10.9 Pathologien der Plazenta


Fetale Erythroblastose (Morbus haemolyticus fetalis)


Der transplazentäre Durchtritt von Antikörpern kann anhand der feto-maternellen Blutinkompatibilität gezeigt werden.
Kleine Mengen fetalen Blutes können durch Läsionen in plazentären Gefässen oder bei Hämorragien während der Entbindung, in die mütterliche Zirkulation eindringen. Die Kontamination des mütterlichen Blutes kann sich auch bei einer Fehlgeburt oder einer vorausgegangenen Transfusion ereignen. Wenn das Kind Rh+ und die Mutter Rh- ist, kann der Übertritt von fetalem Blut in den mütterlichen Kreislauf, bei der Mutter zur Bildung von Rh+ Antikörpern führen (Aglutinine Anti D, vom Typ IgM, dann IgG).

Bei einer darauffolgenden Schwangerschaft können die IgG Antikörper, die nun im mütterlichen Blut vorhanden sind, die Plazentarschranke durchqueren und so ins fetale Blut gelangen. Wenn der Fetus Rh+ ist, heftet sich der Antikörper an die Oberfläche der fetalen Erythrozyten und zerstört sie (Hämolyse).
Dies geschieht bei ungefähr 5% aller Schwangerschaften, wo die Mutter Rh- und der Vater Rh+ ist.

Die Zerstörung der roten Blutkörperchen ist verantwortlich für den Morbus haemolyticus neonatorum (fetale Erythroblastose) mit folgenden Symptomen:
Anämie (wegen der Hämolyse)
Splenomegalie (Ort der Phagozytose von zerstörten Erythrozyten)
Hepatomegalie (intensive Hämatopoese, um die Hämolyse zu kompensieren)
Ikterus (Umwandlung von Hämoglobin der zerstörten Erythrozyten in Bilirubin)

Die systematische Suche von Rh Antikörpern bei Frauen mit einem solchen Risiko erlaubt es, dieser feto-maternellen Immunisierung vorzubeugen. Wenn ein Neugeboreres Rh+ ist (bei der Geburt festgestellt), wird der Rh- Mutter anti-D Agglutinin injiziert, das die vorhandenen fetalen Blutkörperchen neutralisiert, die in die mütterliche Zirkulation übergetreten sind. Hervorzuheben bleibt noch, dass feto-maternelle Immunisierungsreaktionen auch bei anderen Oberflächenmerkmalen der Erythrozyten auftreten können, beispielsweise beim ABO-System.


Entzündungen der Plazenta


Bakterielle Infektionen können auch die Plazenta (Plazentitis)oder die fetalen Membranen (Chorioamionitis) befallen. Diese Infektionen werden im Normalfall vaginal bei verfrühter Ruptur des Amnions übertragen. Selten findet die Infektion über das Blut statt, also bei intakten fetalen Membranen. Die Syphillis war früher eine häufige Ursache für Plazentitis, ebenfalls die plazentäre Tuberkulose, wobei hier die Plazenta über das Blut infiziert wurde.



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