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Die Hündin wird als monöstrisch bezeichnet, weil sie pro Decksaison nur einmal läufig wird. Bei Wildhunden und Wölfen tritt nur ein Zyklus pro Jahr auf, bei den meisten Haushunden zwei, unabhängig von der Jahreszeit. Die Angaben zur Länge des Gesamtzyklus und seiner jeweiligen Phasen schwanken erheblich. Die folgenden Zahlen stellen Durchschnittswerte dar. Die Dauer des Anöstrus als Ruhephase des Sexualzyklus ist sehr variabel und beträgt zwischen 15 und 265 Tagen. Der Proöstrus nimmt ungefähr 6 Tage (3-15 Tage) in Anspruch und der Östrus rund 9 Tage (5-15 Tage).
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Abb. 20 - Zyklus Hündin |
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Legende |
A
B
D
E
F
I
II |
Proöstrus
Östrus
Metöstrus/Diöstrus
Anöstrus
Anöstrus
Follikelphase (Läufigkeit)
Lutealphase und Anöstrie |
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Abb. 20
Progesteronprofil bei Trächtigkeit (ausgezogen) und bei ausgebliebener Konzeption (punktiert). Der präovulatorische Progesteronanstieg beruht auf der Luteinisierung von Tertiärfollikeln.
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Vaginalabstriche zeigen für jede Zyklusphase ein spezifisches Zellmuster. Die zyklischen Veränderungen der Vaginalschleimhaut sind deutlicher als bei anderen Spezies und können diagnostisch genutzt werden.
Die erste Läufigkeit post partum wird nach dem für die einzelne Hündin üblichen Läufigkeitsintervall eintreten. Eine Verlängerung des Intervalls um 2 bis 3 Wochen kann vorkommen.
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Abb. 21 - Vaginalzytologie Hündin |
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Abb. 22 - Vaginalzytologie Hündin |
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Legende |
Parabasalzellen und Leukozyten |
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Abb. 21
Parabasalzellen mit rundem Zellleib und einem Zellkern, der gut die Hälfte der Zelle ausfüllt
Abb. 22
Intermediärzelle mit polyedrischem Zytoplasma, umgeschlagenem Zellrand (Hutkrempe) und einem Zellkern, der deutlich weniger als die Hälfte der Zelle ausfüllt.
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Abb. 23 - Vaginalzytologie Hündin |
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Abb. 24 - Vaginalzytologie Hündin |
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Legende |
Superfizialzellen, teilweise unverhornt |
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Superficialzellen, kernlose Schollen |
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Abb. 23
Unverhornte (blau) und verhornte (rot) Superfizialzellen mit polyedrischem Zelleib und pyknotischen Kernen.
Abb. 24
Kernlose, stark eosinophile Superfizialzellen (Schollen)
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Die durschnittliche Dauer des Anöstrus liegt bei 125 Tagen, die Dauer kann aber zwischen 15 und 265 Tagen variieren.
Während des Anöstrus sinkt der Progesteronspiegel stark ab (<1 ng/ml). FSH, LH und Prolaktin werden in geringen Mengen und in unregelmässigen Abständen freigesetzt. Deshalb wird der Anöstrus als die Ruhephase des Sexualzyklus definiert.
Die äusseren Genitalien sind klein und blass, ebenso unauffällig ist die sexuelle Wirkung der Hündin auf Artgenossen.
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Der Proöstrus bezeichnet den Zeitraum zwischen dem ersten Austritt blutigen Sekrets (s. unten) aus der Vulva und dem Beginn der Paarungsbereitschaft. Er dauert 7 bis 12 Tage.
Im Proöstrus wachsen die Follikel an und steigern so die Produktion von Östrogenen.
Die Östrogenwerte steigen bis kurz vor Ende des Proöstrus, um dann zu Beginn des Östrus auf Basalwerte zu fallen. Gleichzeitig steigt der bis anhin tiefe Progesteronspiegel auf Werte über 1 ng/ml an.
Unter dem Einfluss der Östrogene schwillt die Vulva an und rötet sich. Eine leichte Blutbeimengung im Cervikalschleim ist durch eine Diapedese der Erythrozyten durch das hyperämisierte Endometrium bedingt und wird in der Regel als Beginn der Läufigkeit definiert. Die Hündin ist für Rüden bereits sehr attraktiv, zeigt aber noch keine Deckbereitschaft.
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Der Östrus ist vom Duldungsverhalten der Hündin geprägt und dauert 5 bis 15 Tage bei einem Mittelwert von 9 Tagen.
Der LH-Peak wird um den zweiten Tag des Östrus erreicht und ereignet sich etwa 36-48 Stunden vor der Ovulation. Die LH-Werte fallen innert drei Tagen wieder in den Basalbereich zurück, die FSH-Werte hingegen erst sechs Tage nach ihrem Anstieg im Östrus. Als Besonderheit bei der Hündin wird vor der Ovulation durch die beginnende Luteinisierung der Tertiärfollikel bereits ein signifikanter und diagnostisch verwertbarer Anstieg von Progesteron (bis 5ng/ml) beobachtet (präovulatorische Luteinisierung).
In der Zeitspanne zwischen dem LH-Peak und der Ovulation reifen die Graaf'schen Follikel unter LH-Einfluss zu ovulationsbereiten Follikeln heran. Die Zahl der zur Ovulation bereiten Follikel variiert und ist rasse- und altersabhängig (3 bis 15).
Die Ovulation erfolgt im Zeitraum von 36 bis 58 Stunden nach dem LH-Gipfel.
Die in den Eileiter eintretenden Eizellen bleiben für 2 (bis 6) Tage befruchtungsfähig, was unter unseren Haustieren eine grosse Ausnahme darstellt. Wird die Tatsache berücksichtigt, dass Spermien 4 bis 7 Tage nach der Paarung motil bleiben können, bleibt eine gewisse Unsicherheit bei der Berechnung des Geburtstermins, da das Zeitintervall zwischen der Paarung und der Befruchtung variabel ist. In diesem Zusammenhang steht auch das Phänomen der Superfekundation, bei dem die Hündin während einer Brunst von zwei oder mehreren verschiedenen Rüden belegt werden und konzipierten kann.
Der zuvor blutige Vaginalausfluss wird fleischwasserähnlich bis strohfarben, da der Blutanteil abnimmt.
Die Hündin zeigt im Östrus Deckbereitschaft. Die Duldung des Rüden kann zwei Tage vor bis fünf Tage nach dem präovulatorischen LH-Gipfel einsetzen. Auf entsprechende Reize reagiert die Hündin mit Seitwärtsstellen der Rute sowie Eindrücken des Rückens (Lordose). Sie verhält sich während dem Aufspringen des Rüden ruhig. Die Belegung der Hündin erfolgt während dem Östrus am besten alle 2 Tage, das heisst am 10., am 12. und am 14. Läufigkeitstag.
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Die Dauer des Diöstrus bei der nicht-trächtigen Hündin beträgt um die 60 Tage. Eine Unterscheidung zwischen Metöstrus und Diöstrus ist bei der Hündin unergiebig.
Die Östrogen-, LH- und Progesteron-Konzentrationen im Blut sind bei graviden und nicht-graviden Hündinnen bis kurz vor der Geburt nahezu identisch. Bei trächtigen Tieren fallen Progesteron- und Östrogenspiegel vor der Geburt rasch ab, bei der nicht-trächtigen Hündin sinken sie nur langsam.
Während den durchschnittlich 60 Tagen der Gelbkörperphase wirken LH und Prolaktin als luteotrope Faktoren. Ein luteolytischer Faktor zur Auflösung der Gelbkörper und zur Terminierung des Diöstrus hingegen konnte bei der nicht-tragenden Hündin nicht identifiziert werden. Bei der graviden Hündin führt Prostaglandin F2α wie bei den anderen Spezies zur Luteolyse und zur Geburt. Nach Regression der Gelbkörper kann es unter dem Einfluss von Prolaktin auch bei der nicht-trächtigen Hündin zum Milcheinschuss und zu mütterlichem Verhalten kommen. Dieses Phänomen wird als Scheinträchtigkeit bezeichnet. Im Normalfall sinkt der Progesteronspiegel während der folgenden zwei bis drei Tage, und die Hündin geht in den Anöstrus über.
Die Paarungsbereitschaft der Hündin ist mit dem Eintritt in den Diöstrus verschwunden.
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