21.6 Pathologie



Missbildungen der Genitalien beim Mann

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Quiz 18


Die Hypospadie ist eine relativ häufige Störung der äusseren Genitalien (3: 1000 Geburten), während die Epispadie eine sehr seltene Anomalie (1: 30'000 Geburten) und häufig mit anderen Komplikationen assoziiert ist.



Hypospadie


Die Hypospadie ist die häufigste Missbildung des Penis, wobei die Inzidenz je nach Autor zwischen 1 - 8 / 1000 neugeborene Knaben angegeben wird. Es handelt sich um eine Verschlussstörung der Urethragrube auf der Unterseite des Penis.


Man unterscheidet verschiedene anatomische Varianten:

  • Die Hypospadie der Glans penis ist durch einen Meatus urinarius an der Glansunterseite charakterisiert.
  • Bei der Hypospadie des Penisschafts ist der Meatus urinarius in der Mitte des Penis.
  • Bei der Hypospadie des Skrotums bleibt die Fusion der Genitalwülste aus und es bleibt eine Öffnung der Urethra auf Höhe des Skrotums.
Abb. 66 - Hypospadia glandis


Abb. 67 - Hypospadia penis Abb. 68 - Hypospadia scroti



Aus embryologischer Sicht entsteht die Hypospadia penis und scroti aus einer Störung des Verschlusses der Urethragrube (Pars spongiosa der Urethra) durch die Urethrafalten bzw. die Genitalwülste, ausgehend von der Urethraplatte, die endodermalen Ursprungs ist. Die Urethragrube schliesst sich im hinteren Teil durch Fusion der Genitalwülste und nach vorne vorschreitend durch den Verschluss der Urethrawülste bis zur Glans. Die Pars glandis der Urethra ist ektodermalen Ursprungs. Somit ist die Hypospadia glandis auf eine Störung des Verschlusses der Epithellamelle an der Spitze des Penis zurückzuführen und kann bis zur Fossa navicularis reichen.

Die Ursache für diese Störung ist multifaktoriell, neben genetische Faktoren spielt auch die schädigende Wirkung einer Hormontherapie mit Progesteronen während den ersten Monaten der Schwangerschaft eine Rolle, auch kann eine veränderte Synthese von Testosteron (oder seiner Derivate) und/oder eine Anomalie der Rezeptoren für diese Hormone Schuld daran sein.

Unter den häufigsten Missbildungen, die mit einer Hypospadie assoziiert sind, findet sich eine Deviation des Penis, eine Stenose des Meatus urinarius und eine Deviation der Raphe mediana. Schliesslich ist auch eine Hypoplasie des Corpus cavernosum, die zu einem Mikropenis führt, nicht selten.

Die hormonelle Therapie (im Fall eines Mikropenis) für die Stimulation des Wachstums wird oft mit einer chirurgischen Rekonstruktion der Urethra kombiniert.



Epispadie


Die Epispadie ist eine viel seltenere Missbildung als die Hypospadie und kommt nur auf 1 / 300'000 Neugeborene vor. Sie tritt auch bei Mädchen auf (1 Mädchen: 5 Knaben). Dabei ist der Meatus urinarius auf der Oberseite des Penis bzw. der Klitoris lokalisiert.

In embryologischer Hinsicht ist diese Missbildung auf eine Einwanderungsstörung von Mesodermzellen im Laufe der 4. Entwicklungswoche zurückzuführen. Je nach Ausprägung resultiert eine Ekstrophie der Harnblase mit Epispadie oder nur eine isolierte Epispadie.

Mehr dazu

Dies Site (französisch) zeigt die klinischen Aspekte der Ekstrophia vesicae und der Epispadie.



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