4.8 KB: Bedeutung und
Besonderheiten bei Hund



Einleitung


Bereits 1785 wurde von Spallanzani die erste erfolgreiche Spermaübertragung bei einer Pudelhündin durchgeführt. Inzwischen hat sich diese Technik auch beim Hund zu einem etablierten Verfahren entwickelt, obwohl noch nicht alle Zuchtorganisationen die künstliche Besamung akzeptieren.

Vorteile der künstlichen Besamung beim Hund sind ein Schutz des Deckrüden vor Infektionen, vermindertes Verletzungsrisiko und ein einfacher Samentransport über weite Entfernungen.



Gewinnung


Die Absamungsmethode der Wahl beim Rüden ist die manuelle Stimulation. Gerade junge oder darauf trainierte Hunde reagieren auf diese Methode auch ohne Stimulation durch eine Hündin. Deckerfahrene Rüden hingegen brauchen oft die zusätzliche Stimulation. Durch manuelle Stimulation wird der Rüde zur Erektion und Ejakulation gebracht. Wenn möglich wird die spermienreiche Ejakulatfraktion separat aufgefangen. Das Vorsekret und die spermienarme dritte Ejakulatfraktion werden ebenfalls separat in einem Auffangglas gesammelt.
Die Absamung in drei Teilportionen (Vorsekret, spermienreiche Fraktion, Nachsekret) ist beim Hund üblich und wird fraktionierte Ejakulatgewinnung genannt.

Die Beurteilung aller drei Spermafraktionen hat umgehend zu erfolgen. Die Analyse der spermienreichen Fraktion steht im Vordergrund. Beim Hund gilt zu beachten, dass die Spermiengesamtzahl von der Hodengrösse abhängt. Für einen ungefähr 20 kg schweren Hund erwartet man 10-20 Milliliter Gesamtvolumen, 1-2ml spermienreiche Fraktion und 300-1500 Millionen Spermien pro Ejakulat.



Verwendung



Frischsperma


Prinzipiell kann mit der erhaltenen Spermienflüssigkeit eine Frischsamenübertragung durchgeführt werden, das Ejakulat kann aber auch zu flüssigkonserviertem oder zu tiefgefrorenem Sperma weiter verarbeitet werden.

Bei der Frischsamenübertragung sollte die Übertragung innerhalb von 30 Minuten nach der Gewinnung stattfinden. Diese Methode wird meist bei einer Abneigung von Rüde und Hündin oder bei Deckunfähigkeit des Rüden gewählt. Im Normalfall wird die gesamte spermienreiche Fraktion auf die Hündin übertragen. Die Befruchtungswahrscheinlichkeit liegt bei 85%.



Kühlsperma


Bei der Verwendung von Kühlsperma wird das Ejakulat unmittelbar nach der Gewinnung verdünnt und so für maximal 72 Stunden haltbar gemacht. Kommerzielle Verdünner sind erhältlich, sie enthalten dieselben Grundkomponenten wie die Verdünner beim Rind, und bei der Anwendung sind dieselben Kriterien zu beachten. Die Gesamtmenge des verdünnten Spermas sollte 1-3 ml betragen, je nach Grösse der zu besamenden Hündin.
Die verdünnte Lösung wird in einem Röhrchen über 30-60 Minuten auf 4-5°C abgekühlt und anschliessend bei 5°C versandt, falls nötig. Bei einer Übertragung innerhalb der erwähnten 3 Tage, wenn immer möglich innerhalb von 48h, liegen die Konzeptionsraten bei 60-70%.



Gefriersperma


Für die Kryokonservierung von Hundesperma muss das Ausgangsejakulat zumindest als gut eingestuft sein. In Zahlen heisst dies mindestens 75% Vorwärtsbeweglichekeit, unter 20% morphologisch veränderte Spermien und eine rasseabhängige Gesamtspermienzahl von 300 bis 1500 Millionen Spermien.

Das Sperma wird verdünnt bevor es aufgrund der geringen Zahl meist manuell in Pailletten (0.25ml oder 0.5ml) abgefüllt wird. Die Tiefgefrierung von Hundesperma kann entweder mit oder ohne Spermienzentrifugation stattfinden. Wird ohne Zentrifugation gearbeitet, so erfolgt eine Überführung der Pailletten mit verdünntem Ejakulat in einen Behälter. Dieser wird zunächst für drei Stunden bei 5°C im Kühlschrank abgekühlt und dann in Stickstoffdampf für 10 Minuten auf -140°C eingefroren. Anschliessend werden die Pailletten in flüssigen Stickstoff eingetaucht. Die Zentrifugation wird nur mit der spermienreichen Fraktion durchgeführt (700g während 6 Minuten). In zwei Schritten wird ein Verdünner beigefügt und und danach analog zur Prozedur ohne Zentrifugation tiefgefroren.

Frühestens 2 Tage nach der Überführung in den Stickstofftank kann eine Paillette zur Qualitätskontrolle verwendet werden. Dafür wird die abgefüllte Paillette bei 37°C für 30-60 Sekunden aufgetaut. Die Vorwärtsbeweglichkeit sollte bei 50% liegen, die akrosomgeschädigten Spermien nicht mehr als 50% aller Spermien ausmachen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann die Besamungstauglichkeit als gut bis sehr gut betrachtet werden.

Je nach Grösse der zu besamenden Hündin wird die Besamungsdosis und damit die Anzahl zu verwendender Pailletten bestimmt.



Transfer


Für die vaginale Übertragung empfiehlt sich frisches oder flüssigkonserviertes Sperma. Die Besamungspipette wird möglichst sauber durch ein Spekulum bis in den kranialen Vaginalbereich der Hündin geführt und das Sperma dort langsam abgesetzt. Die Hündin wird für weitere 10 Minuten kaudal angehoben, um den Spermien das Erreichen des Uterus zu erleichtern.
Die Erfolgsquoten für tiefgefrorenes Sperma steigen durch einen intrauterinen Transfer. Entweder wird der Uterus transzervikal oder transabdominal (chirurgisch) erreicht. Transzervikal kann der Uterus entweder mit einem Metallkatheter oder mittels Endoskop aufgesucht werden, beides ist äusserst anspruchsvoll und erfordert Zeit. Aus diesem Grund wird das tiefgefrorene Sperma erst aufgetaut, wenn der Uterus mit dem entsprechenden Instrument erreicht wurde. Transabdominale Inseminationen sind vor allem in Amerika üblich. Die Literaturangaben bezüglich der Überlegenheit von transabdominaler oder transcervikaler Insemination sind widersprüchlich. Prinzipiell ist die transcervikale Insemination vorzuziehen, um dem Tier den chirurgischen Eingriff zu ersparen.

Das Timing der Besamung spielt eine grosse Rolle. Am besten wird am 1., am 2. oder am 3. Tag nach der Ovulation ein oder zweimal besamt. Der Ovulationszeitpunkt kann mit dem Blut-Progesteronwert bestimmt werden (Präovulatorisch < 4ng/ml, ovulatorisch 4(-10)ng/ml, postovulatorisch >4 ng/ml).



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