17.2 Lymphatisches Gewebe



Sekundäre lymphatische Organe

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Die sekundären lymphatischen Organe stellen die Orte dar, wo sich der Abwehrkampf abspielt. Darin entwickeln sich die im Thymus und im Knochenmark herangereiften T- und B- Lymphozyten weiter, wenn sie mit Antigenen in Kontakt gekommen sind, was zu einer klonale Vermehrung führt. Es bilden sich spezifische Proliferationszonen für die beiden Lymphozytengruppen. Dabei entstehen Effektor- und Regulatorzellen (siehe Erlangung der Immunkompetenz). Das Anlagematerial für die sekundären lymphatischen Organe ist mesenchymaler Herkunft. Es bildet sich durch Verdichtung in Zusammenhang mit der Differenzierung des Lymph- und Blutgefässsystems.



Lymphfollikel der Schleimhäute


Die Lymphfollikel der Schleimhäute sind mesenchymaler Herkunft, haben aber eine enge Beziehung zum Endoderm. So schreitet auch ihre Entwicklung mit derjenigen der Endoderm-Derivate in einem kranio-kaudalen Gradienten fort. Dadurch erfolgt auch eine gegenseitige Beeinflussung der Entwicklung. Die Anfänge sind immer durch Ansammlungen von Rundzellen und eine reiche Vaskularisation in dieser Region gekennzeichnet. Zuerst erscheinen mit der Schlundtaschenbildung die Anlagen der Tonsillen. Sie befinden sich im Bereich des Rachens als Tonsillae palatinae, linguales und der unpaarigen Tonsilla pharyngealis. Die Tonsilla palatina entsteht beidseits in der Tonsillarbucht, dem Relikt der zweiten Schlundtasche.

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Abb. 11 - Differenzierung der Schlundtaschen  Legende

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Erster Pharyngealbogen (Mandibularbogen)
Zweiter Pharyngealbogen
Anlage der Tonsilla palatina
Eingang zum Sinus cervicalis
3. Schlundtasche (Thymusanlage)
4. Schlundtasche (Thymusanlage)
Schlund
Bereich der Anlage für Tonsillae linguales
Thyroidea

Abb. 11
Die Schlundtaschen differenzieren sich zu verschiedenen Derivaten des endokrinen und lymphatischen Systems.



Das Epithel verdickt sich und bildet einen Höcker. Darunter lässt auch das Mesenchym eine Verdickung seiner Elemente erkennen und kleinere Blut- und Lymphgefässe sammeln sich an. Vom endodermalen Epithel wachsen bald kleinere und grössere Epithelstränge in das Mesenchym ein und bilden die späteren Krypten der Tonsillen. Mit Beginn der Fetalperiode siedeln sich auch T- und B-Lymphozyten in T- und B-spezifischen Regionen der Tonsillen an.

Zu den B-spezifischen Regionen zählen die Primärfollikel, zwischen ihnen siedeln sich die T-Lymphozyten an und bilden die parafollikulären Regionen. Wie im Thymus sind auch hier die Stromazellen in den B- und T-Zell-spezifischen Regionen eine wichtige Voraussetzung für die Ausreifung der verschiedenen Subpopulationen von immunkompetenten Lymphozyten.

Auch die Tonsilla lingualis am Zungengrund und pharyngealis am Dach der hinteren Wand des Nasophyrynx entstehen auf ähnliche Weise, indem endodermale Epithelstränge in die Tiefe des darunterliegendenden verdickten Mesenchyms wachsen.

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Histologisches Bild einer Tonsilla pharyngealis


Das lymphatische Gewebe des Darmes, die Peyer'sche Plaque und die Appendix vermiformis erscheint deutlich später als die Anlage der Tonsillen, nämlich erst in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft. Zuerst finden sich Ansammlungen von Lymphozyten vor allem im Ileum, wo sie sich in der Submucosa an verschiedenen Stellen zusammenlagern und so den Beginn der Bildung der Peyer'schen Plaque markieren. Im 7. bis 8. Monat treten die ersten Primärfollikel auf.

In der Caecumregion können zwischen 4. und 5. Monat auch erste Ansammlungen von lymphatischen Zellen unmittelbar unter dem Darmepithel nachgewiesen werden. Hier ist die enge Beziehung zum darüberliegenden Darmepithel besonders deutlich ausgeprägt.

In der Lungenanlage, welche auch endodermalen Ursprungs ist, entwickelt sich das lymphatische Gewebe noch später. Erste Lymphknoten bilden sich erst ab dem 7. Monat. Erst im 8. Monat erkennt man Primärfollikel.




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