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22.6 Grundlagen der Gehirnentwicklung
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Histogenese der Kleinhirnrinde
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Die Entwicklung des Kleinhirns geht von den vorderen Rautenlippen, also vom Metencephalon aus (schrafffierter Bereich in untenstehender Abbildung). Die Kleinhirnentwicklung setzt in der 5. Woche 14-16 ein und wird erst nach der Geburt abgeschlossen. Eine ausführliche Darstellung der Entwicklungsvorgänge findet sich in Kapitel 22.7.
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Abb. 42 - Seitenansicht des ZNS im Fünfbläschenstadium um den 38. Tag |
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Legende |
P
M
R |
Prosencephalon
Mesencephalon
Rhombencephalon |
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1
2
3 |
Scheitelbeuge, Flexura
mesencephalica
Nackenbeuge, Flexura cervicalis
Brückenbeuge, Flexura pontina
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Abb. 42
Das Dach des Metencephalons entstammt dem Dorsalteil der Flügelplatten. In diesem Bereich entstehen die Rautenlippen, die zunächst in den Hohlraum des IV. Ventrikels vordringen (schraffierter Bereich in nebenstehender Abbildung). Die Entwicklung des Kleinhirns geht von diesen Rautenlippen aus, doch erst gegen Ende der 12. Woche wird das Kleinhirn das Dach des IV. Ventrikels überragen.
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Abb. 43 - Schematische Ansichten des Hirnstamms von dorsolateral (Stadium 16) und von dorsal (Stadium 23) |
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Legende |
1
2
3
4
5
6
7
8 |
Extraventriculäre Rautenlippe
Intraventriculäre Rautenlippe
Unteres Ende des Rhombencephalons
Mesencephalon
Rostrales Ende des Rhombencephalons
Flügelplatte
Sulcus limitans
Grundplatte |
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Abb. 43 links
Aufgrund der zunehmenden Abknickung im Bereiche der Brückenbeuge (rote Pfeile) werden die Rautenlippen (gelb) nach caudolateral abgedrängt (rote Pfeile). Die Flügelplatten klaffen in diesem Bereich auseinander, das Neuralrohr bleibt aber auch an dieser Stelle geschlossen.
Abb. 43 rechts
Dorsalansicht des Hirnstamms eines Embryos um die 8. Woche. Das Dach des IV. Ventrikels wurde entfernt. Am Boden des IV. Ventrikels sind die Flügelplatten und die Grundplatten des Myelencephalons sowie die intraventrikulären und die extraventrikulären Anteile der Rautenlippen zu erkennen.
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Im Kleinhirn liegt die graue Substanz in zweierlei Erscheinungsformen vor: an der Oberfläche als Kleinhirnrinde und in der Tiefe als Kerngebiete. Jedes Kerngebiet stellt als Umschaltstelle zwischen Kleinhirnrinde und anderen Hirnabschnitten eine funktionelle Einheit dar.
Beidseits der Medianen lassen sich je 4 Kerngebiete unterscheiden:
- Der Nucleus dentatus, welcher zum Neocerebellum gehört.
- Der Nucleus fastigii, welcher zum Archicerebellum zählt
- Die Nuclei globosus und emboliformis des Paläocerebellums
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Die Gewebearchitektur des Kleinhirns ist sehr homogen.
Die Kleinhirnrinde (Cortex cerebelli) gliedert sich in drei Schichten (Molekularschicht, Purkinje-Zellschicht und Körnerzellschicht). Zuführende und wegführende Fasern bilden ein regelmässiges geometrisches Geflecht.
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Mehr dazu
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Zur Histologie und zur Leitungslehre der Kleinhirnrinde
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Jüngere Unterschungen (17, 18) weisen darauf hin, dass die Histogenese des Kleinhirns von zwei verschiedenen Germinativzonen ausgeht. Es sind dies:
- Die innere Keimschicht (Subventrikulärzone) der Flügelplatten des Metencephalons
- Der rostrale Teil der Rautenlippen (dorsolateraler Teil der Flügelplatten) (siehe untenstehende Abbildung).
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Abb. 44 - Schematische Darstellung der Histogenese des Kleinhirns zu Beginn der Fetalperiode und am Ende der 7. Woche post partum. |
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Legende |
1
IV
A
EGL
ML
PCL
IGL
WM
VZ |
Rautenlippe (rostraler, dorsolateraler Bereich der Flügelplatte)
IV. Ventrikel
Ausschnitt aus Rautenlippe und Ventrikulärzone der Flügelplatten
Äussere Körnerschicht
Molekularschicht
Purkinje-Zellschicht
Innere Körnerschicht
Kleinhirnmark (weisse Substanz) mit Nucleus dentatus
Ventrikulärzone (Ependym) |
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Abb. 44
Die Purkinje-Zellen, die Neuronen der Kleinhirnkerne sowie die Sternzellen, die Korbzellen und die Golgi-Zellen entstammen der Ventrikulärzone der Flügelplatten des Metencephalons (violette Pfeile). Die Purkinje-Zellen wandern entlang der Bergmann-Radiärfaserglia in ihre definitive Lage (PCL).
Erst nach Abschluss der Embryonalperiode verlassen die Vorläuferzellen der Körnerzellen den dorsolateralen Bereich der Rautenlippen und bilden die äussere Körnerschicht (EGL) an der Oberfläche des Kleinhirns.
Gegen Ende der Fetalperiode migrieren die Körnerzellen in umgekehrter Richtung entlang der Bergmann-
Radiärfaserglia bis in die innere Körnerschicht (blaue Pfeile). Anlässlich dieser Wanderung passieren sie die schon etablierten Stern- und Korbzellen der Molekularschicht, sowie die Purkinjezell-Schicht. Migrierende Körnerzellen belassen ihre Axone in der Molekularschicht. Aus diesen Zellfortsätzen entstehen später die die Parallelfasern.
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Nach Bildung der Kleinhirnkerne sowie der Purkinje-Zellen geht aus der Ventrikulärschicht noch eine dritte Generation von Neuronen hervor. Es sind dies die Sternzellen, die Korbzellen und die Golgi-Zellen.
Im Gegensatz zu diesen Zellen, gehen die Körnerzellen aus einer gesonderten Germinativzone hervor, die rostral und dorsolateral in den Rautenlippen zu finden ist. Diese Zellen besiedeln ab der 11. Woche die Kleinhirnoberfläche und bilden dort die äussere Keimschicht.
Anschliessend verlassen die Körnerzellen diese transiente Schicht und wandern bis unter die Purkinje-Zellschicht in die Tiefe, so dass in diesem Bereich die innere Körnerschicht entsteht. Diese Zellwanderung hält bis einige Jahre über die Geburt hinaus an, bis die äussere Körnerschicht letztlich verschwindet.
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Steckbrief Kleinhirn (Mensch) (28)
- Gesamtoberfläche der Kleinhirnrinde: 50 cm2
- Gewicht des Kleinhirns beim Adulten: 150 g
- Gewicht des Kleinhirns beim Neugeborenen: 21 g
- Zahl der Purkinje-Zellen: 15 26 Millionen
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