22.7 Stammhirn
Entwicklung des Rhombencephalons
(Myelencephalon - 5. Hirnbläschen und Metencephalon - 4. Hirnbläschen)



Entwicklung des Metencephalons
(4. Hirnbläschen - Pons, Cerebellum)


Das Metencephalon entwickelt sich im vorderen Bereich des Rhombencephalons von der Brückenbeuge bis zum Isthmus mesencephali. Aus dem Metencephalon entwickeln sich zwei Anteile:·

  • Der ventrale Teil oder Boden, aus welchem der Pons hervorgeht
  • Der dorsale Teil oder Dach, der sich zum Cerebellum entwickelt, einem Koordinationszentrum im Dienste der Bewegung und des Gleichgewichts.

Illustration

Synoptische Tabelle



Entwicklung des Pons (Boden)


Der Pons stellt die rostrale Verlängerung des Myelencephalons dar und ist diesem denn auch strukturell verwandt. Obschon sich die Seitenwände des Neuralrohrs einander wieder annähern, bleiben die grundsätzlichen morphologischen Merkmale von Flügelplatte und Grundplatte erhalten. Sie liefern die Kerngebiete der Hirnnerven V bis VIII.

Die Grundplatten liefern auch im Metencephalon drei Säulen motorischer Kerngebiete: die Säule der allgemeinen somatischen Efferenzen (ASE), die Säule der speziellen visceralen Efferenzen (SVE) und die Säule der allgemeinen visceralen Efferenzen (AVE). Zudem kommt es zu einer beträchtlichen Verdickung der Marginalzone ventral der Grundplatten, ziehen an dieser Stelle doch zahlreiche Fasern vorbei, welche das Rückenmark mit der Grosshirnrinde und dem Cerebellum verbinden (siehe unten).

Aus den Flügelplatten gehen die Säule der allgemeinen viscerallen Afferenzen (AVA), jene der speziellen visceralen Afferenzen (SVA) und die Säule der allgemeinen somatischen Afferenzen (ASA) hervor. Aus den Flügelplatten wandern ferner Neurone nach ventral aus, so dass die typische, als Pons bezeichnete Verdickung entsteht. Die Perikaryen dieser Neurone lagern sich zu den Nuclei pontis (Brückenkerne) zusammen, von welchen Fasern unter Kreuzung der Medianebene (Decussation) zum Cerebellum ziehen. Diese ponto-cerebellären Fasern begrenzen den Boden der Rautengrube seitlich als mittlere Kleinhirnstiele. Letztlich werden die Brückenkerne zu integrierenden Schaltstellen in der Informationsübermittlung zwischen Grosshirnrinde und Kleinhirnrinde sowie dem Rückenmark.


Abb. 57 - Seitenansicht des ZNS im Fünfbläschenstadium um den 38. Tag Abb. 58 - Querschnitt durch das Metencephalon um die 6. Woche  Legende


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IV. Ventrikel
Deckplatte
Flügelplatte
Grundplatte

Abb. 57, Abb. 58
In diesem Entwicklungsstadium liegen die Seitenwände im Bereiche des Metencephalons näher beisammen als im Myelencephalon, die Topographie bleibt jedoch sehr ähnlich.Beachte die Auswanderung von Neuroblasten aus der Flügelplatte nach dorsal unter Bildung der Rautenlippen (gelb).


Abb. 59 - Seitenansicht des ZNS im Fünfbläschenstadium um den 44. Tag Abb. 60 - Querschnitt durch das Metencephalon um die 7. Woche  Legende


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6
IV. Ventrikel
Deckplatte
Rautenlippe
Flügelplatte mit dorsaler und
ventraler Ausdehnung (Pfeile)
Grundplatte
Brückenkerne

Abb. 59, Abb. 60
Die dorsolateralen Teile der Flügelplatten bilden zu diesem Zeitpunkt die Rautenlippen, welche allmählich das Dach des IV. Ventrikels überwachsen. Aus den ventralen Anteilen der Flügelplatten entwickeln sich die Nuclei pontis. Die Marginalzone ist beträchtlich verdickt.


Abb. 61 - Seitenansicht des ZNS im Fünfbläschenstadium um die 8. Woche Abb. 62 - Querschnitt durch das Metencephalon um die 8. Woche  Legende


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IV. Ventrikel
Rautenlippe
Deckplatte
Brückenkerne
SSA
ASA
SVA
AVA
AVE
SVE
ASE

Abb. 61, Abb. 62
Die Rautenlippen sind nun ausgebildet. Sie bedecken das Dach und wölben sich in das Lumen des IV. Ventrikels vor. Erst um die 12. Woche werden sie die Ansatzstelle der Deckplatte überragen. Der ventrale Teil der Flügelplatte enthält vier Gruppen sensibler Kerngebiete während die Grundplatte drei Gruppen motorischer Kerngebiete umfasst. Die Marginalzone hat weiter an Dicke zugenommen.




Zur Erinnerung


  • SSA: spezielle somatische Afferenzen (Somatosensorik)
  • ASA: allgemeine somatische Afferenzen (Somatosensibilität)


  • SVA: spezielle viscerale Afferenzen (Viszerosensorik)
  • AVA: allgemeine viscerale Afferenzen (Viszerosensibilität)


  • AVE: allgemeine viscerale Efferenzen (Viszeromotorik Kiemenbögen)
  • SVE: spezielle viscerale Efferenzen (Viszeromotorik X und IX)


  • ASE: allgemeine somatische Efferenzen (Somatomotorik)


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