22.5 Entwicklung des Rückenmarks



Allometrisches Wachstum des Rückenmarks


In der achten Woche ist das Rückenmark mit seinen Rückenmarkshäuten (Pia mater, Arachnoïdea und Dura mater) gleich lang wie der Wirbelkanal. Das kegelförmige Ende der Rückenmarks, der Conus medullaris, befindet sich auf Höhe des ersten Steissbeinwirbels. Die Spinalnerven entspringen somit im rechten Winkel vom Rückenmark und verlassen den Wirbelkanal durch die gegenüberliegenden Foramina intervertebralia.


Mehr dazu

Meninx primitiva


Ab dem 4. Monat verlangsamt sich das Längenwachstum des Rückenmarks, während das Wachstum der Wirbelsäule unvermindert fortschreitet. Dieses allometrische (ungleiche) Wachstum führt zur Ausbildung der Cauda equina (Pferdeschweif). Sie entsteht durch Bündelung der dorsalen und ventralen Fila radicularia, die von den unteren Rückenmarkssegmenten entspringen.
Da sich Wirbelsäule und Meningen rascher ausdehnen als das Rückenmark, müssen die lumbosakralen Spinalnerven innerhalb des Wirbelkanals von ihrem Rückenmarkssegment zunächst in Längsrichtung caudalwärts ziehen, bis sie das ihnen entsprechende Foramen intervertebrale erreichen. Über ein langes Filum terminale internum aus Pia mater ist der Conus medullaris am unteren Ende des Duralsackes angeheftet.


Beim Erwachsenen dehnen sich der Duraschlauch und die Arachnoïdea bis zum zweiten Sakralwirbel (S2) aus. Über das Filum terminale externum ist der Duraschlauch am Steissbein befestigt.


Zur Zeit der Geburt liegt der Conus medullaris auf Höhe des dritten Lumbalwirbels (L3), beim Adulten auf Höhe der ersten Lumbalwirbel (L1/L2).

« Ascensus medullae »
von der 8. Woche bis adult
 Navigation

1
2
3
4
5
6
7
7a
7b
NB
Arachnoïdea
Pia mater
Dura mater
Rückenmark
Dorsalwurzel von S1
Spinalganglion
Filum terminale
Filum terminale internum
Filum terminale externum
Schwarzer Pfeil = Conus medullaris


8 Wochen

24 Wochen

Geburt

Adult



Klinische Anwendung

Aufgrund dieser anatomischen Gegebenheiten ist es möglich, unterhalb von L2 eine Nadel in den Subarachnoidalraum einzuführen ohne dabei das Rückenmark zu gefährden. Durch eine solche Lumbalpunktion lässt sich Liquor cerebrospinalis gewinnen.

Mehr dazu

Fehlentwicklungen beim Verschluss des Neuralrohrs



Anfang des Kapitels | Vorherige Seite | Nächstes Kapitel