durch einen Embryo gegen Ende der Fetalzeit.
Der Hypophysenhinter-
lappen verbindet sich mit der Rückseite der Rathke' Tasche. Er bleibt über den Hypophysenstiel mit dem Diencephalon verbunden. Aus der Rathke' Tasche entwickeln sich zwei Anteile: der Hypophysenvorder-
lappen und dessen Ausdehnung entlang dem Hypophysenstiel, die Pars tuberalis. Der Mittellappen ist beim Menschen nicht ausgebildet.


Die Anlage der Adenohypophyse wird ab dem Stadium 10als lokale epitheliale Verdickung im Dach der Mundbucht. (Stomodaeum) erkennbar (ca. 28 Tage). Da diese Verdickung vor der Membrana oropharyngea liegt, handelt es sich um ein ektodermales Gebilde. Diese Anlage liegt am Rostralende des Kopffortsatzes und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des Bodens des Diencephalons. Die ursprünglich flache Anlage stülpt sich im Stadium 13 (ca. 32 Tage) 13 in das Mesenchym ein und bildet so ein Divertikel, die Rathke' Tasche. Diese streckt sich im Stadium 20 (ca. 49 Tage) 20 in die Länge und bleibt nur noch über den schlanken Canalis craniopharyngeus mit dem Stomodaeum verbunden. Dieser zieht durch die knorpelige Anlage des Os sphenoidale und fällt ab dem Stadium 21 (ca. 51 Tage) 21 der Rückbildung anheim. Aus der Rathke' Tasche entstehen ab dem 3. Monat durch Zellproliferation der Hypophysenvorderlappen (Pars distalis) und dessen Fortsatz entlang dem Hypophysenstiel (Pars tuberalis). Ein Hypophysenzwischenlappen (Pars intermedia) fehlt beim Mensch. Sie wird durch die basophile Invasion in der Neurohypophyse ersetzt.










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Der Canalis craniopharyngeus



Die Anlage der Neurohypophyse oder Hypophysenhinterlappen entsteht als Ausstülpung des neuroepithelialen Bodens des Diencephalons. Diese Trichter, der als Infundibulum bezeichnet wird, dringt in das darunterliegende Mesenchym ein und trifft dort auf die Rathke' Tasche. Das Infundibulum bildet ein Divertikel, welches sich im Stadium 16 (ca. 38 Tage) 16 zum Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) verdickt und mit der Rückseite der Rathke' Tasche verklebt. Die Neurohypophyse bleibt über den Hypophysenstiel zeitlebens mit dem Diencephalon verbunden. Zu Beginn der Fetalperiode sprossen Axone aus dem Hypothalamus in die Neurohypophyse ein, womit die neuroendokrine Hypothalamus-Hypophysen-Achse angelegt ist.

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Histologie:
Embryonale Entwicklungsstadien der Hypophyse des Menschen (3 bis 8 Wochen)



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