4.5 KB: Bedeutung und
Besonderheiten bei Pferd



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Für die Spermienübertragung gilt es zu bedenken, dass der Hengst beim Natursprung die Spermien funktionell in die Cervix abgibt, weil die Glans penis, die bei der Ejakulation anschwillt, das Ostium uteri externum (Cervixeingang) abdichtet. Aufgrund der leichten Durchgängigkeit der Cervix gelangt das Ejakulat damit unmittelbar in das Corpus uteri. Deshalb braucht es beim Pferd, im Gegensatz zum Rind, eine ähnliche Spermiengesamtzahlt bei der künstlichen Besamung wie beim Natursprung.
Das Sperma wird mittels eines Katheters in das Corpus uteri eingebracht. Dazu wird dieser vaginal mit der behandschuhten Hand durch die Cervix vorgeschoben oder – alternativ und nicht routinemässig - ein Spreizspekulum in die Vagina eingeführt, die Cervix durch eine Cervixfasszange fixiert und der Katheter in den Uterus vorgeschoben. Beim Pferd ist die Cervix im Vergleich zum Rind sehr leicht passierbar. Auf eine rektale Führung oder Kontrolle kann deshalb verzichtet werden.

Alternativ kann das Sperma am Ende des Gebärmutterhorns abgelagert werden, ipsilateral zum Ovar mit dem ovulationsbereiten Follikel (deep uterine insemination DUI). Hierzu wird die Hand nach Cervixpassage des Katheters zur rektalen Führung gewechselt.


Abb. 22 - Besamung Pferd  Legende
1
2
3
4
5
Ovar
Corpus uteri
Zervix
Harnblase
Katheter

Abb. 22
Bei der Stute wird der Katheter manuell über die Vagina durch die Cervix vorgeschoben. Nur bei tiefer Insemination in eine Uterushornspitze erfolgt eine rektale Führung des Katheters.


Eine andere neuere Methode basiert auf der Hysteroskopie. Mit einem Videoendoskop kann das Sperma kontrolliert an der Papille der Eileitermündung deponiert werden.

Aufgrund der infrastrukturellen Kosten, der hervorgerufenen Reizung der Gebärmutter und der nicht verbesserten Konzeptionsraten hat sich die Hysteroskopie aber bis auf Spezialfälle (zum Beispiel beim Einsatz von gesextem Samen) und zu Forschungszwecken in der Praxis nicht durchgesetzt.

Bei beiden Techniken kommt auch die sogenannte Low-Dose-Insemination zum Einsatz: Tiefere Samendosen (1-5 Millionen bei Hysteroskopie resp. 25-100 Millionen bei DUI) können genügen, da der Verlust der Spermien beim Transport durch die Hörner entfällt.

Vergleicht man Frischsperma, Kühlsperma und Gefriersperma hinsichtlich der Mindestanzahl Spermien pro Übertragung, erhält man folgende Werte:

  • Frischsamen: 50 bis 300 Millionen Spermien
  • Kühlsperma: 600 Millionen Spermien
  • Gefriersamen: 800 Millionen Spermien

Allgemein darf festgehalten werden, dass frühestens 2-3 Tage vor der Ovulation mit den Besamungen begonnen werden soll, am besten aber möglichst nahe am Ovulationszeitpunkt, der mittels Ultraschall von Ovarien und Uterus festgestellt werden kann. Nach der Ovulation kann mit einer Überlebenszeit der Eizelle von 6 bis 8 Stunden gerechnet werden (siehe Sexualzyklus, Pferd).

Bei Frischsamen empfiehlt sich das zweimalige Besamen im Intervall von 24 Stunden, zum Beispiel 36 und 12 Stunden vor der erwarteten Ovulation. Steht nur eine Samendosis zur Verfügung, muss der Ovulationszeitpunkt durch Ultrasonographie genau bestimmt werden. Die Übertragung findet dann innerhalb 6 bis 8 Stunden nach der Ovulation statt.



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